Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Verbrauchertäuschung im Supermarkt
Vergackeiert
Carolin Nieder-Entgelmeier
Geschrieben am 06-03-2017 |
Bielefeld (ots) - Schwein in der Geflügelwurst, Mogelpackungen in
der Süßwarenabteilung oder alkoholfreies Bier mit Alkohol. Die
Täuschung von Verbrauchern ist Teil eines Supermarktbesuchs. Zwar
werden die Inhaltsstoffe von Lebensmitteln auf der Verpackung
aufgeführt, doch ohne Lupe und Biologiestudium sind diese Listen nur
schwer zu verstehen. Schlechte Nachrichten für alle Verbraucher: Auch
die vermeintlich einfache Entscheidung am Eierregal für Produkte aus
Käfig-, Boden-, Freiland- oder Biohaltung wird kompliziert. Durch den
Ausbruch der Vogelgrippe ändern sich die Haltungsbedingungen für
Legehennen, denn in weiten Teilen Deutschlands hat Geflügel
Ausgehverbot. Aus Regionen mit Stallpflicht kann es derzeit also
keine Eier aus Freiland- oder Biohaltung geben, doch als solches
werden sie verkauft. Möglich macht das die EU mit einer Verordnung,
die besagt, dass Eier zwölf Wochen lang als Freilandeier verkauft
werden dürfen, auch wenn die Hennen im Stall bleiben müssen. Für
Bioeier gilt das auch, sogar ohne zeitliche Befristung. Diese
Verordnung, die Verbraucher täuscht und konventionelle und
biologische Landwirtschaft ungleichmäßig betrifft, führt zu Betrug.
Niederländische Landwirte, die falsch deklarierte Freilandeier
verkaufen, oder das baden-württembergische
Landwirtschaftsministerium, das die Stallpflicht für einen Tag
aussetzt, um die EU-Frist auszuhebeln, wollen weitere finanzielle
Einbußen verhindern. Das ist verständlich, täuscht aber klar die
Verbraucher. Anstatt Verbraucher länger zu vergackeiern, sollte die
EU es Staaten und Produzenten ermöglichen, Eier zu den üblichen
Preisen zu verkaufen, allerdings nur mit einem Hinweis auf die
Stallpflicht.
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Neue Westfälische
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