NRZ: Schwarz und Geld drehen das Land - von MANFRED LACHNIET
Geschrieben am 14-05-2017 |
Essen (ots) - Was wurde alles über Armin Laschet gesagt: Zu
freundlich sei er, nicht angriffslustig. Selbst aus den eigenen
Reihen gab es Kritik, zuletzt auch noch von FDP-Chef Lindner. Doch
nun hat der 56-jährige Aachener es allen gezeigt. Man muss kein
Haudrauf sein, um eine Wahl zu gewinnen. Was vor wenigen Wochen noch
unmöglich schien, haben Laschet und seine CDU erreicht. Sie haben die
politische Führung in NRW komplett gedreht. Kanzlerin Merkel strahlt,
ihre buddhahafte Ruhe zieht offenbar mehr als die Vision eines
gerechten Aufbruchs, den Martin Schulz verkörpern wollte. Schulz und
seine SPD sind tief getroffen. Drei Niederlagen in nur wenigen Wochen
steckt man nicht so einfach weg. Fraglich, ob die SPD überhaupt noch
genügend Energie für den Bundestagswahlkampf im September aufbringen
kann. Hannelore Kraft hat die Konsequenzen gezogen, nachdem sie das
schlechteste Ergebnis in der Nachkriegsgeschichte ihrer Partei
eingefahren hat. Sie macht damit den Weg frei für eine erneuerte SPD;
dafür gebührt ihr Respekt.
Gleichwohl hat der Sieg von Laschets CDU vor allem mit der
landesweiten Unzufriedenheit mit Rot-Grün zu tun. Es war eine Wahl
gegen diese Koalition.
Der Unmut der Eltern nicht nur über G8/G9 sondern auch über
Unterrichtsausfall, marode Schulgebäude, der Ärger um die misslungene
Inklusion sowie die Unsicherheiten in Haupt-, Real- und
Sekundarschulen, haben der Landesregierung unzählige Sympathien und
Stimmen gekostet.
Es rächte sich, dass die SPD bei diesem wichtigen Thema Bildung
nicht einschritt und Löhrmann gewähren ließ. Nun stehen sie vor einem
Scherbenhaufen. Die einst erfolgsverwöhnten Grünen werden lange
brauchen, bis sie sich von dieser Abstrafung erholen.
Stimmen wird aber auch Innenminister Ralf Jäger gekostet haben.
Die Menschen wollen eben niemanden, der immer recht haben will. Kraft
hätte Jäger austauschen sollen, als die Kritik noch klein war.
Irgendwann war es dann zu spät.
Sollte es für Schwarz-Gelb reichen, dann wäre das eine große
Schmach für die Sozialdemokraten. Denn sie sahen sich nach dem Ende
der Rüttgers-Regierung als die angestammte Partei in NRW bestätigt.
Die Rüttgers-Episode werteten sie als Betriebsunfall. Diese Theorie
ist nun zerstört.
In einer Großen Koalition könnte die SPD zwar noch ein wenig
Gesicht wahren. Aber die große Niederlage vom 14. Mai wird ihren
Einfluss und beschränken. Und an Selbstbewusstsein mangelt es in
diesen Tagen eh.
Pressekontakt:
Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung
Redaktion
Telefon: 0201/8042616
Original-Content von: Neue Ruhr Zeitung / Neue Rhein Zeitung, übermittelt durch news aktuell
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