Mittelbayerische Zeitung: Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zu Donald Trump:
Geschrieben am 26-05-2017 |
Regensburg (ots) - Donald Trump übt gegenüber den saudischen
Alleinherrschern größere Zurückhaltung als bei den Alliierten der
Nato und EU. Der Export radikaler Prediger berührt diesen
US-Präsidenten weniger als der moderner Automobile. Das Land, aus dem
15 der 19 Terroristen vom 11. September stammen, belohnt er mit dem
größten Waffendeal aller Zeiten. Den transatlantischen Musterknaben
watscht er wegen des Handelsdefizits als "schlimm" ab - verkehrte
Welt. Dabei hatten sich Amerikas Freunde alle Mühe gegeben, den
schwierigen Gast in ihrer Mitte willkommen zu heißen. Beim
Nato-Treffen gingen die Verbündeten trotz Bedenken aus Paris und
Berlin neue Verpflichtungen im Kampf gegen den Terrorismus ein. Doch
Trump hatte auf diesem Teil der Reise anderes im Sinn. Rüde schob er
Regierungschefs zur Seite, riss dem französischen Präsidenten fast
den Arm aus und vergriff sich im Ton. Vergeblich warteten die
Verbündeten auf ein Bekenntnis zu der gegenseitigen
Bündnisverpflichtung nach Artikel 5, klare Worte zur Verteidigung der
Wertegemeinschaft oder gegen die russischen Aggressionen. Stattdessen
polterte Trump gegen die Verbündeten los, die zu wenig für ihre
Verteidigung täten und verknüpfte den Kampf gegen den Terror mit
einer strikteren Einwanderungspolitik. Eigentlich fehlte nur das Wort
"obsolet" bei seinem denkwürdigen Auftritt vor den Nato-Partnern. Das
wird so offiziell niemand sagen. Aber wer genau hinhört, kann die
Fortsetzung Trumps Wahlkampfrhetorik klar vernehmen. Der erste
Auftritt auf internationaler Bühne bestätigt, wovor Kenner Trumps
schon lange warnen. Dieser Präsident lässt sich von niemanden
einhegen und versucht bewusst, Nato, EU und Verbündete wie
Deutschland zu unterminieren. Hinweise auf diese Dissonanzen gab es
schon zu Beginn der Reise. Da führte Trump in Saudi-Arabien einen
Säbeltanz auf und verbeugte sich tief Verbeugung vor dem absoluten
Herrscher. Dass er König Salman mit dem biblischen König Solomon
verwechselte, sahen ihm die Saudis allzu gerne nach. Trump setzte auf
seiner ersten Auslandsreise vor allem falsche Signale. Der insgesamt
auf 350 Milliarden Dollar geschätzte Waffendeal mit den Saudis zeugt
entweder von gnadenlosem Zynismus oder gefährlicher Naivität. Seine
Appelle an Israelis und Palästinenser, zu einem "Ultimativen Deal" zu
gelangen, sind so rosig wie sie vage bleiben. Im Vatikan verpasste er
die Gelegenheit, beim Papst eine Kurskorrektur in Sachen Pariser
Klimaabkommen sowie bei Mauer und Massendeportation vorzunehmen. Bei
der als Feierstunde gedachten Eröffnung des neuen Nato-Hauptquartiers
in Brüssel kritisierte er die Alliierten schärfer als die Russen. Und
beim Handel stellte er sich mit seinem trotzigen Protektionismus ins
Abseits. Dass Barack Obama zeitgleich mit Trump in Europa weilte,
macht den Kontrast überdeutlich. Die Vision des
"America-First"-Präsidenten ist mit der bisher hochgehaltenen
Werte-Gemeinschaft wenig kompatibel. Trump führt sich auf der
Weltbühne als Botschafter eines Freundes ein, der sich selber zu
entfremden droht. Nach Abschluss dieser denkwürdigen Premiere bleibt
die nüchterne Erkenntnis, dass Europa für diesen Präsidenten eine
Eindämmungsstrategie braucht, um langfristigen Schaden von den
transatlantischen Beziehungen abzuhalten.
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