Allg. Zeitung Mainz: Durchwursteln? / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Rentenpolitk
Geschrieben am 26-06-2017 |
Mainz (ots) - Wer ein Leben lang ordentlich verdient, braucht sich
keine Sorgen um seine Rente zu machen - dieses Fazit einer Studie ist
gesamtgesellschaftlich wahrhaftig kein Trost. Es klingt vielmehr nach
dem bitteren Scherz: Lieber reich und gesund als arm und krank. Die
Anzahl gebrochener Erwerbsbiografien wird eher zu- denn abnehmen.
Erschwerend kommt hinzu, dass das Thema Rente auch bei denen, die
privat hätten vorsorgen können, lange als uncool galt, hedonistisches
Motto: "Leben tu ich doch heute." Schon; aber wer klug ist,
unterschätzt das eigene Rententhema trotzdem nicht. Beim Stichwort
"private Vorsorge" fällt sofort ins Auge: Es muss bald Schluss sein
mit der Nullzins-Politik in Europa, denn sie ist eine glatte
Enteignung der Sparer. Im Großen und Ganzen sehen die Rezepte der
Politik in Sachen Rentenstabilität nicht nach großem Wurf aus, eher
nach Durchwursteln mit Aufwallungen in Wahlkämpfen, nach Hoffen auf
eine gute Konjunkturlage mit hohem Beitragsaufkommen. Nach
derzeitigen Erkenntnissen führt der demografische Wandel unerbittlich
dazu, dass gemäß dem unstreitig sinnvollen Generationenvertrag immer
weniger Beitragszahler für immer mehr Rentner aufzukommen haben. Umso
wichtiger: die Bildungspolitik, damit die Beitragszahler zumindest
für ihre Jobs gerüstet sind, aber auch vernünftige, vorurteilsfreie
Migrations- und Integrationspolitik. Zuwanderung wird das deutsche
Demografieproblem nicht lösen, aber vielleicht mildern. Wenn alles
nicht hilft, wird der Staat mit Steuermitteln einspringen müssen. Er
muss solidarisch sein. Und die regierenden Parteien wollen Rentner
nicht als Wähler verlieren.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Liudmila Shkirtovskaya
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