(Registrieren)

Mittelbayerische Zeitung: Eine klare Strategie tut not / Nordkorea testet erfolgreich eine Interkontinental-Rakete, die Ziele überall in den USA erreichen kann. Der Atomstreit droht, gefährlich zu esk

Geschrieben am 29-11-2017

Regensburg (ots) - Der Zeitpunkt rückt näher, an dem Donald Trump
Farbe bekennen muss. Der "kleine Raketenmann" in Nordkorea ignoriert
seine kraftmeiernden Drohungen so sehr, wie die umsichtige Diplomatie
seines Vorgängers. Zumal Trump in einem CBS-Interview vom April eine
"rote Linie" gezogen hatte. Ohne "wenn" und "aber" erklärte der
Präsident, er werde die Entwicklung weitreichender Trägersysteme
durch Nordkorea nicht erlauben. Genau das ist mit dem erfolgreichen
Test der Hwagsong-15 nun geschehen. Die nach dem Kriegsgott "Mars"
benannte Rakete stieg ohne Vorwarnung mitten in der Nacht in einem
steilen Winkel rund 4475 Kilometer hoch auf, legte dann über 53
Minuten in östliche Richtung eine Distanz von 950 Kilometern zurück,
bevor sie jenseits der japanischen Honshu-Insel ins Meer stürzte.
Unabhängige Experten bestätigen, die weiterentwickelte
Interkontinentalrakete könne jedes Ziel in den USA erreichen. Unklar
blieb, ob die Interkontinental-Rakete auch mit der vollen Last eines
Atomsprengkopfs diese Reichweite erzielen könnte. Das gleiche gilt
für die Fähigkeit der Nordkoreaner, einen Sprengkopf auf die Rakete
zu montieren, sicherzustellen, dass dieser den Wiedereintritt in die
Atmosphäre übersteht, und ein vorbestimmtes Ziel zu treffen. Bisher,
so die Fachleute, seien die Raketen bloß in den Pazifik gefallen.
Egal, wie die Kapazitäten des Regimes im Moment auch sein mögen,
technologisch handelt es sich nur um eine Frage der Zeit, wann
Nordkoreas Raketenbauer auch dieses Problem meistern werden. Trump
reagierte zunächst kryptisch auf die neuerliche Provokation, mit der
Nordkorea nicht nur seine neue Raketentechnik testete, sondern auch
den Willen der Supermacht. "Wir werden uns um die Angelegenheit
kümmern", erklärte der US-Präsident, der dem kommunistischen Land bei
der Vollversammlung der Vereinten Nationen im September mit der
"totalen Zerstörung" gedroht hatte. Später kündigte er neue "größere
Sanktionen" an. Dass Trump damit einmal mehr das tut, was seine
Vorgänger auch schon taten, lässt hoffen. Vielleicht gelangt der
Präsident zur Einsicht, dass es keine militärische Lösung des
Atomstreits gibt, die moralisch erlaubt wäre. Ein Krieg auf der
koreanischen Halbinsel hätte das Potenzial nuklear zu eskalieren und
sich schnell zu einem größeren Konflikt in der Region auszuweiten.
Zur Erinnerung: Der erste Korea-Krieg brachte weit über 2,5 Million
Menschen den Tod, darunter mehr als 36 000 US-Soldaten. Das war 1950,
zu einer Zeit, als die Waffentechnik noch nicht so zerstörerisch war
wie heute. Wer hier leichtfertig mit den Säbeln rasselt, versteht den
Ernst der Lage nicht. Oder nimmt die potenziellen Konsequenzen
billigend in Kauf. Damit ist das Dilemma der Trump-Politik gegenüber
Nordkorea klar umrissen. Es fehlt ihr an Glaubwürdigkeit. Und Kim
Jong Un hat diese konzeptionelle Schwäche mit dem Test der
Interkontinentalrakete offengelegt. Der Präsident muss das
strategische Kuddelmuddel endlich beenden. Statt mit "totaler
Vernichtung" zu drohen, die auch das Leben der rund 25 000
US-Soldaten in Südkorea sowie Millionen Zivilisten in der Region in
Gefahr bringt, sollte er eine Eindämmungspolitik verfolgen. Eine
solche Strategie hielt einen paranoiden Massenmörder wie Stalin in
Schach, der über ein wesentlich größeres atomares
Vernichtungspotential verfügte. Und sie wird auch Kim abschrecken.
Vor allem wäre sie ehrlich und schaffte dringende Klarheit in einer
Situation, die andernfalls gefährlich außer Kontrolle zu geraten
droht.



Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de

Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

616459

weitere Artikel:
  • RNZ: Dialogbereit? Christian Altmeier über den neuen Raketentest in Nordkorea Heidelberg (ots) - Zugleich wecken die jüngsten Äußerungen und Reaktionen aber auch Hoffnungen auf eine mögliche Annäherung. Die Behauptung Nordkoreas, dass die Entwicklung seiner Atomstreitmacht nun abgeschlossen sei, kann man zwar getrost als Propaganda abtun. Doch weist die Äußerung auch darauf hin, dass das Land dazu bereit sein dürfte, auf weitere Tests zu verzichten. US-Präsident Donald Trump wiederum überraschte durch eine ungewöhnlich verhaltene Reaktion, die auf das übliche Säbelrasseln weitgehend verzichtete. Unter chinesischer mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Nordkorea am Ziel Düsseldorf (ots) - Nordkorea, das ist leider keine neue Erkenntnis, ist auf seinem Weg zur Atommacht nicht zu stoppen - es sei denn mit Waffengewalt. Aber vor einem neuen Koreakrieg schreckt selbst ein Donald Trump zurück. Nun verkündet das Kim-Regime nach einem erneuten Raketentest, es sei mit seiner Nuklearrüstung am Ziel. Militärisch gesehen ist das noch übertrieben. Die Diktatur hat bisher nur bewiesen, dass sie die technischen Fähigkeiten und die nötige Entschlossenheit hat, um morgen die ganze Welt mit Atomwaffen zu bedrohen. mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Milliardengrab Stuttgart 21 Düsseldorf (ots) - Es gibt gute Gründe für den neuen Bahnhof Stuttgart 21, aber auch gute dagegen. Nicht akzeptabel ist aber das zynische Spiel mit den Kosten. Wenn Bürger über ein solches Projekt entscheiden, dürfen diese Kosten nicht schön gerechnet werden. Das ist aber vor dem letztlich bindenden Bürgervotum in Baden-Württemberg geschehen. Denn mögliche Kostensteigerungen wurden von den Befürwortern stets kleingeredet. Es wird jetzt weitergebaut, weil alles andere verrückt wäre. Aber die Vorspiegelung falscher Tatsachen wird auf mehr...

  • Rheinische Post: Kommentar: Fall Schmidt ist für SPD bittersüße Versuchung Düsseldorf (ots) - Der Ball liegt in dieser Woche für die SPD auf dem Elfmeterpunkt. Martin Schulz und seine Parteifreunde müssten nach dem törichten Vorgehen des CSU-Agrarministers in Sachen Glyphosat doch nur noch schießen. Treffer garantiert, oder? Leider ist es so einfach nicht. Denn die Causa Schmidt bietet den Sozialdemokraten höchstens eine bittersüße Versuchung. Einige von ihnen behaupten mit Fug und Recht, die Autorität der Kanzlerin sei angeknackst. Wenn es weder Merkel noch ihr Kanzleramtschef vermochten, den Alleingang mehr...

  • Schwäbische Zeitung: Fatales Ende eines Machtkampfs - Ein Kommentar um den Machtkampf beim Automobilzulieferer ZF Ravensburg (ots) - Der Machtkampf ist entschieden, die Tage von Stefan Sommer als Vorstandsvorsitzender des Autozulieferers ZF sind gezählt. In den vergangenen Monaten ist mehr als deutlich geworden, dass in Sommer und seinem Kontrahenten OB Andreas Brand zwei Männer aufeinandergetroffen sind, die für sich jeweils legitime, für die Struktur des Unternehmens ZF aber unvereinbare Ziele verfolgen. Der Bürgermeister sorgt sich um den Standort Friedrichshafen und die Auszahlung der Dividende an seine Stadt, der ZF über die Zeppelin-Stiftung mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht