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Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zu Nordkorea

Geschrieben am 29-11-2017

Bielefeld (ots) - Die Welt ist seit gestern eine andere, keine
bessere. Nordkoreas neue Rakete vom Typ Hwasong-15 hat eine
Reichweite von 13.000 Kilometern. Wenn Kim Jong Un, den Donald Trump
»kleinen Raketenmann« nennt, wollte, könnte er das Ferienanwesen des
US-Präsidenten in Florida treffen.

Natürlich scheint dieses Szenario unwahrscheinlich, weil es
erstens Abwehrtechnik gibt und zweitens Selbstmord wäre. Aber allein
das Wissen um die Möglichkeit eines Angriffs aus Nordkorea auf
amerikanisches Festland löst in den USA ein Gefühl der Verwundbarkeit
aus - bei Menschen und Politikern.

Die jüngste Provokation aus Pjöngjang hat eine andere Kategorie
als die Raketentests zuvor. Nordkorea schickt sich an, militärisch
auf eine Stufe mit China, Russland und den USA zu steigen - hat
allerdings noch nicht nachgewiesen, dass seine interkontinentalen
Trägerraketen schwere Atomsprengköpfe zielsicher transportieren
können.

Donald Trump hat gestern zurückhaltend reagiert. Der Mann, der in
dem Ruf steht, sich leicht provozieren zu lassen, hat seine bei den
Vereinten Nationen ausgesprochene Drohung der »totalen Zerstörung«
des stalinistischen Regimes noch nicht wiederholt.

Der US-Präsident dürfte klug genug sein, um eines zu wissen: Für
diesen Konflikt kann es keine militärische Lösung geben. Andererseits
hat er mehrfach vollmundig erklärt, dass er genau das nicht zulassen
werde, das gerade geschehen ist: die direkte Bedrohung der USA durch
Kim Jong Un.

Das ist Trumps Dilemma: Wenn er seinen Worten Taten folgen lässt,
um als Person glaubwürdig zu bleiben, entfacht er mit ziemlicher
Sicherheit einen Krieg von unabsehbarer Tragweite - technologisch wie
geografisch.

Nun sollen wieder einmal die Sanktionen verschärft werden. Das ist
nicht mehr als ein Reflex, der die ganze Ratlosigkeit im Umgang mit
den Steinzeit-Kommunisten zeigt. Aber mehr ist im Moment nicht drin,
auch weil Russland und China eigene Interessen verfolgen. Beide
Staaten haben eine Landgrenze mit Nordkorea. Das bedeutet nicht
zwangsläufig, dass sie die Militärtechnologie für das Raketenprogramm
geliefert haben. Raketenexperten wie der Raumfahrttechnik-Professor
Robert Schmucker von der Technischen Universität (TU) München
verdächtigen Russland nicht als Staat, sondern Kriminelle aus der
Armee.

Wie dem auch sei: Um den Konflikt zu beruhigen, braucht es ein
internationales Abkommen, ähnlich dem mit Iran. Das ist alles andere
als optimal, aber eben besser als nichts.

Nordkorea muss aufhören, seine Nachbarn zu bedrohen, und soll
seinerseits sicher sein, nicht angegriffen zu werden. Klingt einfach,
ist es aber nicht. Weil niemand weiß, ob Kim Jong Un auf seine
Drohgebärden zu verzichten bereit ist.



Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261

Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell


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