Neue Westfälische (Bielefeld): Kommentar
Personalwechsel bei der CSU
Seehofer, kein Mann mit Zukunft
Rasmus Buchsteiner, Berlin
Geschrieben am 04-12-2017 |
Bielefeld (ots) - Halb zog man ihn, halb sank er hin. Horst
Seehofer ist nun ein geschrumpfter Riese in der Welt der CSU. Im
Frühjahr hatte er seine ursprüngliche Rückzugsankündigung für das
Jahr 2018 wieder leise einkassiert - und seine möglichen Erben
gegeneinander ausgespielt. Es gab kaum Widerspruch oder Murren, die
Partei folgte ihm. Doch nach dem CSU-Debakel bei der Bundestagswahl
wuchs erneut die Unruhe: Seehofer, der 2013 die absolute Mehrheit in
Bayern zurückerobert hatte, wird die Wiederholung dieses Erfolgs
nicht zugetraut. Hätte er jetzt im Freistaat den Weg nicht frei
gemacht für seinen Erzrivalen Markus Söder, der im Frühjahr in die
Münchener Staatskanzlei einziehen soll - die Christsozialen wären
noch tiefer ins Chaos gestürzt. Etwas, woran viele Spitzenpolitiker
scheitern, ist auch Seehofer nicht gelungen: den Zeitpunkt zu finden
für einen würdigen Abschied aus der ersten Reihe. Ohne die Politik
kann er nicht. Auf das Ministerpräsidentenamt in Bayern verzichtet er
nun nicht etwa freiwillig, sondern weil ihn seine Leute ultimativ
dazu gezwungen haben. Den CSU-Vorsitz indessen will Seehofer nicht
hergeben. Das Amt bietet ihm eine Möglichkeit, das Ende seiner
politischen Laufbahn hinauszuzögern. Doch was genau will Seehofer mit
der gewonnen Zeit anfangen? Will er nach Berlin gehen? Sich einen
Kabinettsposten geben lassen, etwa das Sozialministerium, in dem er
einst als Staatssekretär unter Norbert Blüm angefangen hatte? Auch
wenn CSU-Granden, die bei den Jamaika-Sondierungen dabei waren,
Seehofer eine hervorragend sachkundige Verhandlungsführung
bescheinigen: Sein bundespolitisches Comeback wäre verbunden mit
einem massiven Autoritätsverlust. Er hätte sich der
Kabinettsdisziplin unterzuordnen, wäre einer unter vielen. Seehofer
ist kein Mann mit Zukunft. Um erfolgreich zu sein, braucht eine
Partei wie die CSU ein Machtzentrum, nicht zwei. Dass er und sein
Rivale Söder, die sich einander zuletzt nur der "Schmutzelei"
bezichtigt haben, plötzlich als "Dream-Team" funktionieren, ist mehr
als unwahrscheinlich. Abgesehen davon: Die CSU hat in der
Vergangenheit mit Doppelspitzen keine besonders guten Erfahrungen
gemacht. Von Aufbruchstimmung ist in München keine Spur. Die
Nervosität der Christsozialen mit Blick auf die Landtagswahl 2018
wird in nächster Zeit eher zu- als abnehmen. Für die Berliner Bühne
bedeutet das: Die CSU wird noch unberechenbarer und rauflustiger
auftreten, als sie es in den vergangenen Jahren ohnehin getan hat.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
617123
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): Streitfreudige Deutsche
Zu Recht Recht einfordern
Friderieke Schulz Bielefeld (ots) - Jeder Vierte von 100 Deutschen ist 2016 in einen
Streit verwickelt gewesen. Zwar werden für die Advocard-Studie
bereits Kontaktaufnahmen mit der Rechtsschutzversicherung als
Streitfälle gezählt, die Zahlen zeigen dennoch einen Trend auf. Von
Verrohung der Gesellschaft, von Streitfreude sprechen jetzt die
einen. Man kann diese Entwicklung aber auch positiv werten. Denn die
zunehmende Zahl der Fälle zeigt unterm Strich, dass die Deutschen
viel besser über ihr Recht informiert sind und dieses auch
einfordern. Die Experten mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Kommentar zum Jemen Stuttgart (ots) - Der Tod des einstigen Despoten Ali Abdullah
Saleh markiert eine Zäsur für das gequälte Land, die jedoch die
Kämpfe zwischen allen Fraktionen neu anfachen könnte. Die Huthis
haben nichts mehr zu verlieren. Und nach dem Marschbefehl für die
Regierungstruppen, Sanaa zurückzuerobern, könnte der legendären
Weltkulturerbe-Metropole nun das gleiche Schicksal drohen, wie zuvor
Aleppo und Mosul, Homs und Rakka. Und so dreht sich die Spirale der
Gewalt und Zerstörung weiter. Sie wird nun auch den Jemen
verschlingen, seit mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Im Risiko / Kommentar von Patrick Körber zur SPD Mainz (ots) - Es ist paradox: Eigentlich müsste sich eine Partei
auf die Chance freuen, dieses Land mitregieren zu können. Doch ist
das Risiko für die SPD groß, erneut in eine Große Koalition
einzutreten. Die Sozialdemokraten waren im Bündnis mit der CDU die
eindeutigen Verlierer. Wieder vier Jahre im Schatten von Angela
Merkel könnten zu weiteren dramatischen Stimmenverlusten führen.
Außerdem würde die Glaubwürdigkeit leiden, nachdem der gescheiterte
Kanzlerkandidat Martin Schulz angekündigt hatte, in die Opposition zu
gehen. Der mehr...
- Allg. Zeitung Mainz: Mia san Mia / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur CSU Mainz (ots) - Der brillanteste und schärfste Kritiker, den die CSU
je hatte, war vermutlich der Zeitungsredakteur Herbert Riehl-Heyse,
eine Ikone der schreibenden Zunft, geboren in Altötting (!), leider
allzu früh verstorben: "CSU - Die Partei, die das schöne Bayern
erfunden hat", so der Titel eines seiner Werke. Und wem das "mia san
mia" des ruhmreichen FC Bayern griffiger erscheint - für die CSU gilt
es allzumal. Selbstredend gilt für die CSU auch: Nichts ist fataler
als Misserfolg. Gerade die Politik kennt keine Gnade. Da gilt das mehr...
- Westfalenpost: Ein Vorschlag zur Unzeit / Kommentar von Matthias Korfmann zu Abschiebungen nach Syrien Hagen (ots) - Kriminelle Syrer sollen schon bald in ihre Heimat
abgeschoben werden. Auf diese Haltung einigen sich gerade zahlreiche
CDU-Innenminister. Auch Herbert Reul aus NRW lässt durchblicken, dass
er sich damit angefreundet hat. Ein populistischer Vorstoß ist das,
der an der Bürgerkriegswirklichkeit in Syrien vorbeigeht, und von dem
offenbar das Signal ausgehen soll, dass die Union doch noch "Law and
order" kann. Von dauerhaft befriedeten Regionen kann aber in Syrien
absehbar noch keine Rede sein. Und mit wem wollen deutsche Behörden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|