Allg. Zeitung Mainz: Nicht lustig - Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Koalitionsbildung
Geschrieben am 12-12-2017 |
Mainz (ots) - Wahrscheinlich gehen die aktuellen Gespräche über
denkbare Parteienbündnisse als die verbal kreativsten aller Zeiten in
die Geschichte ein. Die Fastnachter wetzen schon die Messer. Jetzt
also "KoKo". Vor vielen Jahren prägten junge Obrigkeitsgegner für den
ehrenwerten rheinland-pfälzischen Kultusminister, er hieß Bernhard
Vogel, die Abkürzung "Ku.Mist". Man kann das lustig finden, muss es
aber nicht. Es geht in Berlin jetzt darum, eine stabile und
leistungsstarke Regierung zu bilden. Rein taktisch könnte sich die
SPD, weil sie umworben wird, beruhigter fühlen als die Union. Tut sie
aber nicht. Schon aus Prinzip nicht. Erstens, weil das
20-Prozent-Ergebnis noch - und noch lange - auf der Seele brennt.
Zweitens, und das hat die SPD in den Genen, ist diese Partei nicht
glücklich, wenn sie nicht sich und ihre Chefs quälen kann. Nicht
zuletzt, drittens: Der Groll gegen Merkel sitzt enorm tief. Die hat
es fertig gebracht, Erfolge der SPD als eigene zu verkaufen. Durchaus
unverschämt. Hinterlistige Frage: Ist das Merkels Schuld alleine?
Jetzt: neues Spiel, man sieht sich im Leben immer zweimal.
Mittlerweile hat sich gezeigt, dass Schulz nicht im Entferntesten der
souveräne SPD-Chef ist, als den ihn der Hype im März erscheinen ließ.
Er hat die Parteilinken im Nacken und, genau so brisant, den
unberechenbaren Gabriel. Schulz muss liefern, sonst droht ihm
baldiges Mitleid. Balkone sind dekorativ, gleichwohl
absturzgefährdet, wie man seit Romeo und Julia weiß, und seit
Jamaika. Es muss jetzt stringent verhandelt werden, Zielrichtung
GroKo. Wenn sich das als unmöglich herausstellt, was es wahrhaftig
nicht muss, dann: Neuwahlen. Und keine Fastnachtssprüche.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Peter Schneider
Newsmanager
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