Allg. Zeitung Mainz: Tote mahnen - Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Entschädigung von Terror-Opfern
Geschrieben am 13-12-2017 |
Mainz (ots) - Der Terroranschlag von Berlin: ein Trauma - dem
weitere folgten, weil Angehörigen unfassbare Dinge widerfuhren. Kurt
Beck sagt dazu etwas, das erschreckt und aufrütteln muss: "Wir waren
nicht ausreichend vorbereitet." Beck, seit mehr als vier Jahrzehnten
Politiker, fast 20 Jahre Ministerpräsident, hat viel gesehen, etwa
Opfer des Flugzeugunglücks von Ramstein 1988. Nun ist er Ombudsmann
im Berliner Fall. Er macht klare Ansagen. Die Republik sollte ihm
zuhören. Wenn er formuliert, Deutschland "lerne gerade" den Umgang
mit Terror, löst auch das Erschrecken aus: Unsere gut sortierte
Bundesrepublik, in der alles geregelt ist, von der Kehrwoche bis zum
Verfallsdatum von Glühbirnen - nur bedingt abwehrbereit? Obwohl seit
Nine Eleven volle eineinhalb Jahrzehnte Zeit war zu lernen? Beck hat
auch viel Unterstützung erfahren, von Bürgern, Behörden,
Versicherungen, dem Weißen Ring. Dennoch: Noch nie trat so klar
zutage, wie viel noch im Argen liegt. Zwar gilt: keine Panik. Aber
vielleicht haben wir uns doch zu vieles schöngeredet.
Opferentschädigung: Das deutsche Recht tut sich traditionell quälend
schwer, Hinterbliebenen von Gewalttaten Geld zuzusprechen.
Dilettantismus einzelner Polizeibehörden beim Umgang mit dem
Attentäter: eine Verschärfung des Traumas. Und dass Hinterbliebene
mangelhafte Zuwendung vonseiten des Staates, in Sonderheit der
Kanzlerin, beklagen - auch das ist eine bittere Mahnung und ein
Fanal. Alles sollte auf den Prüfstand. Es gilt, Aufgaben zu erfüllen
und Dinge zu ändern, im Gedenken an die Toten. Entscheidend sind
dabei auch Empathie und Herzensbildung. Die lassen sich freilich
nicht verordnen.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Peter Schneider
Newsmanager
Telefon: 06131/48590
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