Rheinische Post: Kommentar /
Farbe bekennen
= Von Jan Drebes
Geschrieben am 15-12-2017 |
Düsseldorf (ots) - Martin Schulz ist im Begriff, seine Partei auf
einen riskanten Kurs zu manövrieren. Kommt die große Koalition,
könnte der linke Flügel mit Schulz brechen. Wird eine große Koalition
verhindert, kommen nur noch instabilere Modelle wie die
Kooperationskoalition oder eine Minderheitsregierung in Betracht. Das
wiederum könnte für Schulz bei fast absehbaren Neuwahlen bedeuten,
dass er sein Amt räumen müsste. Gleichzeitig bleibt ihm nur dieser
eine Kurs. Schulz, unter Druck gesetzt von einem Teil seiner eigenen
Leute und nicht zuletzt vom Bundespräsidenten, darf sich Gesprächen
mit der Union nicht länger verweigern. Die Beschlüsse sind da. Das
Land und Europa warten auf eine neue Bundesregierung. Wie kaum zuvor
in seiner politischen Karriere benötigt Schulz nun all sein
Verhandlungsgeschick, um mit seinem Sondierungsteam genug Punkte für
die SPD zu sammeln. Doch dazu muss er endlich Farbe bekennen. Alle
ahnen, dass er für die große Koalition ist. Auch die Unionsseite ahnt
das oder weiß es gar schon. Und sie wird Schulz nun ebenfalls unter
Druck setzen, klare Ansagen zum Verhandlungsziel zu machen.
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