Mittelbayerische Zeitung: Illustration eines Verfalls / Kommentar zum Hype um Oprah Winfrey
Geschrieben am 09-01-2018 |
Regensburg (ots) - Der Hype um Oprah Winfrey illustriert den
fortschreitenden Verfall des politischen Diskurses in den USA. Die
Verschmelzung von Unterhaltung und Staatskunst in der Pop-Kultur des
Landes reduziert das Ringen um bessere Programme und Ideen zu einem
schnöden Beliebtheits-Wettbewerb. Heraus kommt ein oberflächlicher
Personenkult. Mein Superstar gegen deinen Superstar. Ein trauriges
Spektakel, das von der Last der inhaltlichen Auseinandersetzung mit
der komplexen Welt befreit. Politik verkommt so vollends zum
Showgeschäft, das dominiert, wer die immer kürzen Aufregungs-Zyklen
der Medien mit plakativen Botschaften befeuert. Bevorzugt über die
asozialen Netzwerke, die virtuelle Realitäten schaffen, die mit der
Wirklichkeit oft wenig gemein haben. Ein Ergebnis dieser kollektiven
Aufmerksamkeitsstörung ist Donald Trump. Das von ihm kultivierte
Image befriedigt die Sehnsucht eines guten Teils der USA nach einem
starken Führer. Seine Wahl lässt sich als ultimative Reduktion von
Komplexität begreifen. Die Verlockung für das andere Amerika ist
verständlicherweise groß, diesem Modell zu folgen. Befreit es doch
von den lästigen Flügelkämpfen und der Sinnsuche einer Partei, die
nicht so richtig weiß, was sie will. Wer schert sich schon, ob Oprah
Winfrey etwas vom Regieren versteht? Bleibt zu hoffen, dass die
Demokraten zu besserer Einsicht gelangen. Regieren ist ein ernstes
Geschäft. Erfahrung zählt. Und Reality-TV-Stars sollten bei dem
bleiben, was sie am besten können.
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