Neue Westfälische (Bielefeld): SPD debattiert über die Ergebnisse der Sondierung
Zwischen Gesinnung und Verantwortung
Thomas Seim
Geschrieben am 14-01-2018 |
Bielefeld (ots) - Der Streit zwischen Gesinnung und Verantwortung
ist der Markenkern der SPD. Keine andere Partei ringt so mit sich
selbst um den Ausgleich dieser Eckpunkte menschlichen Handelns. Das
zeichnet die SPD aus, macht es aber für Unterhändler schwierig.
Nüchtern betrachtet haben die Gesinnungsethiker um Jungsozialisten
und linken Flügel das leichtere Spiel. Man kann von den
Vereinbarungen mit der Union sagen, dass sie nicht genug vom
SPD-Programm widerspiegeln. Es ist eben kein glänzender Pokal, den
Parteichef Schulz bei den Delegiertenvorbesprechungen in NRW
präsentieren kann. Es sind nur ein paar Medaillen. Nicht überraschend
also, dass die Gesinnung, das Herz "Nein" sagen will. Ein gutes
Gewissen ist halt ein sanftes Ruhekissen. Vielmehr haben die Gegner
einer Koalition nicht zu bieten. Wie sie konkret das Leben der
Menschen besser machen können - dazu haben sie außer ein paar Ideen
in Anträgen für Parteitage bislang nicht viel beigetragen. Und
Parteitagsbeschlüsse sind eben keine verbindlichen
Politik-Ergebnisse. Oder anders: Opposition wäre ein schönes und
bequemes Sofa fürs Bewusstsein und die Wertigkeit von
Parteitagsprogrammen. Für die Wähler der SPD bringt es: Nichts. Für
die etwas zu erreichen - das ist vor allem das Ziel der
Verantwortungsethiker. Sie verstehen sich in der Regierung stets sehr
schnell den Werten aller verpflichtet. Oft macht das den SPD-Zugriff
auf die Politik wenig, zu wenig oder gar nicht sichtbar - vor allem
in großen Koalitionen. Das ist ein Problem der SPD und eine Ursache
für das Misstrauen, das den Unterhändlern derzeit begegnet. Die
erfolgreichsten Phasen der Sozialdemokratie gab es dann, wenn sie
Gesinnungs- und Verantwortungsethik in einen Ausgleich gebracht hat.
Das gilt etwa für die Alt-Kanzler Brandt und Schmidt. Die Erinnerung
an deren - bei aller gegenseitiger Kritik und Konkurrenz - engste
Zusammenarbeit in diesem Ausgleich wird oft verdrängt. In dieser
Woche muss der SPD dieser Ausgleich gelingen, wenn sie den Anspruch
halten will, die Zukunft - ihre eigene und die des Landes -
selbstbestimmt zu gestalten. Vielleicht hilft beiden Lagern ja ein
Passus in den Vereinbarungen, der bisher wenig beachtet ist: Für die
Mitte der Legislatur ist eine Bestandsaufnahme vereinbart mit der
Verpflichtung - auch der Union - neue Vorhaben zu vereinbaren. Darin
verstecken sich: eine Nachbesserungschance für die SPD und ein
Ausstiegsszenario für alle Koalitionäre; und sogar das Ende von
Merkels Kanzlerschaft.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
Original-Content von: Neue Westfälische (Bielefeld), übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
621675
weitere Artikel:
- Westfalenpost: Nina Grunsky zur Zahl der Organspender Hagen (ots) - Deutschland scheint herzlos: Die Zahl der
Organspender hat im vergangenen Jahr in der Bundesrepublik den
tiefsten Stand seit 20 Jahren erreicht. In NRW kamen auf eine Million
Bürger nur 8,2 Organspender - so wenige wie in keinem anderen
Bundesland. Zahlen, die nur zum Teil mit den Skandalen früherer Jahre
zu erklären sind, die Vertrauen zerstört haben. Die Bemühungen, etwas
gegen diesen Vertrauensverlust zu tun, sind allerdings nicht einmal
halbherzig. Seit dem Jahr 2012 gilt hierzulande die so genannte
Entscheidungslösung: mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Es fehlt an Vertrauen / Kommentar von Laura Réthy zur Organspende Berlin (ots) - Kurzfassung: Das Problem liegt auch an den Orten,
an denen die Organe entnommen werden. Denn zwar steigt die Zahl der
Deutschen, die bereit wären, ein Organ zu spenden. Trotzdem geht die
Zahl der tatsächlich gespendeten Organe zurück. Ein Widerspruch, der
sich auflösen ließe - mit Zeit und Geld. In den Entnahmekliniken gibt
es Beauftragte, die sich um die Organisation von Transplantationen
kümmern. Sie sollen Brücken bauen zwischen Leben und Tod, mit
Angehörigen in ihren wohl schwersten Stunden sprechen - all das tun mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Zahl der Organspender erreicht neuen Tiefpunkt
Entscheidung um Leben und Tod
Carolin Nieder-Entgelmeier Bielefeld (ots) - Jedes Jahr sterben in Deutschland 1.000
Menschen, während sie auf ein neues Organ warten. Patienten, die mit
neuen Organen weiterleben könnten. Trotzdem hat die Zahl der
Organspender einen Tiefstand erreicht. Dabei ist die
Organspendebereitschaft groß. Umfragen belegen, dass 80 Prozent der
Deutschen der Organspende positiv gegenüberstehen. Eine Entscheidung
haben die meisten trotzdem nicht gefällt. Die Folge: Jedes Jahr 1.000
Tote und eine Warteliste mit 10.000 Schwerkranken. Während sich die
Politik in Deutschland mehr...
- Rheinische Post: Neue Nahost-Politik
Kommentar Von Gregor Mayntz Düsseldorf (ots) - Ausbildung und Ausrüstung von kurdischen
Peschmerga im Nordirak waren hierzulande nicht unumstritten. Erst
Recht die direkte Unterstützung der Bombardierung von IS-Stellungen
in Syrien und im Irak durch Tornado-Aufklärer und Luftbetankung.
Vertreter der "Besser-Raushalten"-Attitüde dürften es nicht
gutheißen, dass Deutschland sich militärisch nun sogar noch stärker
im Nahen Osten engagiert und etwa Jordanien im großen Stil
unterstützt. Doch wer die Bekämpfung der Fluchtursachen ernst nimmt,
der darf es nicht bei mehr...
- Rheinische Post: Unangebrachter Spott
Kommentar Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Christian Lindner, der forsche FDP-Chef, mag
seine Gründe gehabt haben, das Jamaika-Bündnis scheitern zu lassen.
Dass er sich jetzt - wie beim Neujahrsempfang seiner Partei geschehen
- über Kanzlerin Merkel und ihren angeblich mangelnden Mut zu
umfassenden Änderungen lustig macht, bringt ihm vielleicht den
Beifall der liberalen Basis, aber kaum den der Bürger ein. Es war
Lindner, der es nicht geschafft hat, die Kanzlerin, etwa in einem
Vier-Augen-Gespräch, für seine Vorstellungen einer grundlegenden
Neuerung Deutschlands mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|