Neue Westfälische (Bielefeld): Parteitag
Grüne Projektionsflächen
Marina Kormbaki, z. Zt. Hannover
Geschrieben am 28-01-2018 |
Bielefeld (ots) - Deutschland hat eine grüne Volkspartei. Diesem
Eindruck konnte erliegen, wer am Wochenende die Nachrichten verfolgt
hat. Grün, grün, grün auf allen Kanälen. Der lässige Robert Habeck an
der Seite der kämpferischen Annalena Baerbock - zwei frisch und
dynamisch auftretende Parteichefs, die richtig was bewegen wollen.
Doch die Begeisterung auf dem Grünen-Parteitag und die Sympathien
darüber hinaus lenken ein wenig ab von der trüben Wirklichkeit: Die
Grünen sind im Bund bloß eine 8,9-Prozent-Partei, kleinste Fraktion
im Bundestag. Und ihre großen Anliegen - die offene Gesellschaft und
der Klimaschutz - sind arg in der Defensive. Dass dem neuen
Grünen-Spitzenduo nun die Herzen zufliegen, ist gewiss in der
Glaubwürdigkeit beider begründet. Schleswig-Holsteins Umweltminister
Habeck gelingt es wie nur wenigen, Politik als aufrichtiges Bemühen
um ein besseres Leben für möglichst viele darzustellen. Und die
Brandenburger Bundestagsabgeordnete Baerbock streitet mit
Leidenschaft für ihre Anliegen, ob für den Kohleausstieg in der
Lausitz oder gegen die Armut von Kindern. Es ist aber auch die
Unbekanntheit Habecks und, mehr noch, Baerbocks, die die Hoffnungen
nährt, die an beide gestellt werden. Beide Politiker stellen eine
Projektionsfläche für vielerlei Sehnsüchte dar. Sehnsüchte, die nicht
so sehr in der Sorge um das Bienensterben und der Verbundenheit mit
grüner Programmatik gründen, sondern tiefer liegen: in einem
Überdruss an der Berliner Politik. Die Bundestagswahl hat nahezu alle
größeren Parteien tief verunsichert zurückgelassen. CDU und SPD
suchen seither nach zündenden Ideen, um für sich zu werben. Ihr
Spitzenpersonal verspricht fortwährend "Erneuerung" und "Aufbruch".
Dabei sind die ermattete Angela Merkel und der taumelige Martin
Schulz Beweis genug, dass dieses Versprechen leer ist. Die
Taktierereien auf dem Weg zur nächsten GroKo rufen bei vielen Bürgern
bestenfalls Schulterzucken hervor. Dann ist da noch das stark
ausgeprägte Bedürfnis nach Abwechslung und Unterhaltung - was
allerdings mehr über die Gemütslage des Publikums verrät als über die
tatsächliche Lage des Landes. All dem setzen die Grünen mit Habeck
und Baerbock nun kameratauglichen Elan und Eloquenz entgegen. Als
Chefs einer so streitlustigen Partei wie den Grünen werden ihre
Qualitäten jedoch vor allem dann gefragt sein, wenn die Kameras aus
sind. Den anderen Parteien wiederum sollte der neue Reiz der Grünen
Mahnung sein, die Stimmung des Überdrusses nicht zu unterschätzen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
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