Rheinische Post: Kommentar /
Giftige Boomzeiten
= Von Antje Höning
Geschrieben am 28-01-2018 |
Düsseldorf (ots) - Boomzeiten sind schlechte Zeiten für
Tarifverhandlungen - jedenfalls aus Sicht der Arbeitgeber. Das
erfahren gerade Metall- und Elektroindustrie. Die Forderung der IG
Metall ist eine Zumutung - nicht wegen der Lohnwünsche, sondern wegen
der 28-Stunde-Woche mit Lohnausgleich. Die Gewerkschaft will die
Unternehmen für Aufgaben wie Pflege und Kinderbetreuung zahlen
lassen, die allenfalls eine gesellschaftliche ist. Doch weil die
Orderbücher voll sind, ist die IG Metall mächtig wie nie. Schon
24-Stunden-Warnstreiks werden der Autoindustrie weh tun. Hier werden
sich die Arbeitgeber kreative Zugeständnisse einfallen lassen müssen.
Boomzeiten sind auch schlechte Zeiten für Koalitionsverhandlungen.
Die Pläne der Groko-Sondierer lesen sich bereits wie ein
Wünsch-dir-was auf Kosten der Steuer- und Beitragszahler. Um den
Zankapfel Bürgerversicherung aus dem Weg zu räumen, dürfte sie
weitere Milliarden nachlegen. Eigentlich müssten sie eine
Gesundheits- und Rentenreform vorantreiben. Denn jede Party geht mal
vorbei, und der Boom jetzt beseitigt nicht die demografische Krise
2030.
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