Neue Westfälische (Bielefeld): Abgastest einer deutschen Universität an Menschen
Schreibtisch-Denken
Thomas Seim
Geschrieben am 29-01-2018 |
Bielefeld (ots) - An einer deutschen Universität - an einer der
renommiertesten und international am meisten beachteten noch dazu -
sperrt man Menschen für drei Stunden in eine Kammer. Dann lässt man
Gas in diese Kammer. Grenzwerte für Menschen werden nicht
überschritten. Gesundheitliche Effekte gibt es nicht. Immerhin. Eine
Ethikkommission hielt das für vertretbar. Welche Ethik-Kommission
kann oder sollte das gewesen sein? Ethik ist die Lehre von den
Sitten. Von den guten Sitten. Eine Ethik-Kommission, die an ihren
Schreibtischen berät und einen Versuch für vertretbar hält, in dem an
Menschen in einer Kammer mit Gas experimentiert wird, müsste
eigentlich bereits geschlossen zurückgetreten sein. Der zuständige
Institutsleiter der Rheinisch-Westfälischen Technischen Hochschule
Aachen widerspricht der Schlussfolgerung, dass es bei den Versuchen
mit Gas an Menschen in einer Kammer um den Dieselskandal gegangen
sei. Ein Institutsleiter, der sich an seinem Schreibtisch vor allem
bemüßigt fühlt, den Zusammenhang zum Dieselskandal zu relativieren,
müsste eigentlich bereits darüber nachdenken, ob er diesen
Schreibtisch nicht verlassen sollte oder muss. Die Autokonzerne VW,
Daimler, BMW und Bosch gründen eine "Europäische
Forschungsvereinigung für Umwelt und Gesundheit im Transportsektor",
die die Versuche an Menschen mit Gas in der Kammer fördert. Die
Konzernverantwortlichen distanzieren sich von diesem inzwischen
aufgelösten Institut und kündigen an, sie würden Verantwortliche zur
Rechenschaft ziehen. Die sollen in Rechtsabteilungen sitzen. So wie
die Ingenieure zum Beispiel von VW die Verantwortung für den
Dieselskandal tragen sollen. Konzernchefs und ihre Aufsichtsräte
indes, die sich an ihren Schreibtischen zum wiederholten Mal hinter
ihren Mitarbeitern gleich welcher Abteilung verstecken, müssten sich
schon mal nach ihrer persönlichen Verantwortung fragen lassen. Vor
allem aber erwartet man von ihnen, dass sie die Mentalität an den
Schreibtischen in ihren Konzernen ändern. Das haben sie
offensichtlich nicht getan, also versagt. Es gibt keine erkennbaren
Schäden, sagt das Institut. Doch, die gibt es. Allen Beteiligten
fehlte nicht nur historisches Bewusstsein, fehlte nicht nur
moralische Integrität, sondern auch ein Gefühl für Unrecht.
Moralisches, juristisches, historisches Unrecht. Ethik - damit
umschreiben wir alle sittlichen Normen, auf denen
verantwortungsbewusstes Handeln fußt. Dies hat es an diesen
Schreibtischen nicht gegeben.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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