Neue Westfälische (Bielefeld): Trumps Rede zur Lage der Nation
Kostüm des Versöhners
Dirk Hautkapp, Washington
Geschrieben am 31-01-2018 |
Bielefeld (ots) - Es war nicht das überdimensionierte Selbstlob,
das die erste "Rede zur Lage der Nation" von Donald Trump so schal
nachklingen lässt. Auch andere Präsidenten haben das Hochamt im
Kongress dazu genutzt, sich dem Volk als unermüdliche Kümmerer zu
empfehlen. Dass die beschriebene ökonomische Realität sich in zwölf
Monaten kaum dramatisch geändert haben kann, weiß jeder, der diese
traditionsreiche politische Butterfahrt schon einmal mitgemacht hat.
Pläne durchzudeklinieren, Zusammenhänge plausibel zu erläutern, war
nie seine Stärke. Dabei wäre genau das notwendig gewesen, als Trump
ohne jedes Argument den Weiterbetrieb des weltweit als Schandfleck
geltenden Terror-Haftlagers Guantanamo verkündete. Man kann Trump
auch nicht wirklich vorwerfen, dass er nach der apokalyptischen
Blut-und-Boden-Ansprache zur Amtseinführung seine Redenschreiber
diesmal in die Truhe mit den Pathos-Opern greifen ließ. Historisch
blamable Beliebtheitswerte und die Notwendigkeit, die bei unter 40
Prozent verharrende Wählerbasis so schnell wie möglich zu
verbreitern, gebieten einen mehr mittigen Tonfall und den Verzicht
auf Ausgrenzung des politischen Konkurrenten. Darum so viel
heimeliges Gerede über Flagge, Familie, Gottesglaube. Darum
rhetorische Turnübungen der nationalen Einheit und Mitmach-Angebote
an die Demokraten. Das elementare Problem bei alledem liegt woanders.
Wenn ein Präsident nach einem Jahr dafür keinen Vertrauensvorschuss
verdient, wenn man einem Präsidenten de facto die Präsentation einer
Mogelpackung vorhalten muss, dann ist es Donald Trump. Nach jeder
halbwegs zivilen präsidialen Rede, und es gab einige wenige davon,
ist der Präsident in der Vergangenheit regelmäßig schon am Tag darauf
in die Schützengräben des täglichen Kleinkriegs mit ihren hässlichen
Twitter-Geschossen zurückgekehrt. Seine krankhafte Lust, das Land in
einem ungesunden Zustand der Dauer-Erregung zu halten und mit
inszenierten Schein-Konflikten (knieende Footballspieler etc.) seine
Kern-Wählerschaft gegen das mehrheitlich moderat-liberale Amerika zu
hetzen, war immer größer als die Einsicht, dass die
gesellschaftlichen Gräben so zwangsläufig irgendwann unüberwindbar
werden. Warum sollte es diesmal anders sein? Dass sich Donald Trump
den Anzug des konsensorientierten Versöhners nur wie ein Kostüm im
Karneval angezogen hat, illustriert am besten der Sonderfall
Einwanderung. Der Präsident nimmt de facto 1,8 Millionen junge
Menschen, denen die Staatsbürgerschaft winkt, als Faustpfand, um eine
unsinnige und teure Grenzmauer zu Mexiko durchzusetzen und legale
Einwanderung generell drastisch zu reduzieren. Ein Köder, wie er
vergifteter kaum sein könnte. Die Demokraten hörten mit versteinerten
Mienen zu. Nicht nur sie wissen: Trump bleibt Trump.
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