"Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz": Experten aus Wissenschaft und Praxis fordern umfassende Strategie / Bundesgesundheitsminister Gröhe: "Mit diesem Leitfaden können wir viel bewegen" (FOTO
Geschrieben am 19-02-2018 |
Berlin (ots) -
Jeder und jede Zweite in Deutschland hat eine eingeschränkte
Gesundheitskompetenz: Es fällt diesen Menschen schwer,
gesundheitsrelevante Informationen zu verstehen und angemessen damit
umzugehen. Dagegen will ein Expertenteam aus Wissenschaft und Praxis
um Doris Schaeffer und Ullrich Bauer von der Universität Bielefeld,
Klaus Hurrelmann von der Hertie School of Governance sowie Kai
Kolpatzik vom AOK-Bundesverband mit einem "Nationalen Aktionsplan
Gesundheitskompetenz" vorgehen. Der Plan umfasst 15 konkrete
Empfehlungen, die alle gesellschaftlichen Akteure einbinden und
darauf abzielen, sowohl das Gesundheitssystem nutzerfreundlicher zu
gestalten also auch die Gesundheitskompetenz des Einzelnen zu
fördern. Der "Nationale Aktionsplan Gesundheitskompetenz" geht auf
eine Initiative der beteiligten Wissenschaftler zurück und steht
unter der Schirmherrschaft des Bundesgesundheitsministers. Die Robert
Bosch Stiftung und der AOK-Bundesverband haben die Arbeit gefördert.
Bundesgesundheitsminister Hermann Gröhe sagte bei der
Entgegennahme des Plans heute in Berlin (19. Februar): "Mit dem
Nationalen Aktionsplan gibt es nun einen wissenschaftlichen
Leitfaden, der zeigt, wie die Gesundheitskompetenz in unserem Land
bei der Bildung, Ernährung und Arbeit, aber auch durch einen
verständlicheren Austausch zwischen Arzt und Patient gestärkt werden
kann. Diesem Ziel hat sich auch die ,Allianz für
Gesundheitskompetenz' verschrieben, die wir im letzten Jahr gegründet
haben. Mit dem ,Nationalen Aktionsplan Gesundheitskompetenz' und der
Allianz können wir gemeinsam mit Ärztinnen und Ärzten, Pflegekräften,
Krankenhäusern, Krankenkassen, Apotheken, den Selbsthilfe- und
Verbraucherorganisationen, aber auch den Behörden von Bund und
Ländern viel bewegen!"
Eine steigende Lebenserwartung, die Zunahme chronischer
Erkrankungen, ein sehr komplexes Gesundheitssystem und die digitale
Informationsflut lassen die Anforderungen an die Gesundheitskompetenz
der Menschen immer weiter ansteigen, so die Autorinnen und Autoren
des Aktionsplans. "Besonderen Handlungsbedarf gibt es bei Menschen
mit geringerem Bildungsniveau, Älteren, chronisch Kranken und
Menschen mit Migrationshintergrund", sagt
Gesundheitswissenschaftlerin Doris Schaeffer. Für den Staat biete ein
konsequent umgesetztes Förderkonzept zudem erhebliches
Einsparungspotenzial: Auf bis zu 15 Milliarden Euro im Jahr beziffern
die Experten die Mehrausgaben, die durch unzureichende
Gesundheitskompetenz in Deutschland entstehen.
Die Förderung der Gesundheitskompetenz muss nach Vorstellung der
Expertinnen und Experten so früh wie möglich im Lebenslauf beginnen.
"Systematische Angebote sollte es bereits in Kita und Schule, aber
auch am Arbeitsplatz bzw. im beruflichen Kontext sowie im Wohnumfeld
und den Kommunen geben", betont der Soziologe Klaus Hurrelmann.
Konkrete Umsetzungsbeispiele dafür finden sich zum Beispiel in
Australien, Großbritannien und den USA, die entsprechende
gesamtgesellschaftliche Strategien bereits seit Jahren umsetzen.
Deren Beispiel folgend sollten auch in Deutschland nicht zuletzt
Medien und Konsumgüterhersteller als Akteure in die Pflicht genommen
werden, letztere zum Beispiel durch klare Kennzeichnungspflichten wie
die Lebensmittelampel.
Zwar stehen heute so viele Informationen zu Gesundheitsthemen wie
noch nie zur Verfügung, doch scheint dies die Orientierung für viele
Nutzer eher zu erschweren. Das belegt auch eine den Aktionsplan
begleitende Umfrage von YouGov im Auftrag des AOK-Bundesverbandes.
Danach sieht sich nur etwa jede dritte Person dazu in der Lage, im
Internet seriöse von unseriösen Gesundheitsinformationen zu
unterscheiden. Zwar gibt es bereits drei Qualitätssiegel für
medizinische Internetseiten, aber 84 Prozent der Befragten kennen
diese laut Umfrage gar nicht. "Was wir brauchen sind evidenzbasierte,
transparente und laienverständliche Gesundheitsinformationen, aber
auch Akteure im Gesundheitswesen, die das vermitteln können", so der
AOK-Präventionsexperte Kai Kolpatzik.
Laut dem Aktionsplan soll Gesundheitskompetenz als Standard auf
allen Ebenen des Gesundheitssystems verankert werden. Konkrete
Empfehlungen betreffen mehr Transparenz und den Abbau komplexer
administrativer Prozesse im Gesundheitssystem sowie die gezielte
Unterstützung von Ärzten und Pflegepersonal dabei, mit Patienten
verständlich zu kommunizieren. Das gesamte System müsse einen
Paradigmenwechsel vollziehen und sich im Vorsorge-, Behandlungs- und
Versorgungsprozess auf den Patienten ausrichten, so die Experten.
Weitere Aktionsfelder betreffen chronisch kranke Menschen, die
lebenslang kompetent mit ihrer Krankheit umgehen müssen, sowie den
systematischen Ausbau der Forschung zum Thema Gesundheitskompetenz,
ohne die ein Fortschritt auf diesem Gebiet nicht denkbar ist.
Der Plan wird zur Stunde (19. Februar) im Rahmen eines
Fachsymposiums (http://bit.ly/NAP_event) in der Berliner Repräsentanz
der Robert Bosch Stiftung von Vertretern aus Politik,
Gesundheitswesen und Wissenschaft erörtert. Es moderieren Eckart von
Hirschhausen und Ilona Kickbusch.
Nationaler Aktionsplan Gesundheitskompetenz: http://bit.ly/nap_1
Zusammenfassung Nationaler Aktionsplan: http://bit.ly/nap_2
Interview mit den wissenschaftlichen Leitern: http://bit.ly/nap_3
Statement AOK-Bundesverband: http://bit.ly/nap_4
Statement Robert Bosch Stiftung: http://bit.ly/nap_5
Begleitende YouGov-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands:
http://bit.ly/nap_6
Infografik 1 (YouGov-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands):
http://bit.ly/nap_7
Infografik 2 (YouGov-Umfrage im Auftrag des AOK-Bundesverbands):
http://bit.ly/nap_8
Pressemitteilung im Layout: http://bit.ly/nap_9
Pressefoto: https://www.hertie-school.org/de/nap_foto/
Pressekontakt:
Hertie School of Governance: Regine Kreitz, Director Communications,
Tel.: +49 30 259 219-113, E-Mail: pressoffice@hertie-school.org
Universität Bielefeld: Sandra Sieraad, Stellv. Pressesprecherin,
Leiterin Medien & News, Referat für Kommunikation, Tel.: +49 521
106-4620, E-Mail: sandra.sieraad@uni-bielefeld.de
AOK-Bundesverband: Dr. Kai Behrens, Pressesprecher, Tel.: +49 30
34646-2309, E-Mail: presse@bv.aok.de
Robert Bosch Stiftung: Michael Herm, Pressereferent, Strategische
Kommunikation, Tel. +49 711 46084-290, michael.herm@bosch-stiftung.de
Original-Content von: Hertie School of Governance, übermittelt durch news aktuell
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