NRZ: Die konservative Revolution bleibt aus - ein Kommentar von JAN JESSEN
Geschrieben am 19-02-2018 |
Essen (ots) - Das Besondere an Angela Merkel ist: Sie ist immer
wieder für Überraschungen gut. In den vergangenen Wochen ist die
Kanzlerin und CDU-Chefin von nicht wenigen Kommentatoren als nahezu
handlungsunfähig beschrieben worden, als kraft- und ideenlos. Jetzt
ist ihr mit der Nominierung von Annegret Kramp-Karrenbauer als
CDU-Generalsekretärin so etwas wie ein Coup gelungen. Annegret
Kramp-Karrenbauer, kurz AKK, ist Merkel sehr ähnlich. Pragmatisch,
nüchtern, unaufgeregt. Eine Frau der Mitte, wirtschafts- und
sozialpolitisch eher links, gesellschaftspolitisch allerdings rechter
als die CDU-Chefin. Eine, die sich etwas traut, die einen eigenen
Kopf hat und nötigenfalls auch einen radikalen Schlussstrich ziehen
kann, so wie 2012, als sie die Jamaika-Koalition im Saarland platzen
ließ. Die konservative Revolution in der CDU bleibt aus. Jens Spahn,
der Hoffnungsträger derjenigen, die der Partei einen Rechtsschwenk
verordnen wollen, hat den Mund oft gespitzt, wirklich gepfiffen hat
er nie. Jetzt ist es zu spät, und das ist gut so. Wer glaubt, das
Heil der Partei liege darin, der AfD nachzuäffen, liegt daneben.
Völkisches Denken und Niedertracht sollten niemals Vorbildcharakter
haben; insbesondere für eine Partei, die das "C" in ihrem Namen
trägt. Kramp-Karrenbauer soll jetzt federführend ein neues Programm
ausarbeiten und die Flügel der Partei zusammenführen. Sie soll der
CDU buchstäblich neues Selbstbewusstsein einhauchen. Wenn ihr das
gelingt, ist sie eine würdige Nachfolgerin für Angela Merkel.
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