Neue Westfälische (Bielefeld): Rückkehr zur neunjährigen Gymnasialzeit
Notwendige Fehler-Korrektur
Lothar Schmalen, Düsseldorf
Geschrieben am 06-03-2018 |
Bielefeld (ots) - Es war die erste schwarz-gelbe
NRW-Landesregierung unter Ministerpräsident Jürgen Rüttgers (CDU),
die im Schuljahr 2005/2006 die Gymnasialzeit in Nordrhein-Westfalen
von neun auf acht Jahre kürzte und damit einen der schwersten Fehler
der Schulpolitik in den vergangenen Jahrzehnten machte. Zur
Ehrenrettung der damaligen Schulministerin Barbara Sommer aus
Bielefeld muss man vielleicht hinzufügen, dass die Fehlentscheidung
von 2005 dem Zeitgeist entsprach. Auch die damalige Opposition sprach
sich nicht gegen die Verkürzung der Schulzeit aus. Zu sehr hatte sich
die Schulpolitik von der Wirtschaftslobby unter Druck setzen lassen,
die das gesamte Leben, auch das schulische, immer nur unter dem
Gesichtspunkt des wirtschaftlichen Nutzens sehen wollte. Als wenn es
in der Schulzeit nur darum ginge, junge Menschen zu einem gefügigen
Rädchen im späteren wirtschaftlichen Getriebe zu machen. Dass es in
der Schule auch und vor allem um Charakterbildung,
Persönlichkeitsfindung und allgemeine Wissensvermittlung geht,
wollten die Wirtschaftsideologen von damals nicht mehr wahrhaben.
Akzeptanz bei Eltern, Lehrer und Schülern hat die Verkürzung der
Schulzeit gleichwohl nie gefunden und der Widerstand dagegen wurde
immer stärker. Und weil die alte Landesregierung in der Korrektur
dieses Fehlers nicht konsequent genug vorging, hat dieser Widerstand
am Ende sogar mit zur Abwahl der rot-grünen Landesregierung
beigetragen. Dass sich die gleichen politischen Kräfte, die damals G8
einführten, nun der anstrengenden Mühe unterziehen müssen, den Fehler
von 2005 zu korrigieren und zurück zur neunjährigen Gymnasialzeit
(G9) umzusteuern, mag als gerechte Strafe empfunden werden. Die
Wiedereinführung von G9 jedenfalls hat es in sich. Die genauen Kosten
sind bislang schwer kalkulierbar - auch weil noch unklar ist, wie
viele der 625 öffentlichen Gymnasien am Ende bei G8 bleiben wollen.
Der Wechsel von Realschülern zum Gymnasium in der Übergangszeit, der
Umgang mit einem Mini-Abiturjahrgang 2026, die künftige Stundentafel
für alle Fächer - viele Fragen sind noch nicht beantwortet. In vielen
der Punkte geht die neue Schulministerin dennoch durchaus umsichtig
vor. Ein dicker Brocken allerdings liegt noch auf ihrem Schreibtisch
- die Einigung mit den Kommunen über die erforderlichen An- und
Umbaukosten an den Schulen. Da wird Yvonne Gebauer noch viel
politisches Geschick an den Tag legen müssen.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
nachrichten@neue-westfaelische.de
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