Neue Westfälische (Bielefeld): Trumps Handelspolitik
Abwarten
Martin Krause
Geschrieben am 11-03-2018 |
Bielefeld (ots) - Hatte Donald Trump sich nicht schon mehrfach
disqualifiziert? Weit gefehlt, der Bau-Milliardär ist im globalen
Kräftemessen mächtig genug, alte Spielregeln zu brechen und neue zu
diktieren. Alle, die sich nicht unterordnen, bedroht er mit einem
Handelskrieg, und kein Zweifel - sein Land würde ihm im Ernstfall
wohl folgen. Mit rassistischen Beleidigungen (Stichwort: Mexiko) und
sexistischen Entgleisungen (Stichwort: Pussygate) sollte Trump
eigentlich mehr als zwei Drittel der eigenen Bevölkerung gegen sich
aufgebracht haben. Doch die Welt tickt anders: Der Poltergeist ist
gewählt worden und hat im Amt inzwischen sogar Erfolge vorzuweisen.
Die von Konzernen bejubelte Steuerreform stärkt ihm innenpolitisch
den Rücken, außenpolitisch hat er in einigen arabischen Ländern
ebenso wie in Israel gepunktet. Und jetzt auch im Korea-Konflikt.
Trump hat sich Feinde gemacht, aber er ist dabei, seine Macht zu
festigen. Im Handelsstreit kann er auf plausible Argumente verweisen:
Die Zollbarrieren der EU etwa sind im Schnitt höher als die der USA,
und sowohl die EU wie auch Deutschland haben gegenüber Amerika einen
massiven Exportüberschuss. Wenn er darüber reden wollte, könnten die
Europäer dies schwerlich verweigern. Verhandlungen würde man unter
Bündnispartnern aber normalerweise wohl anders einleiten. Vor allem
seine Breitseiten gegen BMW und Mercedes, zwei Autohersteller, die in
den USA viele Milliarden investiert und Stellen geschaffen haben,
erscheinen irrational. Trumps Bollern lädt also zu Spekulationen ein:
Will er Deutsche und Europäer einschüchtern? Gar demütigen? Oder sind
die starken Worte innenpolitisch motiviert, wie US-Beobachter denken?
Die Amerikaner werden ihm seine Cowboy-Gebärden vielleicht mit
Loyalität danken, so wie viele Russen Putin folgen und viele Türken
Erdogan. In der ohnehin gespaltenen EU bewirkt Trumps Machtpolitik
nur vordergründig mehr Zusammenhalt - wenn es hart auf hart kommt,
könnten die Strukturen schnell bröckeln. In Ungarn, Polen,
Griechenland und jetzt auch Italien gibt es viele, die Deutschlands
ökonomischer Macht einen Dämpfer gönnen würden. Deutschland hat umso
mehr Grund, im Streit mit den USA defensiv zu bleiben. Ja, Trump
klingt, als wollte er den Deutschen die Freundschaft kündigen. Aber
erst, wenn Trumps Amerika sich auch mittelfristig nicht mäßigt, sind
härtere Reaktionen zu erwägen. Die Regeln für die arg dominante
amerikanische Internetindustrie zum Beispiel könnten auf den
Prüfstand gestellt werden. Aber Vorsicht: Es gibt keinen Grund für
die Annahme, verlässlichere Freunde wären in China oder Russland zu
finden.
Pressekontakt:
Neue Westfälische
News Desk
Telefon: 0521 555 271
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