Uncensored Playlist: Mit Pop-Songs die Zensur umgehen
Geschrieben am 12-03-2018 |
Berlin (ots) -
Sperrfrist: 12.03.2018 06:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.
+++ ZUM WELTTAG GEGEN INTERNETZENSUR AM 12. MÄRZ +++
Uncensored Playlist: Mit Pop-Songs die Zensur umgehen - Zum
Welttag gegen Internetzensur am 12. März
(Diese Meldung finden Sie ab Montag auch auf der ROG-Webseite.)
09.03.2018 - Zum Welttag gegen Internetzensur am 12. März
veröffentlicht Reporter ohne Grenzen die Uncensored Playlist. Sie
nutzt Musik als Schlupfloch, um zensierte Artikel über
Streaming-Dienste in Ländern zu verbreiten, in denen autokratische
Herrscher das freie Wort unterdrücken. Journalisten aus China,
Ägypten, Thailand, Usbekistan und Vietnam haben mithilfe lokaler und
internationaler Künstler jeweils zwei ihrer Texte zu Pop-Songs
gemacht. Über Streaming-Dienste lassen sich die zehn Songs weltweit
anhören - auch in den Heimatländern der Journalisten, in denen die
Originaltexte wegen der strengen Zensur nicht erscheinen dürfen. Der
Hashtag der Kampagne ist #truthfindsaway.
"Wir nutzen mit dieser Kampagne eine Hintertür", sagt
ROG-Vorstandsmitglied Matthias Spielkamp. "In vielen Ländern
verwehren die Machthaber den Menschen freien Zugang zum Internet,
doch Musik-Streaming-Dienste sind fast überall frei zugänglich. Also
verbreiten wir die Texte mutiger Journalisten als Pop-Songs - damit
Zensoren und Diktatoren in aller Welt endlich verstehen: Das freie
Wort lässt sich nicht unterdrücken, die Wahrheit findet immer einen
Weg."
Radiosender können die Songs zum Welttag gegen Internetzensur ab
Montag (12. März) 6:00 Uhr in ihr Programm übernehmen [verfügbar
unter: http://t1p.de/ROGUPM] Weiteres Material zur Kampagne finden
Sie hier: Albencover [http://t1p.de/ROGUPA] und Poster
[http://t1p.de/ROGUPP]. Das Video zur Kampagne kann hier abgerufen
werden: http://t1p.de/ROGUPV (Bis zum offiziellen Start
passwortgeschützt: uncensoredplaylistddb) Wenn Sie Interesse an einem
Interview mit einem der beteiligten Journalisten haben, melden Sie
sich bitte unter presse@reporter-ohne-grenzen.de bzw. Tel. +49 30 609
895 33-55.
VOM JOURNALIST ZUM SONGWRITER
Für das Projekt Uncensored Playlist hat Reporter ohne Grenzen die
Werbeagentur DDB Germany und die Produktionsfirma MediaMonks mit
renommierten Journalisten aus fünf Ländern zusammengebracht, in denen
unabhängige Medien unter Druck stehen: mit Exil-Journalist Chang Ping
aus China und Galima Bukharbaeva aus Usbekistan, mit Basma Abdelaziz
aus Ägypten, dem Blogger Bui Thanh Hieu aus Vietnam und mit
Prachatai, einem Netzwerk für unabhängigen Journalismus aus Thailand.
Gemeinsam mit Lucas Mayer (Komponist) und Iris Fuzaro
(Filmmacherin) wurden zehn vorher zensierte Artikel zu zehn
unzensierten Popsongs.
FREIE INFORMATION DURCH DIE HINTERTÜR
Die in Lieder verwandelten Texte können Hörer in aller Welt über
die Streaming-Plattformen Spotify, Deezer und Apple Music anhören.
Auf Englisch, sowie in der Originalsprache der Länder, aus denen die
Journalisten stammen. Zusätzlich zu den Liedtexten bietet das
künstlerisch aufwändig gestaltete Album Informationen zur Biographie
der Journalisten und Musikvideos, die über die Situation in den
jeweiligen Ländern erzählen.
Um sicher zu stellen, dass die Songs die Menschen auch wirklich
erreichen und um zu beweisen, dass die Wahrheit auch wirklich immer
einen Weg findet, wurden für die fünf unter Zensur leidenden Länder
zusätzliche Versionen erstellt: In diesen sind die Namen der Autoren
durch Pseudonyme ersetzt, die Cover neutral gestaltet und die Titel
der Songs so abgeändert, dass sie an einer etwaigen Vorzensur
vorbeikommen, falls die Originale blockiert werden.
DDB Germany und MediaMonks haben zudem dafür gesorgt, dass in
jedem der fünf Länder, aus denen die Journalisten stammen, zumindest
eine der ausgesuchten Streaming-Plattformen verfügbar ist. Die
Uncensored Playlist wird laufend aktualisiert und kann hier abgerufen
werden (Spotify): http://t1p.de/roug
Folgende Journalisten sind mit ihren Texten bzw. Liedern auf der
Uncensored Playlist vertreten:
CHANG PING gehörte zu den bekanntesten Journalisten in China,
bevor er 2008 wegen kritischer Artikel unter anderem über die
Tibet-Politik der Regierung mit einem Berufsverbot belegt wurde.
Zuvor hatte er wegen seiner Berichterstattung dreimal seine Stelle
verloren. Er emigrierte nach Hongkong, erhielt dort aber nie eine
gültige Arbeitserlaubnis. Seit 2011 lebt der mehrfach mit Preisen für
seine Menschenrechtsarbeit ausgezeichnete Journalist im Exil in
Deutschland. China steht auf der weltweiten Rangliste der
Pressefreiheit auf Platz 176 von 180 Staaten. Mindestens 54 Blogger
und Journalisten sitzen wegen ihrer Arbeit derzeit im Gefängnis.
Auf der Uncensored Playlist ist Chang Ping, der schon als Kind
Sänger werden wollte, mit seinem Artikel "Freedom Cage" von 2015
vertreten sowie mit "Speech is Freedom", seiner Dankesrede für den
International Press Freedom Award, den ihm die kanadische
Journalistenorganisation CJFE 2016 verlieh.
USBEKISTAN: KORRUPTION UND POLIZEIGEWALT
GALIMA BUKHARBAEVA ist Gründerin und Chefredakteurin von
centre1.com, einem Nachrichtenportal über Zentralasien. Von 2005 bis
2015 war sie Chefredakteurin der unabhängigen Nachrichtenseite
uznews.net, eine der wichtigsten Informationsquellen über das Land.
In Usbekistan hatte Bukharbaeva unter anderem als Korrespondentin der
Nachrichtenagentur AFP und Leiterin des Regionalprogramms am
Institute for War and Peace Reporting gearbeitet. Als Augenzeugin des
Massakers von Andischan, bei dem usbekische Soldaten Hunderte
unbewaffneter Bürger erschossen, musste sie 2005 wegen ihrer
kritischen Berichterstattung fliehen. Sie lebte im Exil, unter
anderem in den USA und Deutschland. In ihrer Heimat werden
unabhängige Journalisten auch nach dem Tod von Diktator Islam Karimow
verfolgt, das Internet wird stark zensiert. Auf der weltweiten
Rangliste der Pressefreiheit steht Usbekistan auf Platz 169 von 180
Staaten.
In Bukharbaevas Lied "A businessman died" geht es um die in
Usbekistan allgegenwärtige Gewalt der Polizei, die in offiziellen
Statistiken nicht auftaucht, sodass die Hinterbliebenen der Opfer
keine Chance auf Aufklärung und Wiedergutmachung haben. "Dear Mr.
President" erzählt die Geschichte des Unternehmers Olim Sulaimonow,
den korrupte Beamte zwangen, ins Geldwäschegeschäft einzusteigen.
ÄGYPTEN: DUTZENDE JOURNALISTEN IM GEFÄNGNIS
BASMA ABDELAZIZ ist eine preisgekrönte Schriftstellerin und
Kolumnistin aus Ägypten. Der Druck auf Journalisten durch die
Regierung und durch Geschäftsleute, die dem Regime nahestehen, wächst
stetig. Sieben Jahre nach der Revolution von 2011 ist Ägypten eines
der Länder, in denen weltweit die meisten Journalisten im Gefängnis
sitzen. Auf der ROG-Rangliste der Pressefreiheit steht es auf Platz
161 von 180 Staaten.
Abdelaziz' Lied "Hunger Games" thematisiert die Ungleichheit
zwischen wohlhabenden Regierungsbeamten, die einen ausschweifenden
Lebensstil pflegen, während große Teile der Bevölkerung in Armut
leben. "Modern Ovens" beschäftigt sich mit der Verfolgung von
Andersdenkenden.
VIETNAM: BLOGGER IN LEBENSGEFAHR
Der Blogger Bui Thanh Hieu (Der Windhändler), der heute im Exil in
Deutschland lebt, schreibt seit 2005 über Korruption in seinem
Heimatland Vietnam. Die kommunistische Partei kontrolliert die Presse
dort mit eiserner Hand, Kritik an der Regierung ist verboten. Blogger
und Bürgerjournalisten sind die einzigen Quellen für unabhängige
Informationen. Viele von ihnen wurden in den vergangenen Jahren
verhaftet, zum Teil von der Polizei geschlagen und erhielten
jahrelange Haftstrafen. Auf der Rangliste der Pressefreiheit steht
Vietnam auf Platz 175 von 180 Staaten.
Bui Thanh Hieus Lieder in der Uncensored Playlist sind von zweien
seiner Blogeinträge inspiriert. "When did Do Dang die?" erinnert an
den tragischen Fall des 17-jährigen Do Dang Du, der unter ungeklärten
Umständen im Polizeigewahrsam starb. In "Introducing Chaos" geht es
um die Verfolgung und Verurteilung des prominenten vietnamesischen
Politikers und Geschäftsmanns Trinh Xuan Thanh durch korrupte Beamte.
THAILAND: DRAKONISCHE STRAFEN FÜR MAJESTÄTSBELEIDIGUNG
Die Journalisten der Online-Zeitung PRACHATAI kämpfen für
Pressefreiheit, obwohl ihre Internetseite in Thailand seit Jahren
gesperrt ist. Eine Gruppe engagierter Menschenrechtsaktivisten,
Hochschullehrer und Parlamentsabgeordneter hatte die Zeitung 2004
gegründet. Sie ist eine der wenigen Quellen für unabhängige
Informationen in Thailand, wo die Behörden seit dem Militärputsch
2014 nur noch von der Staatsspitze abgesegnete Berichterstattung
zulassen und das Internet streng kontrollieren. Die Zahl der Prozesse
wegen Majestätsbeleidigung, die mit bis zu 15 Jahren Haft geahndet
werden kann, steigt seither rasant. Nach dem Tod von König Bhumibol
wurde die Zensur erneut verschärft. Auf der weltweiten Rangliste der
Pressefreiheit steht Thailand auf Platz 142 von 180 Staaten.
Das Lied "Infographic" ist inspiriert von einer in Prachatai
veröffentlichten Infografik, die auf besonders drastische Strafen
hinweist, die das Militär in Fällen angeblicher Majestätsbeleidigung
verhängt hat. In "Underground Radio" geht es um die Kultur von
Exil-DJs im Untergrund, die heimlich kritische Radioprogramme
produzieren und versenden und sich damit selbst großer Gefahr
aussetzen.
12. MÄRZ: WELTTAG GEGEN INTERNETZENSUR
Am 12. März geht auch die Webseite www.uncensoredplaylist.com
online, auf der das Projekt noch einmal ausführlich präsentiert wird,
mit Portraits der einzelnen Journalisten und Informationen zu der
Situation der Pressefreiheit in den jeweiligen Ländern. Außerdem sind
dort auch die Texte der - zuvor zensierten - Journalisten noch einmal
im Original zu lesen.
Radiosender können die Songs zum Welttag gegen Internetzensur ab
Montag (12. März) 6:00 Uhr in ihr Programm übernehmen [verfügbar
unter: http://t1p.de/ROGUPM] Weiteres Material zur Kampagne finden
Sie hier: Albencover [http://t1p.de/ROGUPA] und Poster
[http://t1p.de/ROGUPP]. Das Video zur Kampagne kann hier abgerufen
werden: http://t1p.de/ROGUPV (Bis zum offiziellen Start
passwortgeschützt: uncensoredplaylistddb) Wenn Sie Interesse an einem
Interview mit einem der beteiligten Journalisten haben, melden Sie
sich bitte unter presse@reporter-ohne-grenzen.de bzw. Tel. +49 30 609
895 33-55.
Pressekontakt:
Reporter ohne Grenzen
Ulrike Gruska / Christoph Dreyer / Anne Renzenbrink
presse@reporter-ohne-grenzen.de
www.reporter-ohne-grenzen.de/presse
T: +49 30 60989533-55
F: +49 30 2021510-29
Original-Content von: Reporter ohne Grenzen e.V., übermittelt durch news aktuell
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