Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zum Giftanschlag
Geschrieben am 13-03-2018 |
Bielefeld (ots) - Der größte stationäre und beste Staatszirkus der
Welt hat seinen Platz immer noch in Moskau. Das muss Russlands
Außenamtssprecherin irgendwie nicht bedacht haben, als sie Theresa
Mays Ultimatum als »Zirkusnummer« abtat. Tatsächlich schrillten die
Alarmglocken. Die britische Reaktion auf den Giftanschlag gegen
Sergej Skripal hat es in sich. Mays Rede vor dem Unterhaus entlarvt
Russland als finsteren Aggressor im Geheimen. Mitten im
Wahlkampfrausch nationaler Exzesse und selbstgewissen Waffengeklirrs
sieht sich Wladimir Putin auf frischer Tat erwischt. Das aus seinem
Reich stammende Extremgift haftet jetzt an ihm. May fand Worte von
ungewohnter Klarheit und großer politischer Wucht. In feinstem
Oxfordenglisch nahm sie letztlich Putin persönlich in den
Schwitzkasten: »Entweder handelte es sich um eine direkte Aktion des
russischen Staates gegen unser Land. Oder die russische Regierung
verlor die Kontrolle über diesen katastrophal schädigenden
Nervenkampfstoff und ließ ihn in die Hände anderer gelangen.« Noch
enger wurde der rhetorische Würgegriff, als May die vermutliche
KGB-Aktion zum Glied einer langen Kette erklärte. Unverblümter als
jeder andere westliche Staatschef sprach sie von einem »gut
eingeführten russischen Aggressionsregime«. Putin müssen die Ohren
geklingelt haben, als sie einen Bogen schlug von der »illegalen
Annexion der Krim« über den Ostukrainekonflikt bis zu
Luftraumverletzungen an der Nato-Ostgrenze. Gezielte Hiebe setzte May
auch mit Verweisen auf Russlands Cyber-Spionage, Einmischungen bei
Wahlen, Hackerangriffe auf das dänische Verteidigungsministerium und
die Ausspähung des Deutschen Bundestags. Der kleine Zar im großen
Kremlpalast muss getobt haben. Aber wie waren die Reaktionen in den
westlichen Regierungszentralen? Bislang war Großbritannien der
härteste, mitunter der einzige entschiedene Kritiker russischer
Rückfälle in Praktiken des Kalten Krieges. Das könnte sich jetzt
ändern. In den ersten 24 Stunden nach Mays Donnerwetter herrschte
seltsame Stille. Ihr indirekter Aufruf zur Allianz gegen das
»russische Aggressionsregime« dürfte manchem Leisetreter nicht
geschmeckt haben. Aber Angela Merkels Reaktion am gestrigen Abend war
dann überraschend klar. Auch sie sieht Russland eindeutig in der
Verantwortung für den Mordversuch auf britischem Boden. Klar ist,
dass London jetzt mit Sanktionen antwortet. Russische Oligarchen, die
so gern in »Londongrad« residieren und ihre Milliarden bunkern,
dürften den einen oder anderen Nadelstich abbekommen. Weniger
wahrscheinlich ist dagegen, dass Europa die Fußball-WM in Russland
boykottiert. So weit geht die Solidarität mit den »Brexiters« dann
auch wieder nicht.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
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