Börsen-Zeitung: Brüllende Stille,
Kommentar zur Deutschen Bank von Bernd Neubacher
Geschrieben am 28-03-2018 |
Frankfurt (ots) - Seit der Enthüllung, dass der Aufsichtsrat der
Deutschen Bank einen neuen Chief Executive Officer sucht, ist die
Stille, die den Konzern umgibt, kaum zu überhören. Dass der
Aktienkurs angesichts dieser Sprachlosigkeit zur Wochenmitte nicht
weiter eingebrochen ist, muss damit zusammenhängen, dass die Bank die
Anleger nicht mehr enttäuschen kann. Nachdem Aufsichtsratschef Paul
Achleitner schon am Dienstag die Gelegenheit verstreichen ließ, die
Nachricht vom nahenden Chefwechsel zu dementieren, sollte er diesen
nun möglichst rasch über die Bühne bringen, um den CEO John Cryan,
sich selbst und den Konzern nicht weiter zu beschädigen.
Die Osterfeiertage scheinen wie geschaffen dafür, sich mit den
vier anderen Mitgliedern im Nominierungsausschuss des
Kontrollgremiums auszutauschen, die übrigen Aufsichtsräte von einer
Lösung zu überzeugen, die Formalitäten zu klären und über die
Personalie zu informieren. Ob die Nachricht eines nahenden
Führungswechsels nun in der Bank selbst lanciert worden ist oder
nicht - Achleitner und der Bank ist zu wünschen, dass sie nicht den
zweiten vor dem ersten Schritt gemacht haben und der Headhunter
Heidrick & Struggles sich im Namen der Bank nur deshalb bei
potenziellen externen Kandidaten einen Korb geholt hat, damit das
Prozedere Aktionären und deren Anwälten im Nachhinein keine
Angriffsfläche bietet.
Legt man das Drehbuch zu Grunde, das die Bank bei ihrer jüngsten
Kapitalerhöhung samt Strategiewechsel im März 2017 mit der Berufung
von Christian Sewing und Marcus Schenck zu Co-Chefs geschrieben hat,
müsste es nun auf dieses Duo hinauslaufen, und sei es nur
übergangsweise, um ein noch längeres Vakuum an der Spitze zu
verhindern - dies ist das Mindeste, was Aktionäre, Aufsicht, aber
auch der Steuerzahler von der größten deutschen Bank, die 100.000
Menschen beschäftigt und 1,5 Bill. Euro Bilanzsumme wuppt, erwarten
dürfen.
In dieser unseligen Konstellation liegt die Hypothek, mit der
Sewing und Schenck ins Amt kämen: Zwar wäre damit vereitelt, dass die
Berufung einer neuen Führung sie und ihre Gefolgsleute brüskieren
würde, mit allen Reibereien, die damit verbunden wären. Am Markt
aber könnten sie nach den Ereignissen dieser Tage als Interims-Lösung
wahrgenommen werden. Nicht zuletzt: Für die Lage der Bank sind beide
Vorstandsmitglieder mitverantwortlich. Einstweilen zählt für die Bank
aber allein, eine Vorstandsspitze zu haben, die als solche
wahrgenommen werden kann.
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