neues deutschland: Expertin Marina Chernivsky fordert pädagogische Interventionen gegen Antisemitismus an Schulen
Geschrieben am 30-03-2018 |
Berlin (ots) - Die Leiterin des Kompetenzzentrums Prävention und
Empowerment der Zentralwohlfahrtsstelle der Juden in Deutschland
(ZWST), Marina Chernivsky, fordert pädagogische Interventionen gegen
Antisemitismus an Schulen. »Werden solche Zwischenfälle nicht
thematisiert, bekommen die Jugendlichen die Botschaft, dass das, was
sie denken und was sie tun, akzeptiert ist«, sagte Chernivsky der in
Berlin erscheinenden Tageszeitung »neues deutschland«
(Wochenendausgabe). Das ZWST arbeitet seit 15 Jahren zu den Themen
Antisemitismus und Rassismus und bietet Schülern und Eltern
Unterstützung und Opferberatung an. Laut Chernivsky sind
antisemitische Diskriminierungen an vielen Schulen leider an der
Tagesordnung: »Die Spannbreite reicht von abschätzigen Kommentaren im
Geschichtsunterricht über Beschimpfungen, Schmierereien auf der
Schultoilette, bis hin zu tätlicher Gewalt.«
Die Schulen müssten mit Kompetenz und vor allem schnell auf solche
Vorfälle reagieren, um Antisemitismus wirksam entgegenzutreten,
forderte Chernivsky. Wichtig sei, dass die Schule nach einem Vorfall
mit den Eltern Kontakt aufnimmt und nicht etwa versuche, die Dinge
unter den Teppich zu kehren. Die Leiterin des Kompetenzzentrums
verwahrte sich auch gegen den Pauschalvorwurf, dass Muslime per se
antisemitischer seien als andere. »Ressentiments können nicht nur
über die Religion erklärt werden. Diese Verknüpfung lenkt vom Problem
ab.« Neben der Verbesserung einer Betroffenberatung, so Chernivsky.
wäre es ein wichtiger Schritt, wenn die Beschäftigung mit dem
aktuellen Antisemitismus Teil der pädagogischen Ausbildung wäre.
»Pädagogen sollten daher befähigt werden - vor allem in ihrer
Ausbildung und dann auch im Rahmen praxisbegleitender Fortbildung -
mit Antisemitismus an der Schule kompetent umzugehen«, sagte
Chernivsky dem »nd«.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
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