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Börsen-Zeitung: Mission Accomplished / Kommentar zur Entwicklung des Ölpreises von Dietegen Müller

Geschrieben am 13-04-2018

Frankfurt (ots) - Die Tweets von US-Präsident Donald Trump haben
in der vergangenen Woche die Kurse maßgeblich bewegt, mal runter, mal
rauf - auch am Ölmarkt. Die Erwartung eines Militäreinsatzes der USA
und anderer westlicher Staaten in Syrien und womöglich unabsehbaren
Folgen auf die Stabilität der Golfregion und der Energieversorgung
haben zu steigenden Ölnotierungen geführt. Inzwischen hat der Preis
für ein Fass der Nordseesorte Brent mit über 72 Dollar den höchsten
Preis seit fast dreieinhalb Jahren erreicht, ebenso der Preis für die
US-Sorte WTI. Marktbeobachter schließen für den Fall einer
kriegerischen Eskalation auch Notierungen über 100 Dollar nicht aus -
Kurse, die vor einem halben Jahr noch undenkbar erschienen wären.

Mit ein Grund für die steigenden Preise ist auch der Abbau der
Überproduktion im Markt - dies trotz der Tatsache, dass die
US-Schieferölproduktion eben erst einen neuen Rekordwert von 10,5
Mill. Barrel pro Tag (bpd) erreicht hat. Die Vereinigten Staaten sind
damit nach Russland und noch vor Saudi-Arabien die größten
Rohölproduzenten. Zugleich steigt die Nachfrage und liegt über dem
Angebot - was für den Markt zwischen 2015 und 2017 nicht der Fall
gewesen war.

Laut der Internationalen Energieagentur (IEA) ist die Produktion
des Ölkartells Opec zuletzt auf beinahe den tiefsten Stand seit drei
Jahren gesunken. Dies liegt auch daran, dass Venezuela - wegen
"chronischen Missmanagements", so die IEA - und Saudi-Arabien weniger
als erwartet produziert hat. Laut IEA wurden die Ende 2016
vereinbarten Produktionsbegrenzungen von den Opec-Mitglieder
übererfüllt, während die am Abkommen teilnehmenden Nicht-Opec-Länder
auf 90% kamen. Noch wichtiger ist, dass die Vorräte der
Industriestaatengruppe OECD im Februar mit 2,84 Mrd. Barrel nur noch
um 30 Mill. Barrel über dem Fünfjahresdurchschnitt lagen.

Durch die Produktionseinfrierung will die Opec eine Rückkehr der
Vorräte auf ein "normales" Niveau erreichen. Darunter wird im
Allgemeinen besagtes Fünfjahresmittel der OECD-Vorräte verstanden, so
dass sich das Ölkartell nach der reinen Lesart bald gezwungen sehen
müsste, den Ausstieg aus den Produktionskürzungen anzukündigen. Die
IEA erwartet, dass das Fünfjahresmittel in den nächsten ein bis zwei
Monaten erreicht und unterschritten werden dürfte, so dass für die
Produktionsbegrenzungen, die noch bis Ende 2018 gelten soll, "Mission
accomplished" gelte.

Es gebe aber bisher keine Anzeichen, dass die Opec-Mitglieder
angesichts steigender Preise oder der Krise in Venezuela die
Produktion steigern würden. Saudi-Arabien hält die Produktion kurz,
der Golfstaat liefert weniger in Richtung USA, dafür aber mehr nach
Asien. Ob der Börsengang des staatlichen Ölriesen Saudi Aramco nun
wirklich dieses Jahr kommt, wird sich noch weisen müssen. Das Umfeld
ist angesichts politischer Risiken nicht gut.

Mit der Einführung einer gestaffelten, preisabhängigen Besteuerung
der Öleinnahmen von Saudi Aramco hat der saudische Staat eine clevere
Art der Einkommenssicherung erreicht, die aber die Attraktivität des
Konzerns für Investoren klar senkt. Eine Steuer von 50% auf Einnahmen
ab einem Ölpreis von 100 Dollar mag für Investoren prohibitiv wirken,
ist aber auch ein Zeichen, dass das Land vielleicht gar nicht
unbedingt darauf angewiesen ist, den Börsengang durchziehen will.
Marktkenner verweisen darauf, dass das Königreich seinerzeit bei der
Verstaatlichung rund 1,5 Mrd. Dollar an die Vorgängergesellschaften
von ExxonMobil und Chevron bezahlt hatte. Kein schlechter Deal für
ein Unternehmen, das im ersten Halbjahr 2017 immerhin 33,8 Mrd.
Dollar Nettogewinn ausgewiesen hat.

"Mission accomplished": das erinnert an den Ausspruch des
damaligen US-Präsidenten George Bush jr. nach dem Sturz des
irakischen Diktators Saddam Hussein. Nichts war vollbracht. Statt
einem Ende der kriegerischen Handlungen und Stabilität in der Region
ist es zum Gegenteil davon gekommen. Diesmal dürfte der Fall anders
gelagert sein. Auch wenn die Macht der Opec schon totgesagt wurde -
das Kartell hat es trotz der steigenden US-Produktion geschafft,
den Markt fast ins Gleichgewicht zu bringen. Es muss sich zeigen, ob
sich daraus ein wiedererstarktes Selbstvertrauen auch politisch oder
gar militärisch in einer härteren Haltung einiger Mitgliedstaaten
spiegelt. So liegt es auf der Hand, dass die Spannungen um Syrien
einen bereits angespannten Ölmarkt zusätzlich belasten würden.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

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