Aachener Zeitung: Kommentar
Alles Gute, Israel!
Wünsche und viele Sorgen zum Geburtstag
von Thomas Thelen
Geschrieben am 19-04-2018 |
Aachen (ots) - Israel begeht den 70. Jahrestag der Staatsgründung.
Doch nach guter Laune klang das nicht, was Premierminister Benjamin
Netanjahu in seiner Geburtstagsansprache zu sagen hatte. Dabei hätte
man sich gewünscht, dass sich sein Blick einmal vornehmlich auf das
Positive richtet, das dieses Land ausmacht. Doch angesichts der
Situation im Gazastreifen und im Westjordanland und dem Dauerkonflikt
mit den Palästinensern wäre das wahrscheinlich zu kurz gegriffen und
einem Falken wie Netanjahu gar nicht möglich. Stattdessen die
geläufigen Reflexe: Man werde sich im Kampf gegen die, die Israel
vernichten wollen, nicht abschrecken lassen. Israel sei
entschlossener und stärker denn je. Kriegsrhetorik statt
Happy-Birthday-Gefühl. Eine unbeschwerte Geburtstagfeier bleibt für
Israel vorerst eine Utopie. Ein besonderer Dank Netanjahus galt dem
engsten Verbündeten - den USA, namentlich dessen Präsidenten Donald
Trump. Der wird sich über so viel öffentliche Zuwendung gefreut
haben, allzu häufig erfährt er sie schließlich nicht. Bei aller
Kritik an der Politik und Amtsführung des US-Präsidenten und an der
Tatsache, dass die USA unter ihm ein weniger berechenbarer
Verbündeter geworden sind: Trump steht zu Israel. Alles andere wäre
fatal. Ähnlich anerkennende Worte wie für die USA hätte man sich aus
Israel für Deutschland gewünscht. Doch die blieben aus. Vielmehr
mehren sich die sorgenvollen Stimmen, die infrage stellen, ob sich
Deutschland seiner besonderen historischen Verantwortung gegenüber
dem jüdischen Staat überhaupt noch bewusst ist. Natürlich ist sich
Deutschland dieser Verantwortung bewusst, daran hat sich nichts
grundlegend geändert. Und doch wäre es falsch, die Anzeichen für
wachsenden Antisemitismus in diesem Land - gerade auch unter jungen
Menschen - unter den Teppich zu kehren. Wo immer Antisemitismus in
unserer Gesellschaft offen zu Tage tritt, braucht es meinungsstarke
und mutige Menschen, die sich bedingungslos dagegen stellen. Und hier
sind nicht nur Prominente wie die Musiker Campino oder Marius
Müller-Westernhagen, die gegen die frauenfeindlichen, homophoben und
antisemitische Reime zweier rappenden Rüpel aufbegehrt haben, in der
Pflicht, sondern wir alle! Deutschland muss wachsam sein. Das auf
Video festgehaltene Experiment eines 21-Jährigen, der mit Kippa durch
den Prenzlauer Berg läuft und attackiert wird, ist ein Weckruf, der
nicht einfach verhallen darf. Doch Antisemitismus ist nicht nur unter
jugendlichen Schlägern auf den Straßen Berlins verbreitet, sondern
droht in allen gesellschaftlichen Schichten salonfähig zu werden.
"Vor Antisemitismus aber ist man nur noch auf dem Monde sicher",
schrieb die jüdische deutsch-amerikanische Publizistin Hannah Arendt
am 26. Dezember 1941 in einem in New York veröffentlichten Artikel.
Hoffentlich trifft dieser Satz nie mehr auf Deutschland zu. Von
Herzen alles Gute zum Geburtstag, Israel! Und für die Zukunft nur das
Beste.
Pressekontakt:
Aachener Zeitung
Redaktion Aachener Zeitung
Telefon: 0241 5101-389
az-blattmacher@zeitungsverlag-aachen.de
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