Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel Mittelbayerische Zeitung (Regensburg) zu Kim Jong Un und Donald Trump:
Geschrieben am 23-04-2018 |
Regensburg (ots) - Kim Jong Un stiehlt mit seinem Versprechen,
unilateral alle Atom- und Langstreckenraketen-Tests einzustellen,
Donald Trump einmal mehr die Show. Der nordkoreanische Machthaber
lässt den US-Präsidenten damit glauben, seine Drohgebärden zeigten
Wirkung. Verlässlich klopft sich dieser selbst auf die Schulter und
feiert auf Twitter einen "großen Fortschritt!" Experten sehen das
nüchterner. Kim sende im Vorfeld des inner-koreanischen Gipfels diese
Woche ein cleveres Signal, ohne dafür wirklich viel aufgeben zu
müssen. Zumal er im Moment nicht das geringste Interesse hat, das für
Mai oder Juni avisierte Treffen mit Trump durch Provokationen zu
gefährden. Kim ist zwar ein ruchloser Diktator, aber bei Weitem nicht
so verrückt, wie er oftmals dargestellt wird. Tatsächlich scheint er
Trump im Atomstreit immer einen Schritt voraus zu sein. Von dem
gemeinsamen koreanischen Olympia-Team über seinen Überraschungsbesuch
in Peking bis hin zu der Gipfelidee, findet er sich auf dem
Fahrersitz. Der US-Präsident führt nicht, sondern läuft dem "kleinen
Raketenmann" hinterher. Ohne irgendeine greifbare Gegenleistung
gewährt er Kim, was jeder Amtsvorgänger Nordkorea aus gutem Grund
verweigert hatte: Verhandlungen auf Augenhöhe. Genauso spontan wie
Trump dem Gipfel mit dem Diktator zustimmte, zog er ihn anschließend
wieder in Zweifel. "Wenn wir nicht glauben, dass es von Erfolg
gekrönt ist, machen wir es nicht", erklärte Trump vergangene Woche
bei einer gemeinsamen Pressekonferenz mit dem japanischen
Ministerpräsidenten in Mar-a-Lago. Keine 48 Stunden vorher hatte er
in einem Tweet über den Verlauf eines geheimen Vorbereitungstreffens
seines CIA-Direktors Mike Pompeo mit Kim noch geschwärmt. "Details
des Gipfels werden gerade ausgearbeitet", verkündete der
amerikanische Präsident in der Kurznachricht. "Eine Denuklearisierung
wird großartig für die Welt sein, aber auch für Nordkorea". Wohl
wahr, wenn es denn dazu käme. Doch genau daran bestehen ernste
Zweifel. Nordkorea ist bereits eine Atommacht, verfügt über ein
Arsenal an Raketen und hat keinerlei Intention zu erkennen gegeben,
darauf zu verzichten. Kim kann seinen Teststopp zudem jederzeit
revidieren. Bei der tatsächlichen Aufgabe der Atomwaffen liegt der
Knackpunkt, der am Ende darüber entscheidet, wer sich in dem Poker
durchsetzt. Der Nationale Geheimdienstdirektor im Weißen Haus, Dan
Coats, wies den Präsidenten darauf hin, dass Kim in der Atombombe die
Überlebensgarantie für Nordkorea sieht. Diese Sicht sei vor allem
durch die historische Erfahrung der US-Invasion des Irak 2003 geprägt
worden. Kim verlangt Sicherheitsgarantien für die Aufgabe seiner
Atomwaffen, die Trump dem Regime nicht geben kann. Wie die USA aus
schlechter Erfahrung guten Grund haben, den Zusicherungen der
Nordkoreaner nicht zu trauen, gibt es bei diesem Präsidenten leider
auch berechtigte Zweifel an der Verlässlichkeit seiner Zusagen. Wenn
der US-Präsident im Mai ohne Not das Atomabkommen mit Iran
aufkündigt, liefert er Kim den ultimativen Grund, seine Atomwaffen
niemals aufzugeben. Warum sollte dieser das Überleben seines Regimes
von den Zusagen einer Macht abhängig machen, die geschlossene
Verträge nach Gutdünken kündigt? Wer Trump zum "Hipster der
Diplomatie" verklärt, versucht, das planlose Durcheinander einer
Politik aus dem Bauch heraus zu rationalisieren. Doch
Sprunghaftigkeit sollte nicht mit Unberechenbarkeit verwechselt
werden. Im Fall Nordkoreas könnte das ein böses Ende nehmen.
Pressekontakt:
Mittelbayerische Zeitung
Redaktion
Telefon: +49 941 / 207 6023
nachrichten@mittelbayerische.de
Original-Content von: Mittelbayerische Zeitung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
634994
weitere Artikel:
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Whistleblowern Halle (ots) - Es ist falsch, den Vorschlag aus Brüssel als
Freibrief für rachsüchtige, unbefriedigte Mitarbeiter abzutun. Hier
geht es um Missstände, um Gesetzesverstöße - zunächst gegen das
EU-Recht. Hoffentlich dann auch bald gegen die Vorschriften in allen
Mitgliedstaaten. Bisher haben lediglich zehn EU-Länder entsprechende
Schutzregeln. Alle anderen müssen nachziehen. Der Einwand gegen die
Brüsseler Pläne, sie würden ja lediglich Hinweisgeber für Verstöße
gegen europäische Gesetze betreffen, nicht schlagkräftig. Brüssel
ist mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zur Bundeswehr Halle (ots) - Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen ist
zwar strukturierter an die Rüstungsprojekte herangegangen als ihre
Vorgänger und hat zum Missfallen der Industrie Fristen, Verträge und
Bedarf überprüft. Das macht ihren Einkaufszettel für Raketenwerfer
und Panzer allerdings nicht erhaben über alle Zweifel. Besonders in
den Blick fällt der Posten der bewaffnungsfähigen Drohnen. Die
Sicherheit der Soldaten steht gegen die Frage, ob die Hemmschwelle
zum Gewalteinsatz sinkt. Dass das Andockmodul mittlerweile zur
Standardausrüstung mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Kriminalität Halle (ots) - Der Rückgang ist erfreulich. Das gilt vor allem für
die Wohnungseinbrüche, die um mehr als ein Fünftel schwanden. Der
Schwund ist Folge neuer Polizisten und einer gezielteren Prävention
und umso wichtiger, weil viele Betroffene Einbrüche als traumatisch
erleben und in Einzelfällen sogar in neue Wohnungen ziehen, weil sie
es in ihren alten Wohnungen nicht mehr aushalten. Der Staat zeigt
sich an einer entscheidenden Stelle wehrhaft. Das ist gut. Erfreulich
ist weiterhin, dass die Zahl der Diebstähle um 11,8 Prozent
schrumpfte mehr...
- Westfalenpost: Mit Augenmaß / Kommentar von Martin Korte zur Bundeswehr Hagen (ots) - Klar, es wäre schön, wenn wir die Bundeswehr nicht
bräuchten. Wenn Wladimir Putin nicht die Krim annektiert hätte. Wenn
wir uns immer sicher fühlen könnten. Wenn Nord-Korea-Kim wirklich ein
friedfertiger Menschen wäre. Wenn niemand uns Böses wollte. Aber
leider ist die Welt nicht so. Die Bundeswehr kann ihren Auftrag nur
erfüllen, wenn sie materiell und ideell dazu befähigt wird. Das
heißt: Sie braucht Hubschrauber, die fliegen, und Panzer, die fahren.
Und sie benötigt den Rückhalt von Politik und Gesellschaft. Eine
Armee, mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Kampfabstimmung in der SPD-Landtagsfraktion
Vor großen Aufgaben
Lothar Schmalen, Düsseldorf Bielefeld (ots) - Es ist in der NRW-SPD nicht anders als in der
Bundespartei. Bei der sogenannten personellen Erneuerung tauchen doch
wieder Personen an der Spitze auf, die auch schon in den vergangenen
wenig erfolgreichen Jahren ihrer Partei entscheidende Rollen gespielt
haben. Beide Bewerber um den wichtigen Fraktionsvorsitz im
Düsseldorfer Landtag, Marc Herter und Thomas Kutschaty, waren eng
verbunden mit der Arbeit der abgewählten rot-grünen Landesregierung.
Neue Köpfe sind sie also beide nicht. Immerhin - gegenüber dem jetzt
ausscheidenden mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|