junge Welt: Solider Scholz. Kommentar von Simon Zeise zum Haushaltsplan des Finanzministers
Geschrieben am 02-05-2018 |
Berlin (ots) - Rechts von Scholz ist nur noch die Wand. Der
Finanzminister hat den Neoliberalismus auf jeder Seite des
Haushaltsetats festgeschrieben. Stolz erklärte Scholz am Mittwoch der
Neuverschuldung eine Absage. Die Investitionsquote will er jährlich
drücken. Für Schulen, Kindergärten und marode Straßen sind 2019 37,9
Milliarden Euro vorgesehen. 2022 wird diese Zahl dann auf 33,5
Milliarden Euro sinken.
Der DGB rügte den Minister: »Es braucht nicht weniger, sondern
dauerhaft mehr Investitionen in bezahlbaren Wohnraum, zukunftsfähige
Infrastruktur und andere Bereiche«, fiel ihm Vorstandsmitglied Stefan
Körzell in die Parade. Doch an dem Nordlicht perlte die Kritik ab:
»In diesem Haushalt und auch in den folgenden werden die
Investitionen steigen«, gab Scholz zu verstehen. In den späteren
Jahren der vorgelegten Planung seien manche relevanten
Investitionsausgaben noch nicht ausgewiesen. Für Scholz sind das
»buchhalterische Effekte«.
Die Vorgängerregierung hat mit der Neuregelung der
Bund-Länder-Finanzen den Weg zur Privatisierung frei gemacht. Die
Budgets für Autobahnen, Schulen und Wohnungen können durch die
Änderung des Grundgesetzes über öffentlich-private Partnerschaften in
Schattenhaushalte ausgelagert werden. So macht Scholz den Trump. Auch
der US-Präsident hatte im Wahlkampf »das größte« öffentliche
Investitionsprogramm in die Infrastruktur angekündigt. 1,5 Billionen
Dollar sollte die Regierung in die Hand nehmen. Tatsächlich
ausgegeben hat Washington dann nur 200 Milliarden Euro. Den Rest
sollten Private beisteuern. Der Staat bietet einen kleinen Anreiz.
In diesem Jahr will die Bundesregierung 341 Milliarden Euro
ausgeben. Der Verteidigungsetat soll in diesem Jahr auf knapp 38,5
Milliarden Euro steigen, 2019 sind schon 41,5 Milliarden Euro
vorgesehen. Für das kriegslüsterne Berlin ist das nicht genug. Die
Verteidigungsministerin ließ nach der Vorstellung des Etats
kurzerhand die Presse einmarschieren. Eine »solide Finanzgrundlage«
für die Bundeswehr sei in den kommenden Jahren erforderlich. Für die
»Stabilisierung von Europas Nachbarschaft und die Bekämpfung der
Fluchtursachen« sei mehr Geld von Nöten. »Da muss Deutschland auch
einen Beitrag leisten.« Das Verteidigungsministerium sieht einen
zusätzlichen Bedarf von zwölf Milliarden Euro in dieser Wahlperiode,
soll aber nach eigenen Angaben »nur« 2,6 Milliarden Euro mehr
erhalten.
Die Bundeskanzlerin ließ durch ihren Regierungssprecher Grüße
ausrichten. »Sie ist der Meinung, dass diese Steigerung der
Verteidigungsausgaben fortgesetzt werden muss«, erklärte Steffen
Seibert. Sie stehe auch zu den NATO-Vereinbarungen von Wales. Darin
war eine Orientierungsmarke von zwei Prozent des
Bruttoinlandsprodukts genannt worden. Scholz hat bislang 1,28 Prozent
geboten. Es dürfte noch solide nachjustiert werden.
Pressekontakt:
junge Welt
Redaktion
Telefon: 030 / 53 63 55-0
redaktion@jungewelt.de
Original-Content von: junge Welt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
636324
weitere Artikel:
- Frankfurter Rundschau: Ohne sozialdemokratische Note Frankfurt (ots) - Als Olaf Scholz sich im SPD-internen Machtkampf
das Finanzministerium sicherte, schien er der große Gewinner zu sein.
Deutschland schwimmt im Geld. Der Kassenwart kann die Milliarden
verteilen. Zugleich redet er überall mit. Wer als Sozialdemokrat
Anlauf nimmt auf das Kanzleramt in der Zeit nach Angela Merkel,
findet keine bessere Startrampe als das Bundesfinanzministerium. So
dachte man im März. Anfang Mai sieht die Welt anders aus. Mit großen
Teilen seiner Partei liegt Scholz im Clinch, weil viele keinen
Unterschied mehr...
- phoenix Runde: Kreuzpflicht in Bayern - Wie weit darf der Staat gehen? - Donnerstag, 3. Mai 2018, 22:15 Uhr Bonn (ots) - In Bayern soll ab 1. Juni 2018 in jeder Behörde ein
Kreuz hängen. So hat es Ministerpräsident Markus Söder mit seinem
Kabinett beschlossen. Für ihn ist das "ein klares Bekenntnis zu
unserer bayerischen Identität und zu christlichen Werten". Doch die
Entscheidung ist umstritten. Kritiker werfen Söder vor, das Kreuz zu
instrumentalisieren und befürchten eine Spaltung der Gesellschaft.
Wie ist es um die Neutralität des Staates bestellt? Welche Rolle
sollen religiöse Symbole in Deutschland spielen? Wofür steht das
Kreuz? mehr...
- neues deutschland: Kommentar zu geplanten Kürzungen bei Investitionen: Ganz der Schäuble Berlin (ots) - Investieren sollen dann mal schön die anderen - das
scheint das Motto des neuen Bundesfinanzministers Olaf Scholz (SPD)
zu sein, der bei der Präsentation seines ersten Haushaltes auch einen
Blick in seine mittelfristige Planung gewährte. Demnach will der Bund
seine Investitionen auf die Dauer deutlich zurückfahren, dafür aber
den Ländern und Kommunen etwas mehr Geld für selbige aushändigen. Das
ist verwunderlich angesichts des allseits beklagten öffentlichen
Investitionsstaus. Der Bedarf im Bereich von Straßen und Schienen, mehr...
- Straubinger Tagblatt: Die EU muss sich selbst hinterfragen Straubing (ots) - Die EU selbst, aber auch die Mitglieder müssen
endlich aufhören, nur darüber zu reden, wie sich die EU in Zukunft
aufstellen soll, sie müssen handeln. Es geht auch an der Sache
vorbei, stets mit dem Finger auf das nimmersatte Brüssel zu deuten.
Denn die grundlegenden Entscheidungen fallen in den bald nur noch 27
Hauptstädten der Gemeinschaft. Sie müssen entscheiden, was sie von
der EU erwarten - und das dann auch finanzieren.
Pressekontakt:
Straubinger Tagblatt
Ressortleiter Politik/Wirtschaft
Dr. Gerald mehr...
- Straubinger Tagblatt: Schwarze Null bald in Gefahr Straubing (ots) - Die große Koalition begnügt sich damit, den
Bestand zu verwalten. An die strukturellen Probleme des Haushalts
wagt sich Olaf Scholz wie schon sein in dieser Hinsicht äußerst
zögerlicher Vorgänger Wolfgang Schäuble nicht heran. Noch sorgt das
Doppelplus von hohen Steuereinnahmen und niedrigen Zinsen von alleine
für die schwarze Null. Doch sobald die Konjunktur lahmt und die
Zinsen wieder steigen, drohen Milliardenlöcher. Die bequemen Zeiten,
in denen Milch und Honig im Übermaß flossen und der deutsche
Finanzminister mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|