Allg. Zeitung Mainz: Zertwitterer / Kommentar zu Kim und Trump / Von Reinhard Breidenbach
Geschrieben am 12-06-2018 |
Mainz (ots) - Das Schlimmste ist: Es ist eigentlich ziemlich egal,
ob Donald Trump Vereinbarungen, die er unterschrieben hat,
nachträglich zerstört - auf seine besondere Weise: Trump zertwittert,
was er zugesagt hat. Manchmal ist es auch umgekehrt. Er hatte hohe
Quoten, als er zwischen 2004 und 2015 in einer Casting-Show auftrat.
Das Treffen mit Kim war nun eine Fortsetzung mit anderen Mitteln und
unter anderen Gegebenheiten, deutlich in Richtung Seifenoper. Trump
geht es um Quote, bei seinen Wählern. Und am Ende lässt er Nordkoreas
Diktator seine Dienstlimousine bewundern, die bezeichnenderweise "das
Biest" heißt. Selten war Politik so beschämend. Der Singapur-Gipfel
war ein Schlag ins Gesicht der G 7-Partner Trumps, eine glatte
Provokation. Trump will sich als Weltenlenker und Friedenswächter
präsentieren, dabei wissen doch alle, wes Geistes Kind er ist. Es
wäre ja schön, wenn sich die Lage um Nordkorea entspannen würde. Es
wäre vor allem gut für das geknechtete nordkoreanische Volk. Aber zum
einen könnte es geschehen, dass der von Trump aufgewertete Kim, der
schon bislang über Leichen geht, noch dreister und gegenüber seinem
Volk noch brutaler wird. Zum anderen ist das in Singapur
unterzeichnete Abkommen so vage, dass es kaum das Papier wert ist,
auf dem es geschrieben wurde. Was tun? In wenigen Tagen feiern zwei
wichtige Ereignisse der deutsch-amerikanischen Geschichte runden
Geburtstag. Am 26. Juni 1963 bekannte John F. Kennedy vor dem
Schöneberger Rathaus: "Ich bin ein Berliner." Am 24. Juni 1948 begann
die sowjetische Blockade Berlins und damit die Luftbrücke der
Alliierten. Die "Rosinenbomber" versorgten die geteilte Stadt aus der
Luft. Jeder kennt zudem die Geschichte von Ramstein, die Geschichte
des US-Stützpunktes Wiesbaden, die von "K-Town" Kaiserslautern und
anderen Leuchttürmen von Partnerschaft und Freundschaft. Es ist vor
allem die Geschichte von Menschen, Amerikanern und Deutschen, die
zueinander gefunden haben. All das darf nicht zerstört werden wegen
eines Mannes, dessen Vorfahren - und das ist wahrhaftig ein bitterer
Treppenwitz der Geschichte - aus Deutschland, aus der Pfalz, kamen.
Daran müssen alle arbeiten, denen an vernünftiger Politik gelegen
ist, in der merkantile Konkurrenz sinnvoll ist, in der Egomanie,
Dummheit und Verbohrtheit am Ende allen schaden. Die Europäische
Union hat es derzeit auch deshalb so schwer, weil Trump zum Vorbild
und Helden für Nationalisten und Populisten des alten Kontinents
wurde. Der Kampf der Europäer um Einigkeit hat wohl seine Grenzen,
wenn Staaten wie Ungarn, Polen oder Italien partout nicht mehr wollen
oder können. Dann könnte die alte Idee eines Kern-Europa mit Paris
und Berlin an der Spitze sehr schnell hochaktuell werden. Trump ist
derzeit eine Gefahr für vernünftige Lösungen in der Politik,
weltweit. 2015 wurde er in seiner eigenen TV-Show gefeuert - wegen
rassistischer Tiraden. Die Hoffnung, dass ihm Vergleichbares im
Präsidentenamt widerfährt, ist leider Gottes nicht sehr groß. Aber
wer weiß.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Leonie Peschke
Volontärin Newspool
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de
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