Allg. Zeitung Mainz: Verschlafen / Kommentar zu tödlichen Radunfällen / Von Friedrich Roeingh
Geschrieben am 12-07-2018 |
Mainz (ots) - Es gibt Entwicklungen, die erschließen sich
eigentlich von selbst. Wenn im Zuge des unübersehbaren E-Bike-Booms
immer mehr Radfahrer in Stadt und Land unterwegs sind, wenn damit das
Durchschnittsalter der Radfahrer merklich steigt und immer mehr
ältere Radler ihren Mobilitätsradius und damit ihre Streckenkilometer
erweitern, kann die Zahl der Radunfälle nicht abnehmen. Auch nicht
die Zahl der tödlichen. So erklärt sich diese gegenläufige
Entwicklung zur sinkenden Zahl der tödlichen Verkehrsunfälle - die
immer mehr Airbags und Assistenzsystemen zu verdanken ist. Bleibt die
Frage, was zu tun ist. Der Abbiegeassistent für Lkw muss endlich
Pflicht werden. Damit - unabhängig von der Schuldfrage - die
schwächeren Verkehrsteilnehmer nicht mehr in den toten Winkel der
Laster rutschen können. Hier lässt sich der Gesetzgeber viel zu viel
Zeit. Kostbare Zeit verspielen auch die Kommunen. Schließlich dauert
der E-Bike-Boom bald schon zehn Jahre an und ein Ende ist noch lange
nicht in Sicht. Mit einem Mal sind sogar Städte für Radfahrer
attraktiv, deren Topografie zuvor kaum jemanden zum Umstieg auf das
Rad eingeladen hat. Dabei geht es nicht nur um die Sicherheit. Es
braucht gerade in den Ballungsräumen dringlich kommunale Masterpläne,
um die Radwegenetze auszubauen. Die wenigen "Fahrradautobahnen", die
der Bund für die wachsende Zahl von radelnden Berufspendlern fördern
wird, sind nur ein Tropfen auf den heißen Stein. Jeder zusätzliche
Radwegkilometer ist auch unter ökologischen Aspekten so viel wert wie
zehn Ladestationen für Elektroautos.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Wolfgang Bürkle
Newsmanager
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de
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