Allg. Zeitung Mainz: Kaninchen / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Gipfeltreffen Trump - Putin
Geschrieben am 16-07-2018 |
Mainz (ots) - Mit Trump und Putin ist es so wie mit dem Kaninchen
und der Schlange. Nur, dass das Kaninchen sich für unglaublich schlau
und stark hält und mit Abscheu Befürchtungen zurückweist, es könnte
ein Opfer der Schlange werden. Und die Schlange lässt das Kaninchen
in diesem Glauben. Materiell betrachtet ist Donald Trump als
Präsident des noch immer mächtigsten Landes der Welt natürlich nicht
das schwache Kaninchen. Intellektuell aber schon. Letztlich, und das
macht die Sache wirklich gefährlich, bewundert Trump den russischen
Präsidenten, denn sie sind Brüder im politischen Geiste. Beide sind
im Grunde ihres Herzens Autokraten und rechtsnationale Populisten.
Beide haben ein problematisches Verhältnis zur Wahrheit. Putin aus
Kalkül: In Helsinki behauptet er allen Ernstes, Moskau habe sich
nicht mit Hackerangriffen zugunsten Trumps in den US-Wahlkampf
eingemischt. Trumps Wahrheiten wechseln sehr häufig und sind oft gar
keine, sondern fixe Ideen. Eine der wichtigsten und zugleich
absurdesten ist derzeit, dass Deutschland die USA wirtschaftlich und
als billigen Beschützer ausnutze, wobei die Deutschen - und das
bringt Trump erst richtig in Rage - von einem Trump-Erzfeind
unterstützt werden. Von Barack Obama. Hinzu kommt: Dass Trump, wie
aus seiner Vita ersichtlich, ein Problem mit starken Frauen hat,
macht die Sache für Berlin nicht leichter. Wenn Trump mit Putin
redet, vertritt er nicht die Interessen der freien Welt, sondern nur
seine persönlichen. Dabei läuft er wie stets Gefahr, sich bis auf die
Knochen zu blamieren. Und Putin wird versuchen, das gegen EU und Nato
auszuschlachten. Die Lage ist extrem schwierig.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Werner Wenzel
Leiter Newspool
06131-485980
online@vrm.de
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