Allg. Zeitung Mainz: Rote Karten / Kommentar von Reinhard Breidenbach zur Causa Özil
Geschrieben am 23-07-2018 |
Mainz (ots) - Bis auf den Papst, Putin, Trump und den chinesischen
Präsidenten Xi Jinping haben sich, jedenfalls bis zum
Redaktionsschluss dieses Kommentars, so ziemlich alle relevanten
Großentscheider zum Fall Özil geäußert. Das zeigt vor allem eines:
Die Wahrheit ist schon lange nicht mehr nur auf dem Platz. Fußball
ist eine politische Weltmacht. Bedurfte es noch eines Beweises? Die
WM-Vergaben an Russland und Katar sind brutal klar. Fußball ist auch
eine finanzielle Weltmacht, der Ausdruck "Milliardengeschäft"
erscheint da fast lächerlich. Fünfmal Neymar-Ablöse, und schon sind
wir über der Milliarde. Hier droht allerdings eine Überhitzung. Der
Markt ist hysterisch, und hysterischen Märkten droht der Absturz.
Schlimmster Einpeitscher in Sachen Geld ist die Fifa, der
wahrscheinlich korrupteste Sportverband aller Zeiten. Nicht zuletzt
sozial ist Fußball eine Macht. Er kann integrieren: Auch in
Deutschland gibt es dafür gute Beispiele, Özil war mal eins davon,
früher. Es wird weitere gute Beispiele geben, auch in Zukunft.
Fußball entfacht Emotionen wie sonst wenige Dinge auf der Welt.
Jedoch: Es ist ein schmaler Grat zwischen Fan-Glückseligkeit oder
-Trauer einerseits und auch hier der Hysterie andererseits. Wenn
Menschen den Fußball und ihre eigene Projektion auf ihre Idole
brauchen wie Drogen, weil sie unglücklich sind, oder wie Brot, weil
sie arm sind, dann ist etwas faul. Kompliziert ist die Gemengelage,
was Äußerungen Özils, seiner Bewunderer und Gegner betrifft. Ein
bisschen Einordnung täte dem Spiel jetzt gut. Das Foto mit Erdogan
war ein eiskalter Coup. Zu Risiken und Nebenwirkungen hätte Özil
diejenigen fragen können, die sich seine Berater nennen. Wenn sich
der Champion nun als Opfer von Rassismus darstellt, ist das, gelinde
gesagt, dummes Zeug, eine Ohrfeige für wirkliche Opfer. Und wenn
keine Geringere als Justizministerin Barley (SPD) das so ähnlich
sieht, wie Özil es glauben machen will, dann hat Deutschland ein
Problem in diesem Politikressort. Mit zur Wahrheit gehört in der Tat,
dass der Kuschelkurs vieler berühmter (Ex-)Politiker und
(Ex-)Sportler gegenüber Diktatoren womöglich noch erschütternder ist
als Özils Flaggenparade. Zu denken wäre da an die Traumpaare
Schröder/Putin oder Matthäus/Putin. Aber das macht die Causa Özil
nicht besser. Falsch gemacht hat Özil seit dem Foto alles - mit einer
Ausnahme. Mit seiner Kritik am DFB und vor allem an dessen
Präsidenten Grindel hat er, auch wenn's ihm kaum hilft, absolut
Recht. Grindel, das ist der unfassbare Aufstieg eines CDU-Politikers
der dritten Reihe, der schon damals keine Leuchte war, an die Spitze
des mächtigsten nationalen Sportverbands der Welt. Rote Karte.
Dunkelrot.
Pressekontakt:
Allgemeine Zeitung Mainz
Danielle Schwarz
Newsmanagerin
Telefon: 06131/485980
online@vrm.de
Original-Content von: Allgemeine Zeitung Mainz, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
647473
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Zu lange geschwiegen - Leitartikel von Philipp Neumann zum Rücktritt von Mesut Özil Berlin (ots) - Die Erklärung, mit der Mesut Özil seinen Rücktritt
aus der Fußball-Nationalmannschaft bekannt gibt, ist nicht nur in
ihrer Wucht einzigartig. Auch die Absolutheit, mit der sich da eine
öffentliche Person jeglichem Dialog verweigert, ist neu.
Zwei Monate hat Özil geschwiegen, als es um das umstrittene Foto
mit dem türkischen Präsidenten Erdogan ging. Jetzt hat er die mediale
Superbombe gezündet. Dass er dies nur in englischer Sprache macht,
schafft - bewusst oder unbewusst - die größtmögliche Distanz zu
Deutschland. mehr...
- Neue Westfälische (Bielefeld): Der Fall Özil
Rassismus ist die falsche Antwort
Jörg Rinne Bielefeld (ots) - Anfang Juni, WM-Trainingslager der deutschen
Fußball-Nationalmannschaft in Südtirol. Teammanager Oliver Bierhoff
reagiert auf der Pressekonferenz schon bei der ersten Frage zum Fall
Özil/Gündogan gereizt: "Was hätten wir noch mehr machen sollen? Ich
finde, wir haben sogar sehr viel gemacht! Und jetzt reicht's dann
auch!" Fataler Irrtum oder schon die erste Erkenntnis, dass das
Foto-Shooting mit dem türkischen Präsidenten Erdogan weitreichende
Folgen haben könnte? Sieben Wochen später ist das Scherbengericht
zubereitet. mehr...
- Das Erste, Dienstag, 24. Juli 2018, 5.30 - 9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 7:10 Uhr, Joachim Stamp, Integrationsminister NRW,
FDP, Thema: Özil
8:05 Uhr, Heiko Maas, Bundesaußenminister, SPD, Thema:
Handelsstreit
Pressekontakt:
Weitere Informationen unter www.ard-morgenmagazin.de
Redaktion: Martin Hövel
Kontakt: WDR Presse und Information, wdrpressedesk@wdr.de, Tel. 0221
220 7100
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 02150 - 20 65 62
Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell mehr...
- Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Integrationsdebatte Bielefeld (ots) - Es war schon klar, dass die Diskussion um Mesut
Özil kein gutes Ende nehmen würde. Weder für den nun ehemaligen
Nationalspieler noch für die Verantwortlichen auf Seiten des
Deutschen Fußball-Bundes. DFB-Präsident Reinhard Grindel und
Team-Manager Oliver Bierhoff steht womöglich noch bevor, was Özil aus
eigener Kraft, aber nicht aus einer Position der Stärke vollzogen
hat: der unehrenhafte Abgang.
Dass darüber nun eine Rassismus-Debatte in Deutschland entbrannt
ist, zeigt, wie aufgeladen das gesellschaftspolitische mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Leitartikel zu Özil: Dummheit und Niedertracht von Bernhard Fleischmann Regensburg (ots) - So lange haben wir auf ein Wort von Mesut Özil
zum Foto mit Erdogan gewartet. Doch die damit verbundene Erwartung,
danach möge Ruhe einkehren, erfüllt sich keineswegs. Im Gegenteil.
Jetzt ist erst richtig Feuer am Dach. Mit größtmöglichem Schaden für
alle Beteiligten. Welch ein Debakel. Einer der Verlierer ist Özil
selbst. Er geht sehr nonchalant über die Tatsache hinweg, dass ein
Foto mit dem türkischen Präsidenten Erdogan sehr wohl etwas mit
Politik oder Wahlen zu tun hat. Er kann sich nicht nur darauf
beziehen, mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|