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ZDF-Politbarometer August I 2018 / Mehrheit führt Hitzesommer auf Klimawandel zurück / Zwei Drittel für Einführung einer allgemeinen Dienstpflicht (FOTO)

Geschrieben am 10-08-2018

Mainz (ots) -

Das heiße Wetter in den letzten Wochen ist für 68 Prozent der
Befragten eine Folge des Klimawandels, für 28 Prozent liegt das im
Bereich üblicher Wetterschwankungen (Rest zu 100 Prozent hier und im
Folgenden jeweils "weiß nicht"). Auch der Sommer 2015 zeichnete sich
durch Hitzerekorde aus, damals schrieb das aber nur knapp die Hälfte
(Aug. 2015: 48 Prozent) dem Klimawandel zu, ähnlich viele (Aug. 2015:
49 Prozent) hielten das für normale Schwankungen. Die Anhänger fast
aller Parteien machen mehrheitlich die globale Erwärmung für das
diesjährige Sommerwetter verantwortlich, lediglich die AfD-Anhänger
sehen das etwas anders (Klimafolge: 45 Prozent; normale Schwankung:
50 Prozent). Vor allem die Trockenheit führt jetzt in der
Landwirtschaft zu Ernteausfällen. Die Landwirte fordern daher
zusätzliche staatliche Unterstützung von einer Milliarde Euro, was
durchaus auf Zustimmung stößt: 42 Prozent der Befragten sind für
finanzielle Hilfen in dieser Höhe, 11 Prozent meinen, die Landwirte
sollten mehr, 20 Prozent sie sollten weniger und 18 Prozent sie
sollten überhaupt keine zusätzlichen Hilfen bekommen.

Projektion: AfD, Grüne und FDP legen zu - Linke verliert

Wenn am nächsten Sonntag wirklich Bundestagswahl wäre, blieben die
Werte der Regierungsparteien unverändert, die Union käme weiterhin
auf 31 Prozent und die SPD auf 18 Prozent. Die AfD erreichte mit 16
Prozent (plus 1) erneut einen Bestwert, die Grünen wären mit 15
Prozent (plus 1) so stark wie seit sechseinhalb Jahren nicht mehr,
und auch die FDP könnte mit 8 Prozent (plus 1) zulegen. Deutliche
Einbußen hätte dagegen die Linke mit 9 Prozent (minus 2), die anderen
Parteien erreichten zusammen 3 Prozent (minus 1). Damit hätte eine
große Koalition zwar noch eine Mehrheit, diese fällt aber so knapp
aus wie noch nie im Politbarometer. Von den anderen derzeit politisch
denkbaren Bündnissen würde es nur für eine Jamaika-Koalition aus
CDU/CSU, FDP und Grünen reichen.

Beurteilung der Regierungsparteien

Nachdem die Zufriedenheit mit der Arbeit der Regierung insgesamt
in den letzten Wochen erheblich nachgelassen hat, geht es jetzt
wieder etwas bergauf. Zurückzuführen war das auf den unionsinternen
Streit um die Flüchtlingspolitik. Anfang Juni noch mit einem
Durchschnittswert von 0,7 auf der Skala von plus 5 bis -5 eingestuft,
sank die Zufriedenheit mit der Arbeit der CDU/CSU in der Regierung
Ende Juni auf minus 0,3, im Juli auf minus 0,6 und liegt jetzt bei
minus 0,1. Zwar verschlechterte sich auch die Bewertung der SPD als
Regierungspartner in diesem Zeitraum (Juni I: 0,6; Juni II: 0,3;
Juli: 0,2), blieb jedoch im positiven Bereich und fällt mit derzeit
0,2 weiterhin besser aus als die der Union.

Top Ten: Schäuble auf Platz eins

Die Liste der zehn wichtigsten Politikerinnen und Politiker wurde
im Juli von den Befragten neu zusammengestellt. Nach kurzer
Unterbrechung wieder dabei ist Wolfgang Schäuble, nicht mehr dazu
zählt Markus Söder. Die beste Bewertung erhält Wolfgang Schäuble mit
einem Durchschnittswert von 1,7 auf der Skala von +5 bis -5. Auf
Platz zwei liegt Cem Özdemir mit verbesserten 1,1 (Juli: 0,9), danach
Olaf Scholz mit 1,0 (Juli: 1,0), Angela Merkel mit 0,9 (Juli: 0,9)
und Heiko Maas, der mit ebenfalls 0,9 (Juli: 0,5) deutlich zulegen
kann. Christian Lindner kommt auf 0,3 (Juli: 0,1), Sahra Wagenknecht
auf 0,2 (Juli: 0,3), Andrea Nahles auf 0,1 (Juli: 0,2) und auch
Ursula von der Leyen wird mit 0,1 (Juli: 0,1) bewertet. Schlusslicht
bleibt Horst Seehofer. Er wird mit minus 0,8 (Juli: minus 1,2) zwar
weniger schlecht beurteilt als zuletzt, ist aber als Einziger
weiterhin deutlich im Negativbereich angesiedelt.

Große Zustimmung für allgemeine Dienstpflicht

68 Prozent und Mehrheiten in allen Parteianhängergruppen würden
die Einführung einer einjährigen Dienstpflicht für alle jungen Männer
und Frauen bei der Bundeswehr oder im sozialen Bereich begrüßen. Die
größte Zustimmung zu diesem Vorschlag aus Unionskreisen gibt es unter
den eigenen Anhängern (77 Prozent), gefolgt von den Anhängern der AfD
(72 Prozent). Aber auch jeweils knapp zwei Drittel der Anhänger von
SPD (62 Prozent), FDP (65 Prozent) und Grünen (66 Prozent) sowie gut
die Hälfte der Linke-Anhänger (52 Prozent) sprechen sich dafür aus.

Sammlungsbewegung "Aufstehen": Mehrheit ist skeptisch

Die von Sahra Wagenknecht ins Leben gerufene Bewegung "Aufstehen"
will parteiübergreifend linke Inhalte in Politik und Gesellschaft
besser durchsetzen. Dass dies gelingen wird, glauben nur 21 Prozent
aller Befragten, 63 Prozent bezweifeln das, darunter Mehrheiten in
allen Parteianhängergruppen mit Ausnahme der Linken: Von deren
Anhängern trauen 45 Prozent der neuen Sammlungsbewegung ihrer
Fraktionsvorsitzenden zu, linke Inhalte politisch besser durchsetzen
zu können, 39 Prozent glauben das nicht.

Die Umfrage zum Politbarometer wurde wie immer von der Mannheimer
Forschungsgruppe Wahlen durchgeführt. Die Interviews wurden in der
Zeit vom 7. bis 9. August 2018 bei 1294 zufällig ausgewählten
Wahlberechtigten telefonisch erhoben. Dabei werden sowohl Festnetz-
als auch Mobilfunknummern berücksichtigt. Die Befragung ist
repräsentativ für die wahlberechtigte Bevölkerung in Deutschland. Der
Fehlerbereich beträgt bei einem Anteilswert von 40 Prozent rund +/-
drei Prozentpunkte und bei einem Anteilswert von 10 Prozent rund +/-
zwei Prozentpunkte. Daten zur politischen Stimmung: CDU/CSU: 32
Prozent, SPD: 20 Prozent, AfD: 12 Prozent, FDP: 8 Prozent, Linke: 9
Prozent, Grüne: 16 Prozent.

Das nächste Politbarometer sendet das ZDF am Freitag, 31. August
2018. Weitere Informationen zur Methodik der Umfrage und zu den
genauen Frageformulierungen: www.forschungsgruppe.de.

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