Der blinde Fleck des deutschen Rechtssystems / 99 Jahre nach der Verkündigung der Weimarer Verfassung sollte das Gebot der weltanschaulichen Neutralität stärkere Beachtung finden
Geschrieben am 14-08-2018 |
Berlin/Oberwesel (ots) - Heute vor 99 Jahren, am 14. August 1919,
trat die Weimarer Reichsverfassung in Kraft. Mit dem 99. Geburtstag
des demokratischen Verfassungsstaates beginnt auch das "100. Jahr des
Verfassungsbruchs", denn bis zum heutigen Tag wurde nicht umgesetzt,
was die Weimarer Verfassung gefordert hatte, nämlich die
Gleichbehandlung aller Religionen und Weltanschauungen sowie die
Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen.
Die maßgeblichen Bestimmungen der Weimarer Reichsverfassung zur
Trennung von Staat und Kirche (Art. 136, 137 und 138 WRV) wurden 1949
in das deutsche Grundgesetz aufgenommen (Art. 140 GG) - was jedoch
weitgehend folgenlos blieb. Daher haben die Giordano-Bruno-Stiftung
(gbs) und das Institut für Weltanschauungsrecht (ifw) zum heutigen
"99. Geburtstag des Verfassungsstaates" einen
"Verfassungsbruch-Ticker" veröffentlicht, der anzeigt, wie lange die
führenden Politikerinnen und Politiker Deutschlands das Gebot der
weltanschaulichen Neutralität des Staates bereits missachten.
Im "100. Jahr des Verfassungsbruchs" werden gbs und ifw
verschiedene Aktivitäten entfalten, um für diesen "viel zu selten
thematisierten Rechtsskandal" ein größeres gesellschaftliches
Bewusstsein zu schaffen. Den Auftakt macht die Online-Publikation
eines rechtsphilosophischen Grundsatzartikels von Michael
Schmidt-Salomon, der den "blinden Fleck des deutschen Rechtssystems"
analysiert und dessen weitreichende Folgen vor Augen führt.
Schmidt-Salomons Text bestimmt die argumentative Stoßrichtung, die
säkular denkende Menschen in den nächsten Jahren einschlagen sollten.
Dabei thematisiert der Philosoph und Vorstandssprecher der
Giordano-Bruno-Stiftung u.a. die Verantwortung der
Parlamentarierinnen und Parlamentarier, die sich bei
Gesetzgebungsverfahren keineswegs auf ihr "religiöses Gewissen"
berufen dürften, da sie gerade durch die "Gewissensformel" der
Verfassung (Art. 38 Abs. 1 GG) dazu verpflichtet seien, dem Gebot der
weltanschaulichen Neutralität zu folgen.
In Kontrast zu den bestehenden gesetzlichen Regelungen macht
Schmidt-Salomon klar, wie etwa die Bestimmungen zum
Schwangerschaftsabbruch, zur öffentlichen Bildung, zum Arbeitsmarkt
oder zur Sterbehilfe aussehen müssten, wenn sie dem "Gebot einer
rationalen, evidenzbasierten und weltanschaulich neutralen
Rechtsbegründung" genügen würden. Dem sogenannten
"Böckenförde-Diktum" ("Der freiheitliche, säkularisierte Staat lebt
von Voraussetzungen, die er selbst nicht garantieren kann"), das auch
Kanzlerin Angela Merkel immer wieder gerne zitiert, stellt
Schmidt-Salomon ein "alternatives Diktum" entgegen: "Der
freiheitliche, säkularisierte Staat darf sich nicht auf
Voraussetzungen berufen, die er nicht selbst geschaffen hat, sofern
dies zur illegitimen Einschränkung bürgerlicher Freiheiten führt."
Hier finden Sie den vollständigen Aufsatz "Der blinde Fleck des
deutschen Rechtssystems": http://ots.de/M4TGd2
Zusammenfassung des Grundlagenartikels:
https://www.giordano-bruno-stiftung.de/meldung/der-blinde-fleck
"Verfassungsbruch-Ticker":
https://www.giordano-bruno-stiftung.de/inhalt/verfassungsbruch-ticker
Pressekontakt:
Elke Held (gbs-Pressebüro), http://ots.de/ygL23v
Original-Content von: Giordano Bruno Stiftung, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
649880
weitere Artikel:
- Frauen dominieren am SwissMediaForum 2018 (FOTO) Luzern (ots) -
Die Umwälzungen in der Schweizer Medienlandschaft, Cyber-Security
und die Digitalisierung der Werbung - das sind drei der Hauptthemen
am bevorstehenden "SwissMediaForum - der Schweizer Medienkongress" im
KKL Luzern.
Das wichtigste Treffen der Medien-, Kommunikations- und
Digitalwirtschaft in der Schweiz geht am 27. und 28. September über
die Bühne. Rund 400 Teilnehmende werden erwartet. Im Programm des
SwissMediaForums 2018 geben die Frauen den Ton an. Die
Facebook-Insiderin Kate Losse, ehemalige Redenschreiberin mehr...
- Wirtschaftsrat: Diesel-Fahrverbote sind abzulehnen Berlin (ots) - Wolfgang Steiger: "Wir haben einen Katalog
alternativer Maßnahmen entwickelt"
Der Wirtschaftsrat der CDU e.V. lehnt Fahrverbote für
Diesel-Fahrzeuge ab. "Wenn sich heute die Bundesminister Svenja
Schulze und Andreas Scheuer mit den Bürgermeistern der fünf
Modellstädte treffen, um über bessere Luft in Städten zu sprechen,
müssen andere Ideen auf den Tisch als Fahrverbote für
Dieselfahrzeuge. Diese richten sich gegen die Menschen, die dieses
Land mit ihren Steuern und Sozialabgaben finanzieren: Pendler,
Handwerksmeister mehr...
- Rheinische Post: Schulze drängt auf schnellen Glyphosat-Ausstieg Düsseldorf (ots) - Nach dem US-Gerichtsurteil gegen den
Saatgutkonzern Monsanto wegen Gefahren beim Pflanzengift Glyphosat
hat Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) auf einen schnellen
Ausstieg aus der Anwendung entsprechender Pflanzenschutzmittel in
Deutschland gedrängt. "Wir haben als Regierung einen klaren Auftrag
aus dem Koalitionsvertrag, den Glyphosateinsatz in dieser
Legislaturperiode grundsätzlich zu beenden", sagte Schulze der
Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Mittwoch). Es sei wissenschaftlich
belegt, dass Glyphosat mehr...
- Bundeswirtschaftsminister Altmaier (CDU) stellt Aktionsplan zum Stromnetzausbau vor und äußert sich zu Wirtschaftsbeziehungen mit der Türkei Bonn (ots) - Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) sieht
beim Ausbau der Stromnetze in den nächsten Jahren keine Alternative
zu freiliegenden Überlandleitungen. In einem Interview mit dem
TV-Sender phoenix äußerte er Verständnis für Skepsis in der
Bevölkerung gegenüber Strommasten. Jedoch sei bei den
Wechselstromleitungen, von denen noch mindestens 900 Kilometer gebaut
werden müssten, die Technologie für eine unterirdische Erdverlegung
noch nicht entwickelt. "Da reden wir über Pilotvorhaben. Es wird auch
in Zukunft freiliegende mehr...
- Der Tagesspiegel: Gewerkschaft der Polizei fordert mehr Flüchtlingskontrollen an Grenze zu Frankreich Berlin (ots) - Die Gewerkschaft der Polizei (GdP) sieht aufgrund
der gestiegenen Flüchtlingszahlen in Spanien einen Bedarf für
verstärkte Kontrollen an der Grenze zwischen Deutschland und
Frankreich. "Wenn sich die Migrationsbewegungen von der Balkanroute
auf die westmediterrane Route verlagern, dann muss die Bundespolizei
auch mehr Präsenz an der deutsch-französischen Grenze zeigen können",
sagte der GdP-Vizebundesvorsitzende Jörg Radek dem "Tagesspiegel"
(Mittwochausgabe). Allerdings reiche für entsprechende Kontrollen das
gegenwärtige mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|