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Interne Berichte enthüllen Versäumnisse bei Norddeutscher Landesbank

Geschrieben am 23-08-2018

Hamburg (ots) -

Sperrfrist: 23.08.2018 18:00
Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der
Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist.

Interne Revisionsberichte der Norddeutschen Landesbank (Nord/LB)
enthüllen zahlreiche Versäumnisse der Bank. Die Dokumente, die NDR
und Süddeutscher Zeitung vorliegen, stammen aus den Jahren 2016 bis
2018. Darin beurteilen hauseigene Prüfer unter anderem, wie
umfangreich riskante Kreditnehmer aus der Schifffahrtsbranche von der
Nord/LB überwacht werden und inwiefern das Geldhaus auf eine mögliche
Krise vorbereitet ist. In allen acht vorliegenden Berichten
bewerteten sie die überprüften Leistungen der Bank mit den Noten
"ausreichend" oder "mangelhaft" und attestierten in zahlreichen
Geschäftsfeldern "hohe Gesamtbankrisiken". Zudem sollen Mitarbeiter
gegen Vorgaben des eigenen Hauses oder der Bankenaufsicht verstoßen
haben.

Einen Fokus legten die Prüfer auf die Schiffsfinanzierung. Die
Nord/LB ist einer der weltweit größten Kreditgeber in diesem Bereich.
Infolge der Krise der Schiffsbranche verzeichnete die Bank allein im
Jahr 2016 einen Verlust in Höhe von zwei Milliarden Euro. Die
Prüfungen aus den beiden folgenden Jahren 2017 und 2018 kommen in
diesem Bereich zu der Note "mangelhaft". Unter anderem bemängeln die
Prüfer Versäumnisse bei der Überwachung bestehender Kredite. Sie
werfen der Bank vor, in neun von 20 überprüften Fällen bestehende
Kredite nicht fristgerecht bzw. ordnungsgemäß überwacht zu haben, bei
"12 von 20 relevanten Kreditnehmern" seien Jahresabschlussunterlagen
nicht ordnungsgemäß bzw. fristgerecht ausgewertet worden. Auch sei in
vier Fällen die "Gesundung" von Kreditnehmern festgestellt worden,
obwohl dafür die Voraussetzungen nicht bestanden hätten.

Darüber hinaus kritisieren die Prüfer eine "weiterhin bestehende
extrem schwache Datenqualität" bei einigen Kredit-Dokumentationen.
Außerdem seien finanzierte Schiffe "nicht oder nicht in der
erforderlichen Zeitnähe" besichtigt worden. Eine Prüfung der
Europäischen Zentralbank (EZB) hatte bereits 2016 der Nord/LB
zahlreiche Mängel in diesem Bereich attestiert. Die interne Revision
der Bank kommt zu dem Schluss, dass viele davon auch Anfang 2018
nicht vollständig abgearbeitet worden waren, obwohl die Nord/LB der
europäischen Bankenaufsicht bereits im Oktober 2017 genau das
mitgeteilt hatte.

Die Lage der Landesbank gilt nach der jahrelangen
Schifffahrtskrise als angespannt. Aber auch die Sanierungsplanung der
Bank wird von den Prüfern mit den Noten "ausreichend" (2016) bzw.
"mangelhaft" (2018) bewertet. Die Prüfer kritisieren insbesondere,
dass aufgrund "stark mängelbehafteter oder unzureichender Methodik
und Kalibrierung der Frühwarn- und Sanierungsschwellen" im Krisenfall
zu spät gehandelt werden könnte. Die Träger, vor allem das Land
Niedersachsen spielen gerade durch, wie sie das Kapital des
Geldhauses stärken können.

Auf Nachfrage erklärte ein Sprecher der Nord/LB, dass die interne
Revision der Bank angewiesen sei, "besonders intensiv, umfassend und
streng zu prüfen, um die internen Prozesse in allen Bereichen der
Bank zu optimieren und sicher zu gestalten". Kritische Befunde seien
eine "logische Konsequenz" dieser Vorgabe. Zudem seien die
"festgestellten Mängel bereits abgearbeitet und erledigt (...) bzw.
ist die Erledigung derzeit in Umsetzung". Niedersachsens
Finanzminister Reinhold Hilbers sitzt dem Aufsichtsrat der Nord/LB
vor. Im Interview mit dem NDR erklärte Hilbers, er kenne die Berichte
zwar nicht im Detail, gleichwohl zeigten sie, dass die Revision der
Nord/LB offenbar gut funktioniere. "Ich habe keinen Grund daran zu
zweifeln, dass die Prozesse, die dort ablaufen ordentlich ablaufen."
Zudem spreche nichts dagegen, dass die aufgeworfenen Probleme auch
korrekt abgearbeitet würden.

Die Grünen im niedersächsischen Landtag wollen nun, dass der ganze
Fall aufgeklärt wird. Sie erwarten Antworten auf Fragen zu den
Revisionsberichten: "Wann lagen die vor, wem lagen die vor (...)
welche Konsequenzen wurden daraus gezogen? Wurde die Aufsicht korrekt
informiert? Wurden die Auflagen der Aufsicht korrekt abgearbeitet?",
so der finanzpolitische Sprecher der Grünen, Stefan Wenzel. Man wolle
deshalb so rasch wie möglich beantragen, dass der Haushaltsausschuss
im niedersächsischen Landtag umfassend über den Vorgang aufgeklärt
wird.



Pressekontakt:
Norddeutscher Rundfunk
Presse und Information
Tel.:040/4156-2300
Mail: presse@ndr.de

http://www.ndr.de
https://twitter.com/NDRpresse

Original-Content von: NDR Norddeutscher Rundfunk, übermittelt durch news aktuell


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