Allg. Zeitung Mainz: Gute Kita / Friedrich Roeingh zur Kinderbetreuung
Geschrieben am 19-09-2018 |
Mainz (ots) - Vorsicht bei Wohlfühl-Vokabeln wie dem
"Gute-Kita-Gesetz". Das riecht nach Vollversorgung und
Betreuungsidylle. Doch ganz so rosig wird die Welt der
Kinderbetreuung auch nicht mit der Milliardenförderung, die der Bund
den Ländern jetzt in Aussicht gestellt hat. Das Positive vorweg:
Gerade in den westdeutschen Flächenländern hat die Kita-Versorgung in
den vergangenen Jahren einen Sprung gemacht. Die Angebote erreichen
immer mehr Kinder und die Betreuungsschlüssel haben sich ebenfalls
leicht verbessert. Den größten Nachholbedarf haben die ostdeutschen
Länder - die einstigen Pioniere der Kita-Garantie. Ob sich der Bund
trauen wird, dort überproportional zu helfen, wo die Unterstützung am
nötigsten ist? Das gilt auch für die Beitragsfreiheit.
Rheinland-Pfalz, wo bald schon Zweijährige kostenlos betreut werden,
war vor zehn Jahren vorgeprescht. Hessen, das diesen "Luxus" viele
Jahre geißelte, hat seit August die Dreijährigen beitragsfrei
gestellt. Um solche Standards flächendeckend zu erreichen, müsste der
Bund aber mindestens das Dreifache des jetzt gewährten Geldes
freigeben. Außerdem leistet das Milliardenprogramm keinen Beitrag zum
größten aktuellen Problem: dem Mangel an Erzieherinnen. In
Ballungsräumen wie Rhein-Main und Rhein-Neckar können vorhandene
Betreuungsplätze schon nicht mehr besetzt werden, weil es an den
Fachkräften mangelt. Tendenz steigend. Wer nach guter frühkindlicher
Bildung ruft, muss Erzieherinnen und Erzieher wesentlich besser
bezahlen als bisher. Sie wachsen ebenso wenig auf den Bäumen wie
Pflegekräfte.
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