Westfalen-Blatt: Das WESTFALEN-BLATT (Bielefeld) zur Großen Koalition
Geschrieben am 23-09-2018 |
Bielefeld (ots) - Kompromiss hin oder her: Zu einem guten Ende
konnte die Causa Maaßen nicht mehr kommen. Dafür ist der Schaden, der
angerichtet wurde, zu groß. Oder wie es der deutsche EU-Kommissar
Günther Oettinger (CDU) sagt: »Es wird immer schwieriger, den
europäischen Partnern zu erklären, warum sich die Große Koalition in
immer neue Konflikte verstrickt, die eigentlich von geringer
Bedeutung sind.« Zu Oettingers Verzweiflung gesellte sich am
Wochenende die Kritik weiterer führender CDU-Politiker. Vom
hessischen Ministerpräsidenten Volker Bouffier, der am 28. Oktober
eine Wahl zu bestreiten hat, bis hin zu Bundestagspräsident
Wolfgang Schäuble. Am deutlichsten wurden NRW-Ministerpräsident
Armin Laschet und Generalsekretärin Annegret Kramp-Karrenbauer. »Das,
was Berlin im Moment bietet, ist nicht mehr erträglich«, sagte
Laschet. Und Kramp-Karrenbauer schrieb in einer Mail an die
CDU-Mitglieder - schon der zweiten binnen weniger Tage übrigens -,
dass es auch um die Frage gehe, »ob sich alle Koalitionsparteien
weiter hinter dem gemeinsamen Auftrag versammeln können«. In der Tat
dokumentiert der gesamte Vorgang eine beispiellose Entfremdung der
Regierungspartner. Andernfalls hätte sich SPD-Chefin Andrea Nahles
wohl kaum in aller Öffentlichkeit zu der ultimativen Forderung und
dem Versprechen verstiegen: »Herr Maaßen muss gehen, und ich sage
Euch, er wird gehen.« Und andernfalls wäre es wohl kaum
zum Winkelzug des CSU-Chefs Horst Seehofer samt der abenteuerlichen
Idee der Rausschmiss-Beförderung gekommen. Politik-Hasardeure
allerorten, die jetzt allesamt als Verlierer dastehen. Das gilt auch
für Angela Merkel. Denn dass eine solch ungeheure Instinktlosigkeit
überhaupt in Erwägung gezogen werden konnte, zeigt, wie es um die
Kanzlerin bestellt ist. Offenkundig ist sie nicht mehr in der Lage
oder nicht willens, ihre Richtlinienkompetenz einzusetzen. Schlimm
wäre beides. Es spricht Bände, dass es Andrea Nahles war, die am
Freitag vor die Kameras ging, um der staunenden Öffentlichkeit zu
erklären: »Wir haben uns alle drei geirrt.« Nun ist es zwar allemal
besser, Fehler einzugestehen und sie zu korrigieren, als stumpf zur
Tagesordnung überzugehen und so alle Vorurteile gegenüber dem
politischen Betrieb zu bestätigen. Doch bleibt es bemerkenswert, wenn
der Kanzlerin dabei nur noch eine Nebenrolle zukommt. Denn noch
ist es die von Angela Merkel geführte Regierung, die sich hier
gerade vor aller Welt bis auf die Knochen blamiert hat. So bleibt
der Fall Maaßen vor allem Angela Merkels Menetekel und
sichtbares Zeichen ihres Machtverfalls. Und gut möglich ist, dass
wir morgen bei der Wahl des CDU/CSU-Fraktionsvorsitzenden bereits
das nächste erleben.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Chef vom Dienst Nachrichten
Andreas Kolesch
Telefon: 0521 - 585261
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
655324
weitere Artikel:
- Rheinische Post: Angriff auf Iran
Kommentar Von Martin Kessler Düsseldorf (ots) - Im Nahen und Mittleren Osten brauen sich neue
Gefahren zusammen. Man muss kein Freund des islamistischen Regimes im
Iran zu sein, um im Anschlag von Ahwas den Vorboten eines drohenden
Schlagabtauschs um die Vorherrschaft in der Region zu sehen. Sollte
Saudi-Arabien, wie die Mullahs in Teheran vermuten, tatsächlich
hinter dem Anschlag stehen, hat das Land dem Frieden in der Region
wahrlich einen Bärendienst erwiesen. Um den Iran zu bändigen und
einzudämmen, ist zwar militärische Wachsamkeit geboten, aber direkte mehr...
- Rheinische Post: Kein Aufbruch, nirgends
Kommentar Von Michael Bröcker Düsseldorf (ots) - Diese Koalition wollte nicht regieren. Man
spürte es in nahezu jeder Äußerung eines Spitzenpolitikers von Union
und SPD am Abend der Bundestagswahl. Das ist nun ein Jahr her. Der
Aufbruch, die neue Dynamik, die Union und SPD Anfang des Jahres dann
doch in ihrem Koalitionsvertrag versprochen hatten, ist wenig zu
spüren. Die Posse um Herrn Maaßen ist so surreal, dass man Freunden
im Ausland die aktuelle Regierungskrise gar nicht erklären kann.
Union und SPD haben sich im Frühjahr erst über zwei Grenzübergänge
und mehr...
- Stuttgarter Nachrichten: zum Kompromiss im Fall Maaßen Stuttgart (ots) - Dem von Seehofer und Nahles auf die Spitze
getriebenen Konflikt - von dem einen unnötig brutal, von der anderen
überraschend naiv - folgt ja kein reinigendes Gewitter. Dazu fehlen
der Bundeskanzlerin längst Blitz und Donner. Dass Maaßen kein
Staatssekretär wird, ist eine so banale Lösung, dass sie nur eines
zeigt: Schwarz-Rot will nicht mehr. Es muss. Zusammengehalten von
erschreckenden Umfrageergebnissen, zu uneins für gemeinsame Erfolge,
zu ausgelaugt zum starken Auftritt: Selten hat ein tiefer Konflikt
und mehr...
- Badische Zeitung: Große Koalition: Sie versuchen es noch einmal /
Kommentar von Christopher Ziedler Freiburg (ots) - Es ist ungewöhnlich, dass eine Bundesregierung
innerhalb weniger Tage eine Entscheidung revidieren muss, weil die
Reaktionen darauf so vernichtend ausfielen. Positiv bleibt
anzumerken, dass SPD-Chefin Andrea Nahles - wenn auch unter
gewaltigem Druck - die Größe hatte, diesen Fehler einzugestehen und
die beiden Unionsparteichefs Angela Merkel und Horst Seehofer davon
zu überzeugen. Die Einigung zeigt: Die Koalition will es noch einmal
miteinander versuchen. Ob das reicht bei den anstehenden
Herausforderungen, steht mehr...
- Rheinische Post: Niedersachsens Innenminister Pistorius will bei Abschiebungen auf unwillige Länder Druck ausüben und Charterflüge mit bis zu 100 abgelehnten Asylbewerber einsetzen Düsseldorf (ots) - Der niedersächsische Innenminister Boris
Pistorius (SPD) will Länder, die mit Deutschland bei Abschiebungen
kooperieren, unter Druck setzen. "Da müssen wir zum Beispiel beim
Visa-Hebel ansetzen. Wer nicht kooperiert, der bekommt für seine
Bürger keine Visa mehr nach Deutschland", sagte der Landespolitiker
der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Montag). Das könne sehr
wirkungsvoll sein, so Pistorius. "Wir müssen mit Druck und mit
bilateralen Verträgen arbeiten." Zugleich sprach sich der
SPD-Politiker für Massenabschiebungen mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|