Allg. Zeitung Mainz: Sauber? / Reinhard Breidenbach zur Diesel-Debatte
Geschrieben am 24-09-2018 |
Mainz (ots) - Es gibt Landtagswahlen, am 14. Oktober in Bayern,
zwei Wochen später in Hessen. Was das mit Diesel zu tun hat? "Alles",
lautet die zynische Antwort. "Enorm viel", die pragmatische. Laut
Grundgesetz sind alle Menschen - und damit auch alle Branchen - vor
dem Gesetz gleich. Aber manche sind halt doch ein bisschen gleicher.
Banken, die Landwirtschaft und die Automobilindustrie gelten als
systemrelevant; ob sie es tatsächlich in dem behaupteten Ausmaße
sind, darüber ließen sich lange philosophieren. Es geht um den
Wirtschaftsstandort Deutschland, nicht zuletzt um Jobs. Aber es geht
der Politik natürlich auch darum, sich mit den Interessenvertretern
und auch mit den Kunden der systemrelevanten Branchen nicht
anzulegen. Jedenfalls nicht so, dass daraus herbe Verluste an
Wählerstimmen resultieren. Aktuell: Entscheidungsbefugte
Politikerinnen und Politiker in München und Wiesbaden, aber auch in
Berlin möchten keinesfalls Millionen Dieselfahrer zum Feind haben.
Und weil sich Hersteller, die beim Diesel betrogen und damit satt
verdienten, bislang taub und stur stellen, ist die wahrscheinlichste
Lösung, dass hauptsächlich der Steuerzahler einspringen muss. Wie
2009 bei der Abwrackprämie, wobei jene als Begründungsfundament
immerhin eine veritable Weltwirtschaftskrise vorzuweisen hatte. Eine
Win-Win-Win-Situation - mehr saubere Diesel, mehr saubere Luft,
reines Gewissen bei Autoherstellern, weil sie doch Kohle rausrücken -
ist wohl graue Theorie. Gewinnen ist, wie stets im Leben, eine sehr
selektive Angelegenheit.
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