neues deutschland: Ein obsoleter Paragraf - Kommentar zum Urteil des Landgerichts Gießen im Berufungsfall der Ärztin Kristina Hänel
Geschrieben am 12-10-2018 |
Berlin (ots) - Es ist nicht Werbung, die ungewollt schwangere
Frauen zur Entscheidung für eine Abtreibung bringt. Dieses Argument
nannte die Ärztin Kristina Hänel noch einmal in dem
Berufungsverfahren, das gestern in Gießen stattfand und in dem ihre
Verurteilung zu einer Geldstrafe wegen »Werbung« für
Schwangerschaftsabbrüche bestätigt wurde. Schon die Wortwahl im immer
deutlicher obsoleten Paragrafen 219a macht klar, in welche Ecke die
medizinischen Helferinnen für Frauen in Not gestellt werden sollen:
Sie suchten einen »Vermögensvorteil«, betrieben ihre Information in
»grob anstößiger Weise« und »priesen« gar etwas an, was die Front der
Konservativen mindestens in eine dunkle Ecke drängen, auf jeden Fall
tabuisieren oder am besten ganz verbieten will.
Abtreibung ist eine mögliche Entscheidung. Frauen, die sie
treffen, gehen nicht shoppen. Sie folgen keinem Kaufreflex. Sie in
diesem Zusammenhang als willenlos und manipulierbar darzustellen,
wirft ein Schlaglicht auf das Frauenbild der Abtreibungsgegner. Die
Regierungsparteien haben sich bislang davor gedrückt,
Informationsrechte der Frauen zu stärken und mit der Schimäre der
Werbung in diesem Kontext aufzuräumen. Deshalb müssen jetzt Menschen,
deren Hobby vermutlich nicht juristische Auseinandersetzungen sind,
die Sache ausfechten. Dass damit erneut ein relevantes Thema vor
Gerichten vorangebracht wird, ist ein Armutszeugnis für die
Regierungspolitik.
Pressekontakt:
neues deutschland
Redaktion
Telefon: 030/2978-1722
Original-Content von: neues deutschland, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
658371
weitere Artikel:
- Neue Westfälische (Bielefeld): SPD-NRW-Fraktionschef Kutschaty verlangt Tempo bei Sozialstaatsreform: "Hartz IV ist ein Klotz am Bein" Bielefeld (ots) - Mit Blick auf die von SPD-Chefin Andrea Nahles
angekündigte Abkehr von der Agendapolitik hat die SPD im
nordrhein-westfälischen Landtag eine schnelle Umsetzung gefordert. In
einem Gespräch mit der in Bielefeld erscheinenden Neuen Westfälischen
(Samstag) sagte SPD-Fraktionschef Thomas Kutschaty, seine Partei
solle nun "aufs Tempo drücken". Den größten Landesverband sieht er
dabei in einer Vorreiterrolle. "Wir wollen das Erneuerungskonzept
'Sozialstaat 2025' maßgeblich prägen". Die derzeitige
Sozialgesetzgebung sei mehr...
- Stuttgarter Zeitung: Herausforderer Lars Castellucci strebt radikale Veränderungen in der Südwest-SPD an Stuttgart (ots) - Der Kandidat für den baden-württembergischen
Landesvorsitz der SPD, Lars Castellucci, strebt im Falle seiner Wahl
einen massiven Umbruch in der Landespartei an. "Wir müssen unsere
Kräfte bündeln und wieder Zusammenarbeit lernen", sagte der
Herausforderer von Landeschefin Leni Breymaier im Interview der
Stuttgarter Zeitung (Samstagausgabe). Überall wo er hinkomme, sei
klar: "Es kann nicht einfach so weitergehen." Ihm gehe es daher "um
radikalere Veränderungen als das, was bisher überlegt worden ist."
Zudem müsse mehr...
- Frankfurter Rundschau: Pressestimme zum Gießener Abtreibungsurteil Frankfurt (ots) - Die Frankfurter Rundschau kommentiert das Urteil
wegen "Werbung" für Abtreibungen:
Die Frauenärztin Kristina Hänel hat die Rolle als "Märtyrerin",
die ihr oft angedichtet wurde, nie gewollt. Dennoch kann man ihr
dankbar sein, dass sie sich nicht wegduckt. Ihr Gang durch die
Instanzen wirft ein Schlaglicht auf das paternalistische Frauenbild,
das sich im Paragrafen 219a offenbart. Aus ihm spricht die
Vorstellung, dass erwachsene Frauen sofort verantwortungslos
handelten, wenn sie online nicht auf widerwärtige mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Abtreibungsurteil Halle (ots) - Es ist schikanös und hilft sicher auch nicht dem
ungeborenen Leben, wenn Ärzte für eine sachliche Information auf
ihrer Internet-Seite bestraft werden müssen. Eine völlige Abschaffung
der Verbotsnorm ist auch gar nicht erforderlich. "Grob anstößige"
Werbung könnte weiter verboten bleiben. Ein derartiger Kompromiss
würde auch der CDU/CSU die Zustimmung erlauben. Kanzlerin Merkel hat
der SPD ja eine "Lösung" des Problems versprochen. Aus Rücksicht auf
die CSU war dies noch nicht möglich. Aber die Bayern-Wahl ist bald
vorbei. mehr...
- Mitteldeutsche Zeitung: zu Unwetter auf Mallorca Halle (ots) - Im Falle Mallorcas kommt aber noch etwas hinzu, was
die Folgen der Naturgewalten verschlimmerte, und zwar amtliche
Schlamperei: Obwohl das große Flutrisiko in der Unglücksregion
bekannt war, wurde seitens der Behörden nicht genügend unternommen,
um die Menschen zu schützen. Die Bebauungen rückten in den letzten
Jahren immer dichter an jene Wasserläufe heran, in denen sich nach
dem Unwetter große Mengen an Regenwasser sammelten. Wenn die
Bachbetten, wie geschehen, dann überlaufen, strömt das Wasser direkt
ins Dorf mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|