Donaueschinger Musiktage 2018: Gegenwartsmusik und Gegenwart (FOTO)
Geschrieben am 21-10-2018 |
Donaueschinger (ots) -
22 Uraufführungen in vier Tagen / 25 Jahre Klangkunst in
Donaueschingen / Preis des SWR Symphonieorchesters geht an die
schwedische Komponistin Malin Bang
Die Donaueschinger Musiktage 2018 endeten am Sonntag (21. Oktober)
mit einem Konzert des SWR Symphonieorchesters und neuen Werken von
Janis Petraskevics, Hermann Meier und Benedict Mason. Rund 10.000
Besucherinnen und Besucher erlebten von 18. bis 21. Oktober 22
Uraufführungen und fünf Klanginstallationen. "Mensch und Maschine",
"Historische Instrumente in der Neuen Musik" und "Macht und
Manipulation" waren dabei nur einige der Themen des Festivals.
Bei den Donaueschinger Musiktagen wurden Stücke von neun
Komponistinnen und 17 Komponisten aus 18 Ländern aufgeführt. Alle
Uraufführungen des Festivals waren Kompositionsaufträge des
Südwestrundfunks (SWR). Zu den Veranstaltungen der Musiktage kamen
Besucherinnen und Besucher aus Deutschland, zehn weiteren
europäischen Ländern sowie aus Übersee.
Namhafte Komponistinnen, Komponisten und Ensembles Zu den
international renommierten Ensembles, die das diesjährige Festival
prägten, zählten unter anderem das Cikada Ensemble, IRCAM (Paris),
Klangforum Wien, Ensemble Modern, ensemble mosaik, SWR
Experimentalstudio, SWR Vokalensemble und die Neuen Vocalsolisten
Stuttgart. Besonders große Resonanz beim Publikum fanden unter
anderem Malin Bangs "splinters of ebullient rebellion" beim
Eröffnungskonzert, Georges Aperghisʼ 60-minütiges "Thinking
Things" für vier Performer und robotische Erweiterungen sowie Enno
Poppes "Rundfunk" für neun Synthesizer. Isabel Mundry setzte sich in
ihren Werken mit Fragen der Gegenwart auseinander wie dem Attentat
von München im Sommer 2016 oder der Situation von Flüchtlingen in
Deutschland. Begleitet wurden die Musiktage von zahlreichen
Komponistengesprächen und einer Podiumsdiskussion über die Bedeutung
von Beziehungen im Musikleben.
25 Jahre Klangkunst in Donaueschingen
Seit 1993 ist die Klangkunst fester Bestandteil der Donaueschinger
Musiktage. Mit Klangskulpturen und Installationen waren die Musiktage
in diesem Jahr an so ungewöhnlichen Orten wie der Alten Molkerei, dem
Fischhaus im Schlosspark und im Gewölbekeller der Alten Hofbibliothek
präsent.
"Gegenentwürfe zu unserem beschädigten Alltag" Björn Gottstein,
Leiter der Donaueschinger Musiktage: "So lange Komponisten mit einer
derartigen Fülle an Klangideen, an Konzepten, Themen und Formen
aufwarten, müssen wir uns um die Neue Musik keine Sorgen machen. Im
Gegenteil, ich habe das Gefühl, dass uns die vielen gelungenen und
wirklich triftigen Werke dieses Jahrgangs darin versichern, dass die
Neue Musik uns weiterhin wichtige Anregungen und Gegenentwürfe zu
unserem beschädigten Alltag geben kann."
Malin Bang mit Orchesterpreis ausgezeichnet Der Preis des SWR
Symphonieorchesters bei den Donaueschinger Musiktagen 2018 geht an
"Splinters of ebullient rebellion" der schwedischen Komponistin Malin
Bang (44).
Die Jury in ihrer Begründung: "Ein Werk, das mit einem großen
Spektrum an Klangmöglichkeiten aufwartet. Ein einziger
dramaturgischer Spannungsbogen hat immer wieder überraschende
Einzelmomente. Geräusch-Attacken und nostalgische Melodiereste stehen
im Dienst derselben Idee. Die Rolle der Orchestermusiker wird dabei
(und auch das gehört nach Donaueschingen) neu definiert, beginnend
beim Einzelnen und dann in seinen Möglichkeiten als und in der
Gruppe. Die Wirkung geht vom scheinbar harmlos Einfachen aus und
fasziniert gerade dadurch - der einzelne Sprung über den gewohnten
Klang-"Schatten" entfaltet kollektive Kraft. Das Werk ist damit in
Komposition und Aussage frisch, gegenwärtig und womöglich
ausbaufähig."
Mit der Auszeichnung verpflichtet sich das Orchester, sich für
weitere Aufführungen des prämierten Werkes einzusetzen.
"Begeisterung für die Avantgarde" Gerold Hug, Programmdirektor
Kultur des SWR: "Jedes Jahr beeindruckt es mich, wie lebendig die
Szene der Neuen Musik ist und wie viele junge Menschen sich bei den
Donaueschinger Musiktagen für die Avantgarde begeistern. Für den SWR
ist es Aufgabe und Privileg, mit seinen Ensembles Spitzenkultur zu
ermöglichen und kulturelle Höhepunkte, wie sie sich hier in
Donaueschingen ereignen, mit seinen Programmen in die Welt zu
senden."
"Besucher aus der ganzen Welt" Oberbürgermeister Erik Pauly: "Die
Donaueschinger Musiktage und die Donauquellstadt sind untrennbar
miteinander verbunden. Aus einer höfischen Musiktradition und dem
engagierten Musikdirektor Heinrich Burkard, der 1921 ein kleines
Musikfest ins Leben rief, entwickelte sich ein absolut einzigartiges
Festival, das heute der Leuchtturm der Neuen Musik ist und Besucher
aus der ganzen Welt anzieht. Undenkbar jedoch wäre der Erfolg der
Donaueschinger Musiktage ohne die reibungslose Zusammenarbeit von
Südwestrundfunk, der Stadt Donaueschingen und der zahlreichen Firmen
vor Ort, die zuverlässig mit dafür sorgen, dass die vielen
künstlerischen Ideen binnen kürzester Zeit realisiert werden."
Die Donaueschinger Musiktage im Hörfunk, Fernsehen und Internet
Neben dem Eröffnungskonzert zeigte SWRClassic.de, das Webportal für
die Orchester, Ensembles und Festivals des SWR, auch die Aufführung
des neuen Werks von Georges Aperghis als Live-Videostream. Beide
Konzerte sind dort nun als Video on Demand zu sehen. Das Kulturradio
SWR2 sendete 15 Uraufführungen live und wird alle Konzerte als
Mitschnitt ausstrahlen. "Kunscht!", das SWR Kulturmagazin, berichtet
am 25. Oktober, um 22:45 Uhr im SWR Fernsehen über die Donaueschinger
Musiktage 2018.
Ausblick: die Donaueschinger Musiktage 2019 Die Donaueschinger
Musiktage 2019 finden von 17. bis 20. Oktober statt. Auf dem Programm
stehen dann neue Orchesterwerke von Saed Haddad, Michael Pelzel,
Gérard Pesson, Eva Reiter, Matthew Shlomowitz, Simon Steen-Andersen
und Lidia Zielinska. Neben dem SWR Symphonieorchester, dem SWR
Experimentalstudio und dem SWR Vokalensemble ist 2019 auch die SWR
Big Band zu Gast. Außerdem sind das Ensemble Intercontemporain, das
Klangforum Wien, das Phace Ensemble und das Ensemble Resonanz zu
erleben. Kompositionsaufträge ergingen außerdem an Mark Andre,
Ragnild Berstad, Johannes Boris Borowski, Beat Furrer,
Herbordt/Mohren, Gordon Kampe, Bernhard Leitner, Nicole Lizée,
Alberto Posadas, Kirsten Reese, François Sarhan, Sote und Jan St.
Werner.
Die Kulturstiftung des Bundes fördert die Donaueschinger Musiktage
im Rahmen ihrer Spitzenförderung. Weitere Förderer sind das Land
Baden-Württemberg, die Ernst von Siemens Musikstiftung, die Stadt
Donaueschingen und der Südwestrundfunk.
Weitere Informationen unter www.SWR.de/kommunikation und
www.SWRClassic.de. Videos, Bilder, Texte und Ausschnitte von Proben,
Konzerten und Performances unter www.SWR.de/donaueschingen.
Pressefotos in Druckqualität sind auf Anfrage (siehe
Pressekontakt) erhältlich und stehen am Montag, 22. Oktober, ab 13
Uhr auch auf www.ARD-foto.de
Pressekontakt: Ursula Foelsch, Tel. 0711 929 11034, E-Mail:
ursula.foelsch@swr.de Stefan Stahnke, Tel. 030 3478 1984,
st@worteuebermusik.de
Original-Content von: SWR - Südwestrundfunk, übermittelt durch news aktuell
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