BERLINER MORGENPOST: Zurück in die Zukunft / Leitartikel von Kerstin Münstermann zur Friedrich Merz
Geschrieben am 30-10-2018 |
Berlin (ots) - Kurzform: Und ob ein 62-Jähriger, vor mehr als
einem Jahrzehnt verbittert aus der Politik ausgeschiedener
Aufsichtsrat-Chef einer amerikanischen Investmentgesellschaft
tatsächlich einen Aufbruch darstellt? Jemand, der außerhalb der
Politik sein Geld sehr gut verdient hat, in zahlreichen Gremien
sitzt, aber an bedeutenden politischen Prozessen der letzten Jahre
keinen Anteil hat? Das darf bezweifelt werden. Friedrich Merz ist ein
Mythos, völlig zu Recht. Doch das sollte er bleiben.
Der vollständige Leitartikel: Laut und öffentlich gerufen hat zwar
noch kein CDU-Grande nach ihm, dennoch verkündete der ehemalige
Unionsfraktionschef Friedrich Merz seine Kandidatur für den
CDU-Vorsitz am Dienstag nun auch öffentlich. Er wolle Verantwortung
übernehmen, den "inneren Zusammenhalt und die Zukunftsfähigkeit der
CDU" stärken, erklärte er via Pressemitteilung. Die Partei brauche
"Aufbruch und Erneuerung" mit erfahrenen und jüngeren
Führungspersönlichkeiten. Richtig. Doch mit Merz ginge die CDU zurück
in die Zukunft. Es wäre ein Aufbruch zurück zu altem Personal. Auch
wenn die Sehnsucht nach einem deutschen Sebastian Kurz, einem
gemäßigten Populisten, in der CDU groß sein mag: Die Idee, mit
scharfer Rhetorik deutlich weiter nach rechts zu rücken, sollte die
christliche Partei ganz schnell vergessen. Auch wenn Merz der AfD
sicher gefrustete CDU-Wähler abjagen könnte: Wenn die CDU den Teil
der Mitte wieder aufgibt, den sie unter Angela Merkel von der SPD
erobert hat, wird das Ziel, wieder Volkspartei zu sein, in weite
Ferne rücken. Denn sowohl CDU als auch CSU haben bei den
Landtagswahlen nicht nur an die AfD, sondern auch an die Grünen
massiv Stimmen abgegeben. Das schlechte Abschneiden der CSU im
Großstadtmilieu macht deutlich, dass die Union die Verbindung zur
Mitte nicht abreißen lassen darf. Die Verteufelung des
"Prenzlauer-Berg-Milieus" mit seinen linken Eliten durch
CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt war ein Fehler. Und ob ein
62-Jähriger, vor mehr als einem Jahrzehnt verbittert aus der Politik
ausgeschiedener Aufsichtsrats-Chef einer amerikanischen
Investmentgesellschaft tatsächlich einen Aufbruch darstellt? Jemand,
der außerhalb der Politik sein Geld sehr gut verdient hat, in
zahlreichen Gremien sitzt, aber an bedeutenden politischen Prozessen
der letzten Jahre keinen Anteil hat? Das darf bezweifelt werden.
Friedrich Merz ist ein Mythos, völlig zu Recht. Doch das sollte er
bleiben. Die CDU sollte sich in den nächsten vier Wochen vielmehr die
Frage nach Kurs, Inhalt und Wählbarkeit stellen. Merkel hat vieles
geschafft in ihrer Zeit als Vorsitzende. Sie hat für eine
gesellschaftliche Öffnung der CDU geworben, diese in weiten Teilen
geschafft. Sie hat die Männerpartei CDU, nicht zuletzt durch
unprätentiöses und schnörkelloses Auftreten auch für Frauen wählbar
gemacht. Was sie versäumt hat, vor allem in den letzten Jahren, war
das Kümmern um die Bedürfnisse, den Stolz und die Seele ihrer Partei.
Ihre sehr liberale Flüchtlingspolitik und damit verbunden das
Nichteingehen auf die Sorgen der Basis, hat Teile der Partei und auch
Bürger nachhaltig und langfristig verärgert. Sowohl die
Bundestagsabgeordneten der CDU, ihre Vereinigungen als auch Orts- und
Landesverbände verlangen nach den Merkel-Jahren gleichermaßen nach
einem deutlich konservativeren Profil, einem wirtschaftsliberaleren
Kurs. Auch nach einer Stärkung der christlichen Werte, einer
Besinnung auf Traditionen. Nach jemandem, der es schafft, die Partei
wieder stärker zu einen und gleichzeitig einen Neuanfang zu
verkörpern. Sowohl Generalsekretärin Annegret Kamp-Karrenbauer als
auch Gesundheitsminister Jens Spahn werden diesem Anspruch gerecht.
Was der Wähler nicht schätzt, sind Streit, scharfe Profilierung auf
Kosten anderer. Diese Lehre aus dem Sommerdebakel, dem erbitterten
und unsinnigen Streit mit der CSU über Zurückweisungen an den
Grenzen, sollte die CDU auch im Kopf haben.
Pressekontakt:
BERLINER MORGENPOST
Telefon: 030/887277 - 878
bmcvd@morgenpost.de
Original-Content von: BERLINER MORGENPOST, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
660794
weitere Artikel:
- BERLINER MORGENPOST: Siemens-Projekt taugt als Vorbild / Kommentar von Joachim Fahrun zum Siemens-Campus Berlin (ots) - Kurzform: Das Ja von Siemens zu Berlin ist ein
Erfolg für den Regierenden Bürgermeister Michael Müller (SPD) und
seine Koalitionspartner Ramona Pop (Grüne) und Klaus Lederer (Linke).
Der Senatschef hat sich persönlich gekümmert, Gespräche auf höchster
Ebene geführt und dafür gesorgt, dass eine kompetente Task-Force mit
den Siemens-Verantwortlichen die Details verhandeln konnte. Der
Umgang mit dem Weltkonzern zeigt, was auch in Berlin möglich ist,
wenn es wirklich um etwas geht. Hoffentlich strahlt möglichst viel
von mehr...
- Mittelbayerische Zeitung: Die gefallene Anführerin / Der Einfluss der Bundeskanzlerin wird auf internationaler Ebene fehlen. Dennoch kommt ihr Rückzug für ihren Nachfolger viel zu spät. Von Daniela We Regensburg (ots) - Etwas mehr als drei Jahre ist es her, da wählte
das renommierte Time Magazine Bundeskanzlerin Angela Merkel zur
Persönlichkeit des Jahres. Ein Foto, auf dem sie unternehmungslustig
lächelnd vor der Kanzlermaschine steht, trägt den Titel "Kanzlerin
der Freien Welt." Und die Unterzeile setzt mit "De-Facto-Anführerin
eines Kontinents" noch eins drauf. Steht nun, da Angela Merkel ihren
Rückzug aus der Politik eingeleitet hat, dieser Kontinent Europa
führerlos da? Man kann die Sache von zwei Seiten betrachten. Im
gleichen mehr...
- BERLINER MORGENPOST: Kalkulierter Kompromiss / Kommentar von Jens Anker zum neuen Polizeigesetz in Brandenburg Berlin (ots) - Kurzform: Die SPD verzichtet auf die - rechtlich
ohnehin fragwürdige - Fußfessel für Gefährder, im Gegenzug schlucken
die Linken die landesweite Schleierfahndung. Diesen Kompromiss hätte
man auch vorher haben können, aber der SPD ging es wohl vor allem
darum, sich im anstehenden Wahlkampf als Hüter von Recht und Ordnung
darzustellen. Ob das allerdings ausreicht, um die anhaltende
inhaltliche und Vertrauenskrise der Sozialdemokraten zu beenden, ist
fraglich. Die konkreten Sorgen der Brandenburger betreffen derzeit
nicht mehr...
- Das Erste, Mittwoch, 31. Oktober 2018, 5.30 - 9.00 Uhr
Gäste im ARD-Morgenmagazin Köln (ots) - 8.05 Uhr, Alexander Graf Lambsdorff, FDP, Thema:
Angela Merkel und die EU
8.35 Uhr, Tobias Hans, Ministerpräsident von Saarland, CDU, Thema:
Zukunft der CDU
Pressekontakt:
Weitere Informationen unter www.ard-morgenmagazin.de
Redaktion: Martin Hövel
Kontakt: WDR Presse und Information, wdrpressedesk@wdr.de, Tel. 0221
220 7100
Agentur Ulrike Boldt, Tel. 0172 - 2439200
Original-Content von: ARD Das Erste, übermittelt durch news aktuell mehr...
- Rheinische Post: Kommentar: Krankes duales System Düsseldorf (ots) - Die Welt beneidet Deutschland um seine duale
Ausbildung. Die Mischung aus Praxis und Theorie hat sich bewährt.
Doch das System krankt. Um nur ein paar Beispiele zu nennen: Die
Bewerber müssten dringend mobiler werden und nicht nur vor der
eigenen Haustür nach Stellen suchen. Damit das gelingt, muss die
Politik Druck machen beim NRW-weit gültigen Azubi-Ticket. So mancher
Abiturient sollte zudem besser beraten werden, damit er nicht Zeit an
einer Hochschule verplempert, nur um am Ende zur großen Gruppe der
Studienabbrecher mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|