(Registrieren)

Börsen-Zeitung: Spiel mit dem Feuer, Kommentar zu Italien von Gerhard Bläske

Geschrieben am 21-11-2018

Frankfurt (ots) - Der Zinsaufschlag für italienische
Zehnjahres-Staatsanleihen gegenüber deutschen liegt seit Wochen bei
mehr als 300 Basispunkten. Neue Bonds finden bei Anlegern kein
Interesse. Einige Banken geraten ins Wanken. Die Konjunktur schwächt
sich zusehends ab. Und nun hat die EU-Kommission erwartungsgemäß den
Haushaltsentwurf Roms endgültig zurückgewiesen. Es drohen die
Eröffnung eines offiziellen Defizitverfahrens und Strafzahlungen.

Das alles scheint Italiens Regierung nicht zu stören. Sie hält an
ihrem Kurs fest. Denn wenn es etwas gibt, was die zunehmend
zerstrittenen Regierungspartner Lega und 5 Stelle zusammenhält, dann
ist es die Ablehnung des EU-Regelwerks. "Wir wissen besser, was
richtig ist für das Land", heißt es in Rom. Und: "Es waren die
Vorgängerregierungen, die uns in diese Situation gebracht haben."

Das ist nicht falsch. Die hohe Verschuldung, die
Haushaltsfehlbeträge, die Wachstumsschwäche, den Reform- und
Investitionsstau sowie die hohe Arbeitslosigkeit hat die derzeitige
Exekutive geerbt. Die Vorgänger haben weder die Niedrigzinsen noch
das Entgegenkommen der EU-Kommission in den letzten Jahren genutzt,
um Schulden abzubauen und zu investieren.

Das Problem ist nur: Es nutzt nichts und es rechtfertigt auch
nicht abenteuerliche Vorhaben wie eine sehr hohe Grundsicherung oder
eine angesichts der demografischen Situation unverantwortliche
Senkung des Rentenalters. Denn dadurch verschlechtert sich die Lage
weiter.

Das allein wäre vielleicht noch zu ertragen. Aber es sind die
Märkte, die gegen Italien spekulieren und das Land sowie womöglich
Europa ins Chaos reißen könnten. Manch einer erinnert sich an 2011,
als der damalige Regierungschef Silvio Berlusconi unter dem Druck der
Verhältnisse gehen musste und nur eine technische Übergangsregierung
unter Mario Monti mit harten Maßnahmen Schlimmeres verhütete. 

Lega-Chef Matteo Salvini soll zuletzt Anzeichen für
Kompromissbereitschaft gezeigt haben. Ob er tatsächlich nachgibt, ist
fraglich. Er und 5-Stelle-Chef Luigi Di Maio sind Gefangene ihrer
Versprechen. Würden sie einknicken, verlören sie ihre Glaubwürdigkeit
bei den Wählern. Salvini könnte darauf spekulieren, die Spannung bis
zu den Europawahlen hoch zu halten, nach einem guten Ergebnis die
Regierung platzen zu lassen und danach ein moderateres
Mitte-Rechts-Bündnis mit Berlusconi einzugehen. Doch das sind
Spekulationen, und beim Spiel mit dem Feuer hat sich schon mancher
verschätzt.



Pressekontakt:
Börsen-Zeitung
Redaktion

Telefon: 069--2732-0
www.boersen-zeitung.de

Original-Content von: Börsen-Zeitung, übermittelt durch news aktuell


Kontaktinformationen:

Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.

Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.

Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.

http://www.bankkaufmann.com/topics.html

Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.

@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf

E-Mail: media(at)at-symbol.de

663970

weitere Artikel:
  • Mittelbayerische Zeitung: Abgerechnet wird zum Schluss. Der Verkauf des Nibelungenkasernenareals wird im Regensburger Korruptionsprozess beleuchtet. Von Christine Strasser Regensburg (ots) - Wie hoch Abschlussrechnungen ausfallen können, davon haben die Beobachter im Regensburger Korruptionsprozess schon eine Ahnung bekommen. Unter dem Strich können Millionenbeträge stehenbleiben, wenn ein Bauträger nach einem erfolgreichen Projekt die Gewinne verteilt. Genauso gut können, nachdem ein Wahlkampf längst abgeschlossen und der neue Oberbürgermeister bereits im Amt ist, noch Rechnungen offen sein. Und mit Spenden von Bauträgern rechnen offensichtlich viele Kommunalpolitiker in Regensburg, wenn sie um Unterstützung mehr...

  • Arvato wins Imperial Tobacco Japan as new customer / Warehousing and e-commerce distribution for top vaping brand, myblu(TM) (FOTO) Tokyo/Guetersloh (ots) - - Picture: http://www.presseportal.de/bilder - Arvato SCM Solutions won Imperial Tobacco Japan (ITJ) as a new customer and is managing the warehousing and e-commerce distribution of their myblu(TM) brand which was launched this year on the Japanese market. The nicotine free vaping kits and flavored liquid pods launched in June 2018. The new brand and products created strong demand: Arvato shipped more than 10,000 starter kits within the first weeks of introducing the brand to the Japanese market. mehr...

  • WeChat Mini Games zeigt den Wert der sozialen Medien auf, bringt Spieleherstellern bahnbrechende Erträge San Francisco (ots/PRNewswire) - Innovative Spielehersteller aus Übersee integrierten mit Erfolg die besonderen Funktionen von WeChat in Mini Games Auf der Konferenz veröffentlichte WeChat interessante Statistiken für die Mini Games-Plattform, darunter eine Nutzerbasis von inzwischen mehr als 300 Millionen, und stellte einige seiner größten Mini Games vor. Das Weltraum-Minispiel WeGoing kann über 100 Millionen registrierte Nutzer vorweisen und Tencent Billiards erreichte ein tägliches Transaktionsvolumen von mehr als 10 mehr...

  • Rheinische Post: Städtetag-Hauptgeschäftsführer verteidigt Kommunen nach Kritik wegen Fahrverboten Düsseldorf (ots) - Der Deutsche Städtetag verteidigt die Kommunen gegen Kritik von Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer. "Die Bundesregierung sollte nicht versuchen, den Städten den Schwarzen Peter bei den Luftreinhalteplänen zuzuschieben", sagt Helmut Dedy, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städtetages der Düsseldorfer "Rheinischen Post" (Donnerstag). Verkehrsminister Andreas Scheuer hatte zuletzt gesagt, er habe kein Verständnis dafür, dass "Kommunen mit alten Luftreinhalteplänen vor Gericht scheitern" und dann Fahrverbote mehr...

  • exklusiv: Nur 20 Prozent aller ICE voll funktionsfähig - Tausende Mitarbeiter fehlen - Die Krise im Fernverkehr der Bahn spitzt sich zu Berlin (ots) - Sperrfrist: 22.11.2018 06:00 Bitte beachten Sie, dass diese Meldung erst nach Ablauf der Sperrfrist zur Veröffentlichung freigegeben ist. Der Deutschen Bahn AG fehlen aktuell rund 5.800 Mitarbeiter im so genannten "betriebskritischen Bereich", der direkt für den Zugverkehr zuständig ist. Dies geht aus internen Dokumenten des Aufsichtsrats der Deutschen Bahn hervor, der heute in Berlin zusammenkommt. Laut dem Papier, das dem ARD-Politikmagazin Kontraste vorliegt, fehlt es dem Konzern unter anderem mehr...

Mehr zu dem Thema Aktuelle Wirtschaftsnews

Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:

DBV löst Berechtigungsscheine von knapp 344 Mio. EUR ein

durchschnittliche Punktzahl: 0
Stimmen: 0

Bitte nehmen Sie sich einen Augenblick Zeit, diesen Artikel zu bewerten:

Exzellent
Sehr gut
gut
normal
schlecht