Mordfall Berta Cáceres: "Verurteilte, aber noch keine Gerechtigkeit"
Geschrieben am 30-11-2018 |
Tegucigalpa (ots) - Gericht stellt Verantwortung des Unternehmens
DESA für den Mord fest - Opfer fordern: Staatsanwaltschaft muss nun
endlich gegen die Auftraggeber vorgehen
Am gestrigen Donnerstag, 29. November 2018, fällte der erste
Strafsenat sein Urteil im Prozess gegen die mutmaßlichen Mörder und
Mittelsmänner im Mordfall Berta Cáceres. Die international bekannte
honduranische Menschenrechtsverteidigerin und Trägerin des
renommierten Goldman-Umweltschutzpreises war in der Nacht vom 2. auf
den 3. März 2016 in ihrem Haus in der Kleinstadt La
Esperanza-Intibucá erschossen worden. Der mexikanische Umweltaktivist
Gustavo Castro überlebte das Attentat verletzt.
Auf der Anklagebank saßen professionelle Auftragsmörder, teils mit
militärischer Ausbildung, ein Major der honduranischen Streitkräfte
sowie ein ehemaliger Sicherheitschef und der Manager für Soziales und
Umwelt des Wasserkraftunternehmens Desarrollos Energéticos S.A.
(DESA).
Das Gericht verurteilte sieben der acht Angeklagten wegen des
Mordes an Berta Cáceres, vier von ihnen zusätzlich wegen versuchten
Mordes an Gustavo Castro. Ein Angeklagter, in dessen Haus die
Tatwaffe gefunden wurde, dem aber keine Beteiligung nachzuweisen war,
wurde freigesprochen. Das Strafmaß wird am 10. Januar 2019 verkündet.
In Honduras stehen auf Mord üblicherweise 30 Jahre Gefängnis.
Bertha Zúniga Cáceres, Bertas Tochter und ihre Nachfolgerin als
Koordinatorin des "Rat der Volks- und indigenen Organisationen von
Honduras" (COPINH), betonte "Das Urteil richtet sich gegen die
Auftragsmörder und Mittelsmänner, die direkt mit dem Unternehmen DESA
verbunden sind. Es bedeutet aber nicht, dass nun Gerechtigkeit
eingekehrt ist. Die Strukturen und die Personen, die diese
Kriminellen bezahlt haben, um Berta Cáceres zu ermorden befinden sich
in Freiheit und sie haben die Möglichkeit weiter straflos Verbrechen
zu begehen."
Anwalt Victor Fernández hob die Bedeutung der Urteilsbegründung
hervor. Das Gericht habe klar zum Ausdruck gebracht, dass erwiesen
sei, dass die Leitung des Unternehmens DESA den Mord in Auftrag
gegeben und bezahlt habe, um den Widerstand gegen das Wasserkraftwerk
"Agua Zarca" zu brechen. Dies sei der Staatsanwaltschaft seit Mai
2016 bekannt. Sie müsse nun endlich handeln.
HINTERGRUND:
Der vierwöchige Prozess war von mannigfaltigen Unregelmäßigkeiten
geprägt gewesen. Vor Beginn hatte die Nebenklage mehrere Rechtsmittel
gegen den Strafsenat wegen Amtsmissbrauch, Verzögerung eines
rechtsstaatlichen Verfahrens und Pflichtverletzung eingelegt. Das
Gericht schloss daraufhin sämtliche Anwälte der Nebenklage aus dem
Verfahren aus. Cáceres Organisation COPINH wurde erst gar nicht als
Nebenkläger zugelassen.
Die Anwälte der Nebenklage hatten in den vergangenen zweieinhalb
Jahren mehr als 30 Anträge auf Akteneinsicht gestellt. Zumeist
vergeblich. Bei der Beweisaufnahme im August 2018 stellte sich
heraus, dass wichtige Beweismittel aus Haus- und Bürodurchsuchungen
noch nicht ausgewertet worden waren. Obwohl erdrückend viele Indizien
(u.a. über die Bestechung von Justizangehörigen und Veruntreuung von
staatlichen Geldern) dies nahelegen, lehnte die Staatsanwaltschaft es
bisher ab, auch wegen der Bildung einer kriminellen Vereinigung gegen
das Unternehmen DESA zu ermitteln.
Der Bericht der internationalen Expertenkommission GAIPE hatte
bereits Ende 2017 aufgezeigt, dass Berta Cáceres mit dem Ziel
ermordet wurde, ihre Organisation COPINH zu zerstören und dass die
Tat von langer Hand vorbereitet wurde. Der Widerstand der in COPINH
organisierten Gemeinden gegen das geplante Wasserkraftwerk "Agua
Zarca" gilt als emblematisch für ganz Honduras.
Im jetzigen Verfahren wurden trotz der Versuche der
Staatsanwaltschaft diese Vorgeschichte auszublenden, die Namen
derjenigen bekannt, die im GAIPE-Bericht nur anonymisiert vorkommen:
DESA-Finanzvorstand Daniel Atala Midence sowie die drei
Verwaltungsratsmitglieder José Eduardo, Pedro und Jacobo Atala
Zablah. Sie gehören alle zu einer der mächtigsten Unternehmer- und
Bankiersfamilien des Landes. Es liegt nun an der Staatsanwaltschaft
Haftbefehle auszustellen und die potentiellen Auftraggeber des Mordes
und weitere möglicherweise Beteiligte aus Militär und Politik vor
Gericht zu bringen. Bisher muss sich in absehbarer Zeit nur der am 2.
März 2018 verhaftete ehemalige Geschäftsführer der DESA, David
Castillo, vor Gericht verantworten.
Für Ihre Fragen und Interviews stehen zur Verfügung:
HondurasDelegation Deutschland-Österreich/ Ökumenisches Büro für
Frieden und Gerechtigkeit e.V.
Andrea Lammers | elsal@oeku-buero.de | 089 - 448 59 45
Christliche Initiative Romero e.V.
Kirsten Clodius | clodius@ci-romero.de |0251 - 67 44 13-18
Original-Content von: Christliche Initiative Romero, übermittelt durch news aktuell
Kontaktinformationen:
Leider liegen uns zu diesem Artikel keine separaten Kontaktinformationen gespeichert vor.
Am Ende der Pressemitteilung finden Sie meist die Kontaktdaten des Verfassers.
Neu! Bewerten Sie unsere Artikel in der rechten Navigationsleiste und finden
Sie außerdem den meist aufgerufenen Artikel in dieser Rubrik.
Sie suche nach weiteren Pressenachrichten?
Mehr zu diesem Thema finden Sie auf folgender Übersichtsseite. Desweiteren finden Sie dort auch Nachrichten aus anderen Genres.
http://www.bankkaufmann.com/topics.html
Weitere Informationen erhalten Sie per E-Mail unter der Adresse: info@bankkaufmann.com.
@-symbol Internet Media UG (haftungsbeschränkt)
Schulstr. 18
D-91245 Simmelsdorf
E-Mail: media(at)at-symbol.de
665339
weitere Artikel:
- AVISO: PK-Livestream zum Start von CAPE 10 Wien (ots) - CAPE 10 lädt am Montag, 03. Dezember um 11 Uhr zum Livestream der
großen PK zum Start eines ganz besonderen Sozialprojekts.
In der Bundeshauptstadt wird ein architektonisch anspruchvolles Haus im neu
gegründeten Sonnwendviertel, im 10. Wiener Gemeindebezirk in der Nähe des neuen
Wiener Hauptbahnhofes entstehen.
Ablauf:
Statements:
- Univ-Prof. Dr. Siegfried Meryn / CAPE 10 Stiftung "Konzept: CAPE 10 - Ein
Ort der Begegnung. Für Alle."
- Dkfm. Hans Schmid / CAPE 10 Stiftung "Von der Idee zur Realität" mehr...
- Haase: Bundesunterstützung ist wichtiges Signal für Länder und Kommunen Berlin (ots) - Keine Veranlassung, die erhöhte Gewerbesteuerumlage
zu verlängern
Am gestrigen Donnerstag hat der Deutsche Bundestag das Gesetz zur
fortgesetzten Beteiligung des Bundes an den Integrationskosten der
Länder und Kommunen und zur Regelung der Folgen der Abfinanzierung
des Fonds "Deutsche Einheit" beschlossen. Dazu erklärt der
Vorsitzende der Arbeitsgemeinschaft Kommunalpolitik der
CDU/CSU-Fraktion im Deutschen Bundestag, Christian Haase:
"Die Verlängerung der Bundesunterstützung für Integrationskosten
der Länder mehr...
- NOZ: Grünen-Chef zu Ferkelkastration: Groko lässt sich von Industrie auf der Nase herumtanzen Osnabrück (ots) - Grünen-Chef zu Ferkelkastration: Groko lässt
sich von Industrie auf der Nase herumtanzen
Habeck: Armutszeugnis für Union und SPD
Osnabrück. Grünen-Chef Robert Habeck hat die Verschiebung des
Verbots der betäubungslosen Ferkelkastration als Armutszeugnis für
Union und SPD kritisiert. In einem Gespräch mit der "Neuen
Osnabrücker Zeitung" sagte Habeck, die Parteien und die Regierung
seien vor den Lobbyisten eingeknickt. "Das ist ein Armutszeugnis für
die Große Koalition", so Habeck.
Die Bundesregierung mehr...
- Sozialverband: Armutsrisiko Behinderung wird unterschätzt (FOTO) Berlin (ots) -
Zum Welttag der Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember fordert
der Sozialverband SoVD schärfere Sanktionen für Arbeitgeber, die
trotz Gesetzespflicht keine Menschen mit Behinderungen einstellen.
"Armut ist oft eine Folge von Arbeitslosigkeit. Und die trifft
Menschen mit Behinderungen besonders stark", erklärt Adolf Bauer,
Präsident des Sozialverband SoVD, anlässlich des Welttages der
Menschen mit Behinderungen am 3. Dezember. "Während die
Arbeitslosigkeit bundesweit sinkt, hat sich die Situation der
behinderten mehr...
- DAK-Gesundheit plant neue Leistung zur HIV-Prophylaxe Hamburg (ots) - Die DAK-Gesundheit beabsichtigt, künftig die Kosten für die
sogenannte PrEP zu übernehmen. Dabei handelt es sich um eine medikamentöse
HIV-Prophylaxe, die eine Infektion verhindern kann. Im Zentrum stehen
Arzneistoffe, die als HIV-Medikamente lang erprobt sind, aber auch vorbeugend
eingesetzt werden können. Der Verwaltungsrat der Krankenkasse will eine neue
Satzungsleistung für die PrEP beschließen. Die Deutsche AIDS-Hilfe begrüßt den
ersten Vorstoß einer großen gesetzlichen Krankenkasse in dieser Richtung. Die
DAK-Gesundheit mehr...
|
|
|
Mehr zu dem Thema Aktuelle Politiknachrichten
Der meistgelesene Artikel zu dem Thema:
LVZ: Leipziger Volkszeitung zur BND-Affäre
durchschnittliche Punktzahl: 0 Stimmen: 0
|