Allg. Zeitung Mainz: Seriös / Kommentar von Reinhard Breidenbach zum Rundfunkbeitrag
Geschrieben am 13-12-2018 |
Mainz (ots) - Mit dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk verhält es
sich ungefähr so wie mit der Demokratie: Sie ist keineswegs ideal.
Aber etwas Besseres existiert nicht. Wohl wahr: Es gilt einige Kröten
zu schlucken. Man mag den Beitrag, der zur Finanzierung des
öffentlich-rechtlichen Rundfunks nötig ist - ob unbedingt in dieser
Höhe, steht auf einem ganz anderen Blatt - nun "verordnete Abgabe"
nennen oder "Zwangsabgabe": Zahlen zu müssen, unabhängig davon, ob
man tatsächlich konsumiert, das ist juristisch schon hart an der
Kante. Hinzu kommt: Die vom Bundesverfassungsgericht verlangte
Staatsferne von ARD und ZDF ist nach wie vor eine ziemliche Illusion.
Die politischen Parteien sind massiv vertreten. Kleiner Trost: Da
alle relevanten Farben agieren, kann keine dauerhaft über die Stränge
schlagen. Dennoch sind die Fälle von Einflussnahme, vollendet oder
versucht, Tiefpunkte der Rundfunkgeschichte. Erinnert sei nur daran,
wie Roland Koch als hessischer CDU-Regierungschef 2009 den
ZDF-Chefredakteur Nikolaus Brender abschoss, weil jener der Union
nicht recht(s) genug war. Umgekehrte Fälle - rote Politik bremst
schwarze Rundfunkchefs aus - gibt es freilich auch. Grundsätzlich ist
eine Job-Verteilung nach Parteibuch, zugunsten oder zulasten welcher
Couleur auch immer, alles andere als ein zufriedenstellender Zustand.
Jedoch: Fast das ganze Leben ist ein Abwägen. Heißt hier: Letztlich
bedeutsamer als all das Negative und Ärgerliche am
öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist seine herausragende Kompetenz und
Seriosität. In Krieg und Krisen ist das fast unbezahlbar.
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Allgemeine Zeitung Mainz
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