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BGA: Handel startet mit gedämpften Erwartungen in das Jahr - Staat und Unternehmen besser aufstellen

Geschrieben am 18-12-2018

Berlin (ots) - "Nach einem Jahr der gemischten Gefühle und
Entwicklungen gehen wir mit gedämpften Erwartungen ins neue Jahr. Das
liegt nicht nur an dem getrübten internationalen Umfeld. Vielmehr
ging dem Großhandel nach einem starken ersten Halbjahr die Kraft aus.
Und nachdem der Großhandel ein wichtiger Indikator und Grundlage für
die Industrie- und Exportentwicklung ist, deutet dies darauf hin,
dass der konjunkturelle Scheitelpunkt überschritten ist - zumal die
Großhändler ihre Aussichten in unserer aktuellen Unternehmerumfrage
zurückhaltender als noch im Sommer bewerten." Dies erklärt Dr. Holger
Bingmann, Präsident des Bundesverbandes Großhandel, Außenhandel,
Dienstleistungen (BGA), zu den Ergebnissen der aktuellen
Unternehmensbefragung des Verbandes.

Großhandelsklima: Indikator am Scheideweg

Der BGA-Großhandelsindikator ist zum Jahreswechsel 2018/19 trotz
solider Lage spürbar um sieben Punkte gesunken auf knapp über 124
Punkte. Schätzen die Unternehmer die Lage mit 132 Punkten in etwa auf
Vorjahresniveau ein, sind die Erwartungen deutlich zurückgegangen.
Dieser Teilindikator fiel um rund 16 Punkte auf nur noch 117 Punkte.
Ursächlich hierfür sind ausreichende Kapazitäten bei rückläufigen
Auftragseingängen. Sowohl das wirtschaftliche als auch das
wirtschaftspolitische Umfeld überzeugen die Unternehmen nicht,
zusätzliche Investitionen zu tätigen. Zudem monieren sie vor allem
Geschäfts- und Investitionshürden sowie das Fehlen von Fachkräften
und Auszubildenden in Deutschland.

Der BGA rechnet vor diesem Hintergrund im Großhandel für das
laufende Jahr 2018 mit einem realen Wachstum von 0,6 Prozent und
einem nominalen Wachstum von gut 3 Prozent. Dies ergibt einen neuen
Umsatzrekord von fast 1.300 Milliarden Euro - wobei eben ein nicht
unerheblicher Teil des Zuwachses auf steigenden Preisen infolge
knapper Ressourcen und erhöhter Energiekosten basiert. Die
Preisentwicklung wird nach BGA-Einschätzung auch 2019 anhalten, die
Umsätze aber auf Grund des verhaltenen Ausblicks nur um 2,5 Prozent
steigen und der reale Zuwachs sogar lediglich 0,1 Prozent betragen.
Nominal ergibt dies ein Umsatzvolumen in Höhe von 1.327 Milliarden
Euro im kommenden Jahr 2019.

Die nachlassende Dynamik schlägt sich auch auf die
Gesamtwirtschaftsleistung nieder. Hier erwartet der BGA für 2019
einen Anstieg von real 1,3 Prozent nach einem BIP-Wachstum von 1,6
Prozent im laufenden Jahr 2018 und noch 2,2 Prozent 2017.

Politisches und staatliches Handeln beschleunigen

"Es gilt politisches und staatliches Handeln zu beschleunigen, um
bei dem Veränderungstempo des digitalen Wandels mitzukommen und nicht
abgehängt zu werden. Unternehmensinvestitionen in Höhe von 1.200
Milliarden Dollar weltweit, allein in diesem Jahr, befeuern diesen
Wandel", so der BGA-Präsident. Hier müsse die Politik ansetzen: Staat
und Unternehmen besser aufstellen und sie agiler machen, anstatt die
Steuergelder mit der Gießkanne großzügig zu verteilen.

Auf der Prioritätenliste der Unternehmen steht der Ausbau der
digitalen Infrastruktur ganz weit vorne. Mehr als jedes zweite
Unternehmen sieht hier den dringendsten politischen Handlungsbedarf.
Es folgt die Modernisierung des Steuerrechts mit dem klaren Wunsch
nach Entlastungen und vor allem Erleichterung für alle. Zwei von drei
Unternehmen sehen nach der US-Steuerreform bestehenden
Handlungsbedarf auch in Deutschland.

Sie drängen darauf, die letzte Unternehmensteuerreform aus dem
Jahr 2008 zu überarbeiten. Und über 80 Prozent halten auch die
komplette Abschaffung des Solidaritätszuschlags für überfällig. Die
Anhebung von Grundfreibetrag, Kinderfreibetrag und Kindergeld
entspräche weitgehend nur dem, was ohnehin verfassungsrechtlich
geboten sei, hob Bingmann hervor - und weiter: "Mit einer
Abschaffung des Solidaritätszuschlages noch in dieser
Legislaturperiode könnte die Politik ein Zeichen gegen
Politikverdrossenheit bei den Steuerzahlern setzen."

Das beschlossene Rentenpaket mit der sogenannten Mütterrente II,
der Erwerbsminderungsrente sowie für Midi-Jobber, das bis 2025 mit
rund 32 Milliarden Euro zu Buche schlägt, sowie das Ziel der
doppelten Haltelinien - das Rentenniveau bis 2025 auf 48 Prozent zu
halten und gleichzeitig den Beitragssatz auf 20 Prozent zu begrenzen
- trifft bei den befragten Großhändlern auf Unverständnis. Fast neun
von zehn der befragten Unternehmen plädieren, an der weiterhin
gleitenden Anpassung an den demographischen Wandel festzuhalten oder
das Altersvorsorgesystem grundlegend zu reformieren. Die
Überlegungen, nun auch noch Hartz IV abzuschaffen, halten die
befragten Großhändler für eine Schnapsidee. Gerade einmal drei
Prozent befürworten dies.

"Wir alle spüren: Derzeit werden die Karten neu gemischt,
politisch wie technologisch. Und da haben wir als viertgrößte
Volkswirtschaft der Welt mit unseren Fähigkeiten und Möglichkeiten
einen klaren Wettbewerbsvorteil und eine sehr gute Ausgangsbasis -
eine viel bessere als die meisten anderen. Wir haben auch im
digitalen Zeitalter alle Chancen, ganz vorne dabei zu sein, wenn wir
alle gemeinsam und individuell unsere Hausaufgaben machen. Es wäre
tragisch, wenn wir sie nicht nutzten, denn zugleich finanziert unser
wirtschaftlicher Erfolg einen der größten Sozialstaaten weltweit.
Dazu müssen die zweifelsohne vorhandenen Defizite in öffentlicher
Verwaltung und Infrastruktur viel konsequenter angegangen werden", so
Bingmann abschließend.

45, Berlin, 18. Dezember 2018



Pressekontakt:
Ansprechpartner:
André Schwarz
Pressesprecher
Telefon: 030/ 59 00 99 520
E-Mail: Andre.Schwarz@bga.de

Original-Content von: BGA Bundesverb. Großhandel, Außenhandel, Dienstleistungen e.V., übermittelt durch news aktuell


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