Westfalen-Blatt: Trotz Lehrermangels: NRW erschwert Referendaren aus Niedersachsen Zugang zu Grundschulen
Geschrieben am 16-01-2019 |
Bielefeld (ots) - Trotz tausender fehlender Grundschullehrer hat
das NRW-Schulministerium die Zugangsvoraussetzungen für Referendare
aus Niedersachsen verschärft. Nach Informationen des
WESTFALEN-BLATTES sollten die neuen Bestimmungen ab Mai gelten, sie
wurden jetzt aber überraschend ausgesetzt.
In der vergangenen Woche wurde Studenten in Niedersachsen
mitgeteilt, dass Nordrhein-Westfalen ab Mai für das Referendariat
mindestens acht Leistungspunkte in Mathematik und acht in Deutsch
verlange. Wer aber beispielsweise in Niedersachsen Deutsch und
Sachkunde studiere, erreiche die acht Mathepunkte nicht (oder die
acht Deutschpunkte, wenn er Mathe studiert). »Das Land NRW hat diese
Änderung des Vorgehens nicht angekündigt«, heißt es in einer Mail der
Uni Osnabrück. Entsprechende Probleme mit anderen Bundesländern seien
»nicht bekannt«. In beiden Bundesländern müssen Lehramtsstudenten
sechs Semester für den Bachelor und vier Semester für den "Master of
Education" studieren und 300 Leistungspunkte erreichen. Deren
Verteilung ist aber wegen der unterschiedlich angelegten Studiengänge
anders.
Für die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) in
Nordrhein-Westfalen ist die Verschärfung der Anforderungen nicht
nachvollziehbar. Die stellvertretende Landesvorsitzende Maike Finnern
sagte dem WESTFALEN-BLATT, in den kommenden zehn Jahren könnten nicht
alle offenen Lehrerstellen besetzt werden. »Bis 2040 fehlen an
Grundschulen, Haupt-, Real-, Sekundar- und Gesamtschulen nach
Ministeriumsangaben 15.000 Lehrer.« Dass Schulministerin Yvonne
Gebauer in dieser Situation die Zugangsvoraussetzungen für
Grundschulreferendare von niedersächssischen Unis verschärfe, sei
nicht nachzuvollziehen. »Ein Master of Education muss in ganz
Deutschland gelten. Alles andere versteht doch kein Mensch!« Die
Gewerkschafterin sagte weiter, es gehe auch nicht, dass eine solche
neue Regelung Menschen »mitten in ihrer Ausbildung« träfe. »Man
plant doch sein Studium.«
Wie die Studenten in Niedersachen die fehlenden Punkte erwerben
können, ist noch ungeklärt. Ihnen wurde mitgeteilt, die Universität
sei noch im Gespräch mit NRW. Berthold Paschert, Sprecher der GEW in
Nordrhein-Westfalen: »Wir haben dieses Chaos kommen sehen und das
Schulministerium davor gewarnt.«
Gab es deshalb im letzten Moment ein Einsehen in Düsseldorf? Ein
Sprecher des Ministeriums erklärte gegenüber dem WESTFALEN-BLATT,
man werde »bis auf Weiteres für eine Übergangszeit« niedersächsische
Lehramtsprüfungen mit lediglich zwei Fächern anerkennen, sofern eines
der Fächer Mathematik oder Deutsch sei. Die Frage, wie lange die
Übergangszeit dauern werde, beantwortete der Sprecher nicht.
Nach Angaben des Schulministeriums werden Referendare in NRW ab
Mai in Deutsch, Mathe und einem weiteren Fach ausgebildet. 
Dies erfordere ein vorausgegangenes Studium in Deutsch und Mathe »auf
einem fachlichen Mindestniveau.« So würden Lehramtsanwärter besser
auf die Klassenleitung und die Unterrichtsgestaltung vorbereitet,
hieß es aus dem Ministerium.
Pressekontakt:
Westfalen-Blatt
Christian Althoff
Telefon: 0521 585-261
c.althoff@westfalen-blatt.de
Original-Content von: Westfalen-Blatt, übermittelt durch news aktuell
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