Allg. Zeitung Mainz: Augiasstall / Reinhard Breidenbach zum Wehrbeauftragten
Geschrieben am 29-01-2019 |
Mainz (ots) - Wehrbeauftragte sehen sich zu Recht als Anwälte und
Speerspitze für die Anliegen der Soldatinnen und Soldaten, und der
Klang der entsprechenden Jahresberichte ist dann bisweilen schon mal
"Tschingderassabum". Aber wenn nun Hans-Peter Bartels von einem
"Bürokratiemonster" bei der Bundeswehr spricht, dann hat er - leider
- recht. Mehr noch: Die Zustände um fahrunfähige Panzer, bei Hitze
gehemmte Gewehre und wasserscheue Marine-Hubschrauber ließen sich
sogar noch deutlicher umschreiben: Augiasstall oder, mit Verlaub:
Saustall. Dass sich Ursula von der Leyen keine Mühe gäbe, diesen
Stall auszumisten, kann man ihr kaum nachsagen. Allein: Die Resultate
sind nicht so. Und was die Auftragsvergabe an externe Berater angeht:
Da hat die Ministerin dann auch persönlich arg geschwächelt.
Kostenmanagement funktioniert nicht, Controlling auch nicht, zudem
soll Korruption im Spiel gewesen sein - was zumindest, wenn auch auf
traurige Weise, erklären würde, warum sich Lieferanten von
Wehrmaterial Verspätungen und eklatante Preiserhöhungen erlauben
konnten, ohne auch nur ein böses Wort zu ernten. Die Forderung des
Wehrbeauftragten, auch das Verwaltungs- und Personalmanagement
deutlich stärker in die Hand hochrangiger Militärs zu legen und sich
weniger auf zivile Beamte zu verlassen, ist offensichtlich nur allzu
berechtigt. Soldaten denken anders. Das muss nicht in jeder
Lebenslage optimal sein. Aber wenn es etwa darum geht, für den
lebensbedrohlichen Einsatz in Afghanistan anständiges Material und
geeignetes Personal zu beschaffen, vermutlich schon.
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