Große Mehrheit für digitale Hauptuntersuchung von Fahrzeugen
Geschrieben am 18-02-2019 |
Berlin (ots) - +++ Zwei Drittel befürworten Prüfung
automatisierter Funktionen wie Notbremsassistent oder Abstandshalter
+++ Gesetzliche Voraussetzungen für digitale Sicherheitsprüfungen
fehlen +++ Sachverständigentag von TÜV-Verband und DEKRA
Mit dem Auto ohne eigenes Zutun Abstand halten, automatisch in der
Fahrspur bleiben oder im Notfall eine Vollbremsung machen: moderne
Fahrzeuge werden immer digitaler und per Internet vernetzt. Das macht
das Autofahren bequemer und insgesamt sicherer, schafft aber neue
Risiken. Die Systeme könnten im laufenden Betrieb ausfallen, weil
beispielsweise Sensoren defekt sind oder kriminelle Hacker
eingreifen. "Wir brauchen ein Sicherheitskonzept für die digitalen
Funktionen von modernen Fahrzeugen", sagte Dr. Michael Fübi,
Präsident des TÜV-Verbands (VdTÜV), anlässlich des
"Sachverständigentags 2019" in Berlin. "Digitale Fahrzeugsysteme
sollten wie analoge oder elektronische Komponenten bei der
Hauptuntersuchung sowie bei der Zulassung neuer Modelle auf ihre
Sicherheit und Funktionsfähigkeit geprüft werden." Das sieht auch
eine breite Mehrheit in der Bevölkerung so: Zwei von drei
Bundesbürgern (67 Prozent) sind der Meinung, dass automatisierte
Funktionen in Fahrzeugen Bestandteil der Hauptuntersuchung sein
sollten. 28 Prozent halten das für nicht erforderlich und 5 Prozent
machen keine Angaben. Das hat eine repräsentative Forsa-Umfrage im
Auftrag des TÜV-Verbands unter 1.002 Personen ab 18 Jahren ergeben.
Bisher sind digitale Sicherheitsprüfungen aber nicht möglich, weil
die gesetzlichen Voraussetzungen fehlen. "Die Prüforganisationen
müssen Zugang zu sicherheitskritischen Daten und der Software der
Fahrzeuge bekommen. Nur so können sie Risiken nachvollziehbar
bewerten", betonte Fübi. Dafür sei ein erweiterter gesetzlicher
Prüfauftrag dringend erforderlich.
"Automatisierte Fahrfunktionen und andere sicherheitsrelevante
elektronische Systeme haben großes Potenzial für die
Verkehrssicherheit. Sie können ihren Nutzen aber nur entfalten, wenn
sie über die gesamte Nutzungsdauer des Fahrzeugs hinweg zuverlässig
funktionieren", so DEKRA Vorstandsmitglied Clemens Klinke. "Um das
sicherzustellen, ist es unerlässlich, dass sie im Rahmen der
Hauptuntersuchung geprüft werden. Die Hauptuntersuchung muss dazu
ständig weiterentwickelt werden, damit sie der Fahrzeugtechnik
angemessen ist." Schon im Rahmen der Typzulassung neuer
Fahrzeugmodelle, so Klinke, müsse die spätere periodische
Fahrzeugüberwachung mit einbezogen werden, so dass die entsprechenden
Prüfmöglichkeiten gegeben sind.
Beim "Sachverständigentag 2019" von TÜV-Verband und DEKRA
diskutieren am 18. und 19. Februar in Berlin rund 500
Verkehrsexperten, Prüfingenieure, IT-Experten und Politikvertreter
über die Herausforderungen der mobilen Gesellschaft. Ein zentrales
Thema sind die technischen, organisatorischen und politischen
Voraussetzungen für die praktische Umsetzung der digitalen
Hauptuntersuchung sowie der digitalen Typgenehmigung. Im Fokus der
Vorträge und Diskussionsrunden steht außerdem die Frage, wer unter
welchen Voraussetzung Zugang zu den in vernetzten Fahrzeugen
erzeugten Daten bekommen soll. Weitere Themen sind die Reduzierung
von Abgasemissionen sowie der Umgang mit Geräuschemissionen, was vor
dem Hintergrund von Dieselfahrverboten und der Diskussion über
geringere Umweltbelastungen durch den Verkehr besondere Aktualität
hat. Nicht zuletzt steht der Mensch im Mittelpunkt: Die Expertinnen
und Experten beschäftigen sich zum Beispiel mit der Frage, wie sich
mit der rasanten Verbreitung von Assistenzsystemen die
Fahreignungsprüfung weiterentwickeln muss.
Die Keynotes halten der renommierte Philosoph Prof. Julian
Nida-Rümelin, Guido Beermann, Staatssekretär im
Bundesverkehrsministerium, sowie Bernhard Mattes, Präsident des
Automobilverbands VDA. Beim politischen Abend diskutiert
VdTÜV-Präsident Dr. Michael Fübi unter anderem mit Cem Özdemir,
Vorsitzender des Ausschusses für Verkehr und digitale Infrastruktur
im Deutschen Bundestag, und Ines Jesse, Staatssekretärin des
Ministeriums für Infrastruktur und Landesplanung in Brandenburg.
Weitere Informationen zum Sachverständigentag sind abrufbar unter:
www.vdtuev.de/sachverstaendigentag
Methodik-Hinweis: Grundlage der Angaben ist eine repräsentative
Telefon-Umfrage des Marktforschungsinstituts Forsa im Auftrag des
TÜV-Verbands unter 1.002 Personen ab 18 Jahren. Die Frage lautete:
"Neuere Fahrzeuge verfügen immer häufiger über automatisierte
Funktionen wie z.B. Notbremsassistent, Abstandshalter, Stauassistent
oder Einparkautomatik. Sollten diese automatisierten Funktionen Ihrer
Meinung nach Bestandteil der Hauptuntersuchung sein oder halten Sie
das nicht für erforderlich?"
Über den TÜV-Verband: Der Verband der TÜV e.V. (VdTÜV) vertritt
die politischen und fachlichen Interessen seiner Mitglieder gegenüber
Politik, Verwaltung, Wirtschaft und Öffentlichkeit. Gewachsen aus
einer über 130-jährigen Tradition, setzt sich der TÜV-Verband für
technische Sicherheit und das Vertrauen in Produkte, Anlagen und
Dienstleistungen durch unabhängige Prüfungen ein. Mit seinen
Mitgliedern verfolgt er das Ziel, das hohe Niveau der technischen
Sicherheit in unserer Gesellschaft zu wahren und sichere
Rahmenbedingungen für den digitalen Wandel zu entwickeln.
Pressekontakt:
Maurice Shahd
Pressesprecher
Verband der TÜV e.V. (VdTÜV)
Friedrichstraße 136 | 10117 Berlin
T +49 30 760095-320
presse@vdtuev.de
Original-Content von: VdTÜV Verband der TÜV e.V., übermittelt durch news aktuell
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