NOZ: Spahn beauftragt Selbstverwaltung mit Psychotherapie-Reform
Geschrieben am 27-02-2019 |
Osnabrück (ots) - Spahn beauftragt Selbstverwaltung mit
Psychotherapie-Reform
Gesundheitsminister zieht eigenen Gesetzentwurf zurück: "Ärzte und
Kassen sind jetzt am Zuge" - Lauterbach kündigt eigenen Vorschlag an
Osnabrück. Nach seinem gescheiterten Versuch, den Zugang zu
Psychotherapien neu zu regeln, hat Bundesgesundheitsminister Jens
Spahn (CDU) die medizinische Selbstverwaltung mit der Reform
beauftragt. Der Gemeinsame Bundesausschuss solle Vorschläge
ausarbeiten, um "die Behandlung besser zu strukturieren und zu
koordinieren" sagte Spahn im Interview mit der "Neuen Osnabrücker
Zeitung": "Die Selbstverwaltung der Ärzte, Krankenkassen und Kliniken
ist jetzt am Zuge."
Der Auftrag wurde in den Gesetzentwurf zur Reform der
Psychotherapeutenausbildung aufgenommen, der an diesem Mittwoch
(27.2.) ins Kabinett geht. "Der Gesetzgebungsprozess startet", sagte
Spahn. "Psychisch kranke Menschen dürfen nicht durchs System irren,
bevor sie Hilfe bekommen", begründete er seinen neuen Anlauf und gab
das Ziel vor: "Ihre ersten Anlaufstellen, ob Hausarzt,
Psychotherapeut, Suchtberatungsstelle oder Familiendienst, müssen
besser zusammen arbeiten."
SPD-Gesundheitsexperte Karl Lauterbach begrüßte, dass Spahn seinen
eigenen Gesetzentwurf, der angeblich neue Hürden für Psychotherapien
vorsah, zurückgezogen hat: "Es ist gut, dass der Vorschlag des
Gesundheitsministers jetzt vom Tisch ist", sagte Lauterbach der
"NOZ". Allerdings werde er nicht akzeptieren, dass Ärzte, Kassen und
Kliniken die Reform übernehmen sollen. "Die Versorgung schwer
psychisch Kranker zu verbessern ist eine politische Aufgabe. Die
dürfen wir nicht an die Selbstverwaltung abschieben, weil wir uns
nicht einigen können", sagte Lauterbach. Das Problem habe sich über
Jahrzehnte aufgebaut und dürfe nicht mehr auf die lange Bank
geschoben werden.
Auch die Bundespsychotherapeutenkammer (BPtK) zeigte sich
erleichtert über das Aus für Spahns eigenen Gesetzentwurf. "Wer eine
psychotherapeutische Behandlung braucht, wartet in Deutschland in
ländlichen Regionen fünf bis sechs Monate. Dieses Problem lässt sich
nicht durch zusätzliche Hürden beim Zugang zur psychotherapeutischen
Behandlung lösen", sagte BPtK-Präsident Dietrich Munz der "NOZ". "Wir
sind sehr froh, dass Herr Spahn diesen Ansatz fallen lässt."
Die BPtK fordert deutliche Verbesserungen für Menschen mit
schweren psychischen Leiden. "Für Patienten, die nicht nur
Psychotherapie und Pharmakotherapie brauchen, sondern darüber hinaus
soziotherapeutische Unterstützung, psychiatrische Krankenpflege,
Ergotherapie und die Angebote der Gemeindepsychiatrie, gibt es im
ambulanten Bereich keine koordinierten Behandlungsangebote",
kritisierte Munz. Bisher fehlten dafür alle Voraussetzungen - von der
Beschreibung der dafür notwendigen Leistungen bis zu deren Vergütung.
"Wenn Herr Spahn dieses Problem aufgreift, wäre das gut", sagte der
BPtK-Präsident der "NOZ".
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Neue Osnabrücker Zeitung
Redaktion
Telefon: +49(0)541/310 207
Original-Content von: Neue Osnabrücker Zeitung, übermittelt durch news aktuell
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