Asiens Großangriff auf Europas Logistiker / 3. Oliver Wyman-Analyse zu Logistik-Start-ups und globalen Risikokapital-Investitionen
Geschrieben am 01-03-2019 |
München (ots) - Kapitalstarke Logistik-Start-ups und Ableger von
Handelsriesen aus Fernost machen sich bereit für den Sprung nach
Europa. Nach einer Analyse von Oliver Wyman wurden im Jahr 2018
weltweit zwölf Milliarden US-Dollar Risikokapital in der
Logistikbranche verteilt. Das entspricht mehr als einer
Verdreifachung gegenüber dem Vorjahr. Auffällig ist der Druck aus
Fernost: Mit 7,1 Milliarden US-Dollar entfielen mehr als die Hälfte
der Investitionen auf nur drei Unternehmen: Go-Jek aus Indonesien
sowie JD Logistics und Manbang aus China. Mit ihrer
Expansionsstrategie und ihrem oft überlegenen technologischen
Know-how bedrohen die neuen Anbieter das Geschäft europäischer
Spediteure. Um mitzuhalten und bestehende Kunden zu binden, müssen
die etablierten Unternehmen ihre Digitalisierungsinitiativen
beschleunigen - und ihre vorhandenen Trümpfe richtig ausspielen.
Alibaba bestätigte im November 2018, dass in Belgien das erste
europäische Logistikzentrum eröffnet wird. Die internationale
Expansionsstrategie des Online-Riesen verfolgt das Ziel, weltweit
Lieferungen innerhalb von 72 Stunden durchzuführen. Trotz aktueller
Herausforderungen im Heimatmarkt plant auch JD.com, ein weiterer
aufstrebender Online-Händler aus China, eine stufenweise Expansion in
Europa; Investitionen in Milliardenhöhe sollen zum Erfolg führen.
Diese Entwicklung fordert nicht nur Händler, sondern auch Logistiker
heraus, da die Konkurrenz aus China ihre Warensendungen über eigene
Transportunternehmen abwickeln wird - und diese auch für Aufträge
anderer Unternehmen öffnen will.
Für die angestammten Spediteure sind das brisante Nachrichten -
aus zwei Gründen: "Große Logistikvolumina werden für etablierte
Logistikanbieter nicht mehr erreichbar, weil die neuen Wettbewerber
aus Fernost diese intern abwickeln werden", sagt Max-Alexander
Borreck, Principal und Logistikexperte bei der Strategieberatung
Oliver Wyman. "Und sie streben zudem mit modernster Technik danach,
etablierten Anbietern Marktanteile abzujagen. Europäische Logistiker
müssen sich für diesen neuen Wettbewerb wappnen", so Borreck.
Milliarden für die Expansion
Massive Investitionen stützen die Expansion. Eine neue Analyse von
Oliver Wyman zeigt, dass die Investitionen in Logistik-Start-ups
sowie Spin-offs großer Konzerne rasant zunehmen. In 2018 haben sie
sich im Vergleich zum Vorjahr mit zwölf Milliarden US-Dollar mehr als
verdreifacht. Mit 7,1 Milliarden US-Dollar entfiel mehr als die
Hälfte des Risikokapitals auf drei asiatische Unternehmen: JD.com
stärkte sich mit 2,5 Milliarden US-Dollar. Go-Jek, eine indonesische
Online-Plattform für Kurierdienste, konnte 2,7 Milliarden US-Dollar
einsammeln, unter anderem vom chinesischen Internet-Konzern Tencent.
Die chinesische Manbang Group, eine digitale Frachtbörse, erhielt 1,9
Milliarden US-Dollar Kapital - zu den Gebern zählen der japanische
Technologiekonzern Softbank und der US-Internetriese Google. "Die
jungen Unternehmen erreichen damit rasant eine finanzielle
Ausstattung auf dem Niveau etablierter Player", sagt Joris D'Incà,
Partner bei Oliver Wyman und Co-Autor der Analyse.
Acht asiatische Vertreter, sechs US-Firmen und ein brasilianisches
Start-up finden sich in der Top-15-Liste jener Unternehmen, die mit
mindestens 100 Millionen US-Dollar in 2018 finanziert wurden.
Europäische Unternehmen sind nicht vertreten. In der DACH-Region sind
die Investitionen in Logistik-Start-ups im Jahr 2018 auf 73 Millionen
US-Dollar angewachsen, im Vorjahr waren es noch 58 Millionen. Jedoch
ist das Wachstum in 2018 stark durch die Finanzierungsrunde eines
einzelnen, Schweizer Start-ups getrieben. Investitionen in deutsche
Start-ups sind gegenüber 2017 gesunken - von rund 45 auf 32 Millionen
US-Dollar. Die Zahl der aktiven Start-ups stieg im gleichen Zeitraum
von rund 60 auf rund 70. Insgesamt kommt Europa auf Investitionen von
gerade einmal 200 Millionen US-Dollar.
Asiatische Wachstums-Champions werden ihre Stärken ausspielen
Die Angreifer aus Fernost haben eine Reihe von Vorteilen gegenüber
den klassischen Spediteuren, so D'Incà: "Sie sind als digitale
Unternehmen gegründet worden und spielen diese Stärke von Tag eins an
auch aus. Zudem verfügen sie über Zugang zum chinesischen Import- und
Exportmarkt und zu schnell wachsenden, chinesischen Technologie- und
Konsumgüterunternehmen."
Etablierte Logistiker haben den digitalen Wettbewerb inzwischen
mit hohem Ressourcenaufwand aufgenommen. Im Mittelpunkt stehen bisher
die Digitalisierung der Kundenschnittstelle durch Online- und
App-Lösungen sowie die Automation operativer Prozesse, beispielsweise
mittels Robotern. In weiteren Feldern der Digitalisierung, wie dem
Einsatz von "Big Data"-Analytics zur Optimierung von Netz- und
Lieferantensteuerung oder der Automation administrativer Prozesse
mittels Robotic Process Automation (RPA), arbeiten führende
Logistiker an Prototypen. "Viele Initiativen werden von Logistikern
in Eigenregie angetrieben", sagt Borreck. "Dabei können
Partnerschaften mit externen Technologielieferanten - darunter
durchaus auch Start-ups - sinnvoll sein, um die Digitalisierung im
Kerngeschäft zu erhöhen und im Wettbewerb mit neuen Angreifern zu
bestehen."
Die Digitalisierungs-Experten von Oliver Wyman skizzieren ein
mögliches Zielbild für etablierte Logistiker. "Die schnelle
Digitalisierung und Besetzung der Kundenschnittstelle durch die
Logistiker ist absolut der richtige Weg", sagt Thilo
Grunwald-Heinrich, Berater bei Oliver Wyman. Wichtig ist aber, dass
die Digitalisierung damit nicht endet, sondern auf sämtliche Prozesse
im Unternehmen erweitert wird. Und das braucht, laut
Grundwald-Heinrich, externe Partner: "Logistiker müssen
Technologie-Kompetenz für Kernprozesse und die Gesamtarchitektur
aufbauen. Für viele zukünftig wichtige Aktivitäten wie Payment,
Daten-Visualisierung oder Tracking gibt es externe Lösungen, die
mittels moderner Schnittstellentechnologie eingebunden werden
können."
Die komplette 3. Oliver Wyman-Analyse zu Logistik-Start-ups und
globalen Risikokapital-Investitionen steht auf Anfrage zur Verfügung.
ÜBER OLIVER WYMAN
Oliver Wyman ist eine international führende Strategieberatung mit
weltweit über 5.000 Mitarbeitern in mehr als 50 Büros in rund 30
Ländern. Wir verbinden ausgeprägte Branchenexpertise mit hoher
Methodenkompetenz bei Digitalisierung, Strategieentwicklung,
Risikomanagement, Operations und Transformation. Wir schaffen einen
Mehrwert für den Kunden, der seine Investitionen um ein Vielfaches
übertrifft. Wir sind eine hundertprozentige Tochter von Marsh &
McLennan Companies (NYSE: MMC). Unsere Finanzstärke ist die Basis für
Stabilität, Wachstum und Innovationskraft. Weitere Informationen
finden Sie unter www.oliverwyman.de. Folgen Sie Oliver Wyman auf
Twitter @OliverWyman.
Pressekontakt:
Maike Wiehmeier
Communications Manager DACH
Oliver Wyman
Tel. +49 89 939 49 464
Mobil +49 175 2905074
maike.wiehmeier@oliverwyman.com
Original-Content von: Oliver Wyman, übermittelt durch news aktuell
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